Der Märchen-Thread

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Baskerville

W:O:A Metalgod
16 Feb. 2004
66.181
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Der geheilte Patient
(zählt wohl weniger zu den Märchen, als zu den Geschichten zur Belehrung und Belebung;))

Reiche Leute haben trotz ihrer gelben Vögel doch manchmal auch allerlei Lasten und Krankheiten auszustehen, von denen gottlob! der arme Mann nichts weiss; denn es gibt Krankheiten, die nicht in der Luft stecken, sondern in den vollen Schüsseln und Gläsern und in den weichen Sesseln und seidenen Bettern, wie jener hautreiche Amsterdamer ein Wort davon reden kann. Den ganzen Vormittag sass er im Lehnsessel und rauchte Tabak, wenn er nicht zu faul war, oder hatte Maulaffen feil zum Fenster hinaus, ass aber zu Mittag doch wie ein Drescher, und die Nachbarn sagten manchmal: "Windet's draussen oder schnauft der Nachbar so?" - Den ganzen Nachmittag ass und trank er ebenfalls, bald etwas Kaltes, bald etwas Warmes, ohne Hunger und ohne Appetit, aus lauter langer Weile, bis an den Abend, also, dass man bei ihm nie recht sagen konnte, wo das Mittagessen aufhörte, und wo das Nachtessen anfing. Nach dem Nachtessen legte er sich ins Bett und war so müd, als wenn er den ganzen Tag Steine abgeladen oder Holz gespalten hätte. Davon bekam er zuletzt einen dicken Leib, der so unbeholfen war wie ein Maltersack. Essen und Schlaf wollte ihm nimmer schmecken, und er war lange Zeit, wie es manchmal geht, nicht recht gesund und nicht recht krank; wenn man aber ihn selber hörte, so hatte er 365 Krankheiten, nämlich alle Tage eine andere. Alle Ärzte, die in Amsterdam sind, mussten ihm raten. Er verschluckte ganze Feuereimer voll Mixturen und ganze Schaufeln voll Pulver, und Pillen wie Enteneier so gross, und man nannte ihn zuletzt scherzweise nur die zweibeinige Apotheke. Aber alles Doktern half ihm nichts, denn er folgte nicht, was ihm die Ärzte befahlen, sondern sagte: "Foudre, wofür bin ich ein reicher Mann, wenn ich soll leben wie ein Hund, und der Doktor will mich nicht gesund machen für mein Geld?" Endlich hörte er von einem Arzt, der hundert Stund weit wegwohnte, der sei so geschickt, dass die Kranken gesund werden, wenn er sie nur recht anschaue, und der Tod geh' ihm aus dem Weg, wenn er sich sehen lasse. Zu dem Arzt fasste der Mann ein Zutrauen und schrieb ihm seinen Umstand. Der Arzt merkte bald, was ihm fehle, nämlich nicht Arznei, sondern Mässigkeit und Bewegung, und sagte: "Wart', dich will ich bald kuriert haben." Deswegen schrieb er ihm ein Brieflein folgenden Inhalts: "Guter Freund, Ihr habt einen schlimmen Umstand; doch wird Euch zu helfen sein, wenn Ihr folgen wollt. Ihr habt ein bös Tier im Bauch, einen Lindwurm mit sieben Mäulern. Mit dem Lindwurm muss ich selber reden, und Ihr müsst zu mir kommen. Aber fürs erste, so dürft Ihr nicht fahren oder auf dem Rösslein reiten, sondern auf des Schuhmachers Rappen, sonst schüttelt Ihr den Lindwurm, und er beisst Euch die Eingeweide ab, sieben Därme auf einmal ganz entzwei. Fürs andere dürft Ihr nicht mehr essen, als zweimal des Tages einen Teller voll Gemüs, Mittags ein Bratwürstlein dazu, und Nachts ein Ei, und am Morgen ein Fleischsüpplein mit Schnittlauch drauf. Was Ihr mehr esset, davon wird nur der Lindwurm grösser, also, dass er Euch die Leber verdruckt, und der Schneider hat Euch nimmer viel anzumessen, aber der Schreiner. Dies ist mein Rat, und wenn Ihr mir nicht folgt, so hört Ihr im andern Frühjahr den Kuckuck nimmer schreien. Tut, was Ihr wollt!" Als der Patient so mit ihm reden hörte, liess er sich sogleich den andern Morgen die Stiefel salben und machte sich auf den Weg, wie ihm der Doktor befohlen hatte. Den ersten Tag ging es so langsam, dass perfekt eine Schnecke hätte können sein Vorreiter sein, und wer ihn grüsste, dem dankte er nicht, und wo ein Würmlein auf der Erde kroch, das zertrat er. Aber schon am zweiten und am dritten Morgen kam es ihm vor, als wenn die Vögel schon lange nimmer so lieblich gesungen hätten wie heut, und der Tau schien ihm so frisch und die Kornrosen im Feld so rot, und alle Leute, die ihm begegneten, sahen so freundlich aus, und er auch; und alle Morgen, wenn er aus der Herberge ausging, war's schöner, und er ging leichter und munterer dahin, und als er am achtzehnten Tage in der Stadt des Arztes ankam und den andern Morgen aufstand, war es ihm so wohl, dass er sagte: "Ich hätte zu keiner ungeschicktern Zeit können gesund werden als jetzt, wo ich zum Doktor soll. Wenn's mir doch nur ein wenig in den Ohren brauste, oder das Herzwasser lief' mir." Als er zum Doktor kam, nahm ihn der Doktor bei der Hand und sagte ihm: "Jetzt erzählt mir denn noch einmal von Grund aus, was Euch fehlt." Da sagte er: "Herr Doktor, mir fehlt gottlob nichts, und wenn Ihr so gesund seid wie ich, so soll's mich freuen." Der Doktor sagte: "Das hat Euch ein guter Geist geraten, dass Ihr meinem Rat gefolgt habt. Der Lindwurm ist jetzt abgestanden. Aber Ihr habt noch Eier im Leib. Deswegen müsst Ihr wieder zu Fuss heimgehen und daheim fleissig Holz sägen, dass niemand sieht, und nicht mehr essen, als Euch der Hunger ermahnt, damit die Eier nicht ausschlupfen, so könnt Ihr ein alter Mann werden", und lächelte dazu. Aber der reiche Fremdling sagte: "Herr Doktor, Ihr seid ein feiner Kauz, und ich versteh' Euch wohl", und hat nachher dem Rat gefolgt und 87 Jahre, 4 Monate, 10 Tage gelebt, wie ein Fisch im Wasser so gesund, und hat alle Neujahr dem Arzt 20 Dublonen zum Gruss geschickt.
 

Tiara

W:O:A Metalmaster
31 Jan. 2003
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MUC
Die kleinen Jungen, die die Trolle im Hedalsskogen trafen

Oben in Vågå im Gudbrandsdalen wohnten einst in alten Tagen einige arme Leute. Die hatten viele Kinder, und zwei der Söhne, die so ungefähr halbwüchsig waren, mußten im Dorf betteln. Deshalb kannten sie alle Wege und Pfade, und sie kannten auch die Abkürzung nach Hedalen.
Einmal wollten sie dorthin gehen. Doch sie hatten gehört, daß einige Falkenfänger sich eine Hütte bei Mæla gebaut hatten; dort wollten sie gleichzeitig vorbeischauen und die Vögel sehen, und sehen, wie sie gefangen wurden, und deshalb nahmen sie den Weg übers Langmoor. Doch es es war schon weit in den Herbst hinein, und die Mädchen, die im Sommer auf den Almen das Vieh hüteten, waren heimgereist; deshalb konnten sie nirgendwo ein Dach über dem Kopf bekommen, und auch keinen Bissen zu essen. Sie mußten sich deshalb an den Weg nach Hedalen halten, doch der war nur ein undeutlicher Pfad, und als es dunkel wurde, verloren sie den Pfad und fanden auch die Falknerhütte nicht, und schneller als man es aussprechen kann, waren sie mitten im tiefsten Bjølstadwald.
Als sie begriffen, daß sie sich verlaufen hatten, suchten sie nach Tannenzweigen, bauten sich eine Tannenhütte und machten ein Feuer, denn sie hatten die kleine Axt mitgenommen. Und dann rissen sie Heide und Moos aus, und bereiteten sich daraus ein Lager. Eine Weile nachdem sie sich gelegt hatten, hörten sie jemanden laut schnaufen. Die Jungen spitzten die Ohren und lauschten gut ob es ein Tier oder ein Waldtroll war, den sie da hörten. Doch da schnaufte es noch lauter und sagte:
"Hier riecht es nach Menschenblut!"
Dann hörten sie einen Schritt, so daß die Erde unter ihnen bebte, und da wußten sie, daß die Trolle unterwegs waren.
"Gott helfe uns, was sollen wir jetzt tun?" fragte der jüngste Bub seinen Bruder.
"Oh, du bleibst da unter der Kiefer stehen, wo du jetzt stehst, und machst dich bereit, davonzulaufen, wenn du sie kommen siehst, und ich nehme die kleine Axt", sagte der andere.
Zugleich sahen sie die Trolle dahertrotten, und die waren so groß und mächtig, daß ihre Köpfe auf einer Höhe mit den Baumkronen waren. Doch sie hatten nur ein Auge, alle drei zusammen, und sie wechselten sich beim Gebrauch desselben ab; sie hatten ein Loch in der Stirn, wo sie es reinlegten und mit der Hand steuerten; er, der voranging, mußte es haben, und die anderen gingen hinterher und hielten sich an ihm fest.
"Lauf", sagte der älteste Bub, "doch lauf nicht zu weit, bevor du siehtst, wie es geht; da sie das Auge so hoch tragen, sehen sie mich nicht, wenn ich von hinten komme."
Ja, der Bruder rannte, und die Trolle hinterher. Inzwischen kam der ältere Bruder von hinten und hackte dem hintersten Troll ins Fußgelenk, daß dieser einen schrecklichen Schrei ausstieß, und der erste wurde so erschreckt, daß er zusammenfuhr und das Auge fallen ließ. Der kleinere Bruder hob es schnell auf. Es war größer als wenn man zwei Kartoffelschüsseln aufeinanderlegte, und klar war es, so klar, daß es wie leuchtender Tag wurde, als er hindurchsah, obwohl es finsere Nacht war.
Als die Trolle merkten, daß er ihnen das Auge weggenommen und einen von ihnen verwundet hatte, begannen sie zu schimpfen und mit allem Bösen zu drohen, das es nur gab, wenn er ihnen nicht sofort ihr Auge wiedergeben würde.
"Ich habe keine Angst vor Troll und Betrug", sagte der Junge. "Nun habe ich allein drei Augen, und ihr habt gar keins, und zusätzlich müssen zwei von euch den dritten tragen."
"Bekommen wir nicht auf der Stelle unser Auge zurück, sollst du zu Stock und Stein werden!" kreischten die Trolle.
Doch der Junge sagte, er fürchte sich weder vor Angeberei noch vor Trolltum (eine Art Hexerei); und ließen sie ihn nicht in Ruhe, zu würde er auf sie alle einhacken, so daß sie wie Kriech- und Krabbeltiere am Boden kreuchen müßten.
Als das die Trolle hörten, bekamen sie Angst und gaben gute Worte. Sie baten so eindringlich und versprachen ihm Gold und Silber und alles, was er haben wolle, wenn er ihnen nur das Auge wiedergeben wolle. Ja, meinte der Junge, das sei gut und schön, doch wolle er zuerst das Gold und Silber haben. Einer der Trolle solle heimgehen und so viel Gold und Silber holen, wie in seine und seines Bruders Taschen passe, und wenn sie ihnen dann noch zwei gute Stahlbögen gäben, so sollten sie ihr Auge wiederbekommen, doch so lange würde er es behalten.
Die Trolle gebärdeten sich wild und sagten, daß keiner von ihnen gehen könne, so lange sie ihr Auge nicht dabeihätten; doch so schrie einer von ihnen nach dem Weib, denn sie hatten zusammen ein Weib. Und nach einer Weile antwortete es von Norden her. Da sagten ihr die Trolle, daß sie mit zwei Stahlbögen und zwei Eimern voller Gold und Silber kommen solle. Und es dauerte nicht lange, bis sie kam, denke ich mir. Und da sie sah, was geschehen war, begann auch sie, mit Trolltum zu drohen. Doch die Trolle bekamen Angst und baten sie, sich vor der kleinen Wespe vorzusehen, denn sie könne nicht sicher sein, daß er nicht auch ihr Auge auch stehle. Da warf sie die Eimer mit dem Gold und Silber und die Bögen zu ihnen hin und zog im Streit mit den Trollen heim, und seit der Zeit hat keiner mehr davon gehört, daß die Trolle im Hedalsskogen umhergingen und nach Menschenblut geschnüffelt hätten.
 

Rain

W:O:A Metalmaster
16 Nov. 2004
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Hoppala, gleich so viele, na die lese ich dann alle nachher vorm Schlafen gehen!:)
 
L

Lord Soth

Guest
Das Fünfte Land

In alten Zeiten, als die Erde noch jung war, gab es ein fünftes Land, geschaffen von den Göttern, so sagte man, weshalb auch das Gesetz galt, daß dieses Land ohne Namen jungfräulich bleiben solle.
Eines Tages jedoch kam ein Mann mit seinem Boot und seiner Familie auf dieses Land. Er war ein Bauer, und glaubte nicht an dumme Märchen; und weil sein altes Land von Dürre bedroht war, suchte er nach einem neuen Stück Feld, was er bestellen konnte. So stach er seinen Spaten in die fruchtbare Erde, um sie umzugraben. Doch kaum hatte er den ersten Stich getan, erschien ein Heinzelmännchen neben ihm:
"Was tust Du da?" fragte es.
"Ich will die Erde umgraben." sagte der Bauer.
"Warte, wir helfen Dir." entgegnete das kleine Kerlchen, und sofort kamen 100 Heinzelmännchen, und gruben das Feld für den Bauern um.
Am nächsten Tag ging der Bauer erneut auf sein Feld, diesmal um zu säen. Doch kaum war das erste Korn im Boden, erschien wieder ein Heinzelmann. "Was tust Du da?" fragte es.
"Ich will den Weizen säen", sagte der Bauer, ein wenig verwirrt.
"Warte, wir helfen Dir." Schon kamen 200 Heinzelmännchen, um ihm beim Aussäen zu helfen.
Und der Weizen wuchs und gedieh, bis er schließlich reif war. Doch der Bauer war krank, und schickte deshalb seinen Sohn zum Ernten auf das Feld. Angekommen, trieb ihn das Verlangen, und so kostete er von dem herrlichen Weizen, bevor er anfing zu ernten. Kaum hatte er das erste Korn im Mund, erschien wieder ein Heinzelmännchen neben ihm.
"Was tust Du da?" fragte es neugierig.
"Ich probiere von dem Weizen." sagte der Sohn.
"Warte, wir helfen Dir." sagte das kleine Wesen, und sofort kamen 400 Heinzelmännchen angerannt, und aßen den ganzen Weizen auf.
Da lief der Sohn zum Vater zurück, um von seinem Mißgeschick zu berichten. Wütend schlug ihm der Vater ins Gesicht, denn jetzt hatten sie nichts zu Essen für den Winter. Doch kaum hatte er den ersten Schlag getan, hörte wieder eine Stimme neben sich:
"Was tust Du da?"
"Ich schlage meinen Sohn!" rief er dem kleinen Kerl wütend zu.
"Warte, wir helfen Dir." sagte es, und 800 Heinzelmännchen kamen, die den Sohn totschlugen.
Da weinte die Mutter bitterlich, bis plötzlich wieder ein kleines Männlein neben ihr stand. "Was tust Du da?" fragte es. Schluchzend und mit tränenerstickter Stimme entgegnete sie "Ich weine um meinen toten Sohn..."
"Warte, wir helfen Dir." Und so kamen 1600 Heinzelmännchen, und fingen alle an zu weinen, bis schließlich ein reißender Fluß entstand und die Mutter und ihren toten Sohn hinfortriß.
Daraufhin ging der Vater zum Feld zurück, um die Verwüstung zu betrachten. Da wurde er von einem Insekt gestochen, und kaum hatte er seine Hand erhoben, um sich zu kratzen, stand wieder ein Heinzelmännchen neben ihm. "Was tust Du da?"
"Ich will mich kratzen, weil mich ein Insekt gestochen hat", sagte der Vater.
"Warte, wir helfen Dir." Alsbald kamen 3200 Heinzelmännchen, um fingen an, den Vater bis auf die Knochen totzukratzen...
 

Undomiel

W:O:A Metalmaster
27 Dez. 2001
39.051
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57
Hamburg
Buah...das ist ja grausam :(


Oh, das Trollmärchen kenn ich auch, nur irgendwie anders...

Dsa hier ist eins der nicht ganz so bekannten von den Grimms

Von dem Tode des Hühnchens
Auf eine Zeit ging das Hühnchen mit dem Hähnchen in den Nußberg, und sie machten miteinander aus, wer einen Nußkern fände, sollte ihn mit dem andern teilen. Nun fand das Hühnchen eine große große Nuß, sagte aber nichts davon und wollte den Kern allein essen. Der Kern war aber so dick, daß es ihn nicht hinunterschlucken konnte und er ihm im Hals stecken blieb, daß ihm angst wurde, es müßte ersticken. Da schrie das Hühnchen 'Hähnchen, ich bitte dich lauf, was du kannst, und hol mir Wasser, sonst erstick ich.'
Das Hähnchen lief, was es konnte, zum Brunnen und sprach 'Born, du sollst mir Wasser geben; das Hühnchen liegt auf dem Nußberg, hat einen großen Nußkern geschluckt und will ersticken.' Der Brunnen antwortete 'lauf erst hin zur Braut und laß dir rote Seide geben.'
Das Hähnchen lief zur Braut 'Braut, du sollst mir rote Seide geben: rote Seide will ich dem Brunnen geben, der Brunnen soll mir Wasser geben, das Wasser will ich dem Hühnchen bringen, das liegt auf dem Nußberg, hat einen großen Nußkern geschluckt und will daran ersticken.' Die Braut antwortete 'lauf erst und hol mir mein Kränzlein, das blieb an einer Weide hängen.'
Da lief das Hähnchen zur Weide und zog das Kränzlein von dem Ast und brachte es der Braut, und die Braut gab ihm rote Seide dafür, die brachte es dem Brunnen, der gab ihm Wasser dafür. Da brachte das Hähnchen das Wasser zum Hühnchen, wie es aber hinkam, war dieweil das Hühnchen erstickt, und lag da tot und regte sich nicht.
Da ward das Hähnchen so traurig, daß es laut schrie, und kamen alle Tiere und beklagten das Hühnchen; und sechs Mäuse bauten einen kleinen Wagen, das Hühnchen darin zum Grabe zu fahren; und als der Wagen fertig war, spannten sie sich davor, und das Hähnchen fuhr. Auf dem Wege aber kam der Fuchs 'wo willst du hin, Hähnchen?' 'Ich will mein Hühn chen begraben.' 'Darf ich mitfahren?'
'Ja, aber setz dich hinten auf den Wagen, vorn könnens meine Pferdchen nicht vertragen.'
Da setzte sich der Fuchs hintenauf, dann der Wolf, der Bär, der Hirsch, der Löwe und alle Tiere in dem Wald. So ging die Fahrt fort, da kamen sie an einen Bach. 'Wie sollen wir nun hinüber?' sagