Mahlzeit,
besser spät als nie: mich hier im Forum auszukotzen geht mir bereits seit dem Stau während der Anfahrt zum diesjährigen W:O:A durch den Kopf. Inzwischen ist vieles von dem, was ich dabei loswerden wollte, eh schon geschrieben worden - logisch. Aber längst nicht alles, also macht das vielleicht für noch jemanden außer mir Sinn.
Zur Info:
Mein erstes W:O:A war 2003, wo man sich auch schon "größtes Metalfestival der Welt" schimpfte, soweit ich mich entsinne. Großes Ding in jedem Fall. Ich hatte Spaß ohne Ende, und hab anschließend im Freundeskreis kräftig die Werbetrommel gerührt: so 'ne geile Party wollte ich auch andere erleben lassen. Dito 2004 und 2005: auch wenn es Jahr für Jahr merklich voller wurde, war noch alles im grünen Bereich - Rain or Shine.
2006 ging es dann, unter ansonsten optimalen Bedingungen für mich persönlich (bei den Metalheadz voran gezeltet, Backstagezugang am Freitag, Klos in erreichbarer Entfernung usw.) los: auf dem Festivalgelände war es schlichtweg zu voll. Ich hatte auch in den beiden Vorjahren kleine Leute (Sohn, Freundin) mit, aber die haben immer noch was mitbekommen von den Bands, die auf den Bühnen standen - Finntroll auf der Partystage mal ausgenommen...
'06 war es aber IMMER und ÜBERALL erschreckend voll, so dass ich mir einige Bands direkt ganz gekniffen habe - der (überschneidungsfreie) Sound von der True Stage kam bei mir aufm Zeltplatz eh noch an, und gesehen hab ich da auch genauso viel - nämlich nix. Mit Reklame machen war es danach schon mal vorbei, aber schlimmer konnte es ja eigentlich nicht mehr werden, da '06 angeblich ja auch schon ausverkauft war... aber es kam schlimmer.
Wacken '07:
Anreise (wie '03 bis '06 auch) Mittwoch Vormittag: 5,5 h von der Autobahn auf den Zeltplatz (2006: wenn es hoch kommt 2 h, mit Stopp am Edeka zur Passbeschaffung). Einziger Kommentar eines vorbeiradelnden Stewards, den ich nach dem Grund dafür fragte: "zu viele"...
Dank Reservierungsschein hätte man uns sogar noch zur Einfahrt in Wacken gelassen ("aber dann steht ihr bestimmt noch mal zwei Stunden in der Schlange"), obwohl die Reservierungen eh aufgehoben waren... wir haben gottlob abgelehnt und fuhren direkt auf Parkplatz XY.
Parkplatz XY ("hier nur parken, bla bla"), auf dem es folglich weder Klos noch Wasser oder Beleuchtung gab, verwandelte sich mit der Zeit in einen Campground wie jeder andere auch: manche Leute fuhren mit unbekanntem Ziel wieder weg, und die Parklücken wurden mit Zelten zugestellt. Wir blieben auch da, weil schlicht nicht auf die veränderte Situation eingestellt - und ich HABE noch am Vorabend auf die Wacken Homepage geguckt!
Statt der geplanten 2-3 min. zum Festivalgelände hatten wir dann also 20-25, was ich als persönliches Pech abhake - das ließ sich mit einem Spindfach noch ganz gut überbrücken (wobei die Dinger arg teuer sind), um nicht mehrmals am Tag vor und zurück zu laufen. Erst mal mußten wir aber überhaupt den Weg finden, so weit vom Schuß waren wir, und halt nicht aus Richtung Festivalgelände reingefahren...
Dort angekommen war es definitiv voller als '06. Ein Wackenerin die dort arbeitete, erzählte was von "inoffiziell 100.000" Leuten, was ich für durchaus realistisch halte im Vergleich zu den Zahlen der Vorjahre und den dabei aufgetretenen Menschenmassen.
Tyr auf der WET Stage: Hut ab, volle Hütte! Da standen mindestens genau so viele Leute davor wie drin, und es ging weder vor noch zurück... Meine Freundin (156cm) hatte ich vor Begin noch in die erste Reihe bringen können - die Leute waren ja alle nett. Als ich selbst dann wie versprochen nicht auch da stehen blieb, sondern mir ein Bier holen ging, war anschließend der Ofen völlig aus, ich hörte nur noch Sodom...
Schandmaul, Party Stage: hab nicht mal ich was gesehen, also wieder raus aus dem Mob.
Blind Guardian: von HINTERN Ausgang geguckt, weil man da dank abfallendem Gelände wenigstens noch die Leinwand sehen konnte...
Filmnacht auf dem Soccer Field: nach 45 min Verspätung (und totaler Überfüllung) wieder gegangen, ohne irgend was gesehen zu haben...
Müllentsorgungspolitik: ein einsamer Container vor dem Festivalgelände, (mit dem vermutlich dümmten auftreibbaren Mitarbeiter daneben - zumindest zeitweise). Der tauscht volle Müllsäcke gegen 2 Jahre alte Poster... Schlepp ich dafür meinen Müll 25 min durch die Gegend? Vermutlich nicht. Hallo?!? Wie wollt ihr so jemalns Besserung erreichen?!?
Toiletten: gab es bei uns wie gesegt nicht. Auf dem ganzen Weg zum Gelände leider auch nicht wirklich: nur ein Duschcamp (mit Bezahlklos und Schlange davor), und einzelne, mit Vorhängeschlössern versehene Dixis. Maisfeld Rules! Falls der Bauer geflucht hat: ja, ICH hab die großen Haufen geschissen!
Soweit das "Gemecker"; es gab auch gute Seiten dieses Jahr:
Rage, Falconer, Iced Earth und Norther waren geil UND wir haben was gesehen.
Holländische Fritten rules, keine Frage - wollte schon ein Abo nehmen, gabs aber leider nicht...
Security: freundlich (und überflüssig) wie immer. Überflüssig deshalb, weil bei großem Ansturm eh irgendwann der "Schleuse auf"-Befehl kommt, und jeder nur noch sein Bändchen vorzeigen muss -was dieses Jahr natürlich besonders oft vorkam...
Zoll: zum ersten Mal rausgewunken worden, zum ersten Mal 'nen Drogentest (negativ) gemacht, währenddessen aber Bier getrunken (als Fahrer, wohlgemerkt), und nur einen Platz in der Autoschlange eingebüßt...
Leute: wie immer gut drauf, außer auf Parkplatz XY. Unsere Nachbarn waren entweder alle gefrustet oder Onkelz Fans...
Persönliches Befinden:
- Ich war '07 auf so einigen Festivals (Bang Your Head, Rock am Härtsfeldsee, Battle of Metal, Metalcamp, Wacken, Up From The Ground). Keines davon war perfekt, auf allen hatte ich meine Spaß - aber der Stressfaktor war in Wacken mit Abstand am höchsten.
- Ich würde eigentlich schon gerne Maiden in Wacken sehen... aber die Betonung liegt auf SEHEN!!!
Was Holger an dem "Leserbrief" schlußendlich vermißt hat, war allerding konstruktive Kritik - also bitte:
- Besucherzahl aktiv auf den Stand von 2006 zurückbringen (besser 05, aber ich will ja nicht anmaßend sein), indem ihr
a) weniger Tickets druckt,
b) früher AUSVERKAUFT meldet,
c) die Polizei, die schlußendlich eh antreten muss, Leute ohne Tickets bereits an der Autobahnausfahrt wieder umkehren läßt - Anwohner und deren Besucher ausgenommen. Das sollte sich problemlos an Hand der Nummernschilder / mit Einladungsscheinen lösen lassen (und wer kommt gerade während der Festivalwoche nach Wacken, ohne aufs Festival zu wollen?).
- Hört auf, eure Zeit und Energie in solchen Blödsinn wie Handy-Gedöns und Privatklos zu stecken! Auch wenn dabei ein Euro zu verdienen sein sollte: ihr vernachlässigt dadurch wichtigere Dinge, die der Allgemeinheit / überwiegenden Mehrheit der Besucher nützt. Full Metal Bag: Empty Metal Müllsack reicht mir, danke. Wer sonstigen Trödel will, soll ihn sich doch einfach kaufen. Ansonsten siehe unten.
- Von mir aus macht die Tix noch nen Zehner teurer, um die niedrigere Besucherzahl zu kompensieren. Will euch ja niemand die Butter vom Brot nehmen. Aber bitte: wenn ich vor Weihnachten Tickets bestelle, will ich auch Shirts dabei! Das sollen Geschenke sein, verdammt! Da muss was bei sein, was direkt "greifbar" ist! Und ihr zahlt für die Dinger im Einkauf geschätzt 3,50 Euro bei der Auflage, einfarbig bedruckt...
- Wenn ihr die Besucherzahl nicht gedrückt bekommt: wie wär es mal mit Leinwänden auf der Rückseite der FOH Türme?!?
- Müll: Pfandgeld zurück gegen Abnahme des Platzes. Machen andere Festivals auch. Klar ist das Arbeit, aber den Müll selbst aufsammeln / entsorgen dauert garantiert länger.
FAZIT: Wacken ist (für mich) NOCH zu retten,
aber es bedarf dafür mehr als Lippenbekenntnisse und ein tolles Lineup. Allein die fünfeinhalb Stunden Stau (nach Anreise aus Oberbayern, wohlgemerkt) geben mir einen ziemlichen Aktionsradius, will sagen: in der Zeit komm ich ganz schön weit, um ein anderes Festival zu sehen. Alternativen gibt es genug, und gute noch dazu.
Aber vermutlich kratzt euch das alles herzlich wenig, weil ihr nach dem Hype dieses Jahr eh wieder ausverkaufen werdet - was auch immer das für Leute sind, die dann kommen...
EDIT:
Und bevor einer anfängt "Weichei" oder "Nestbeschmutzer" zu schreien: meine alten Postings durchsehen und Klappe halten. Stehe immer noch dazu - war zu seiner Zeit alles passend.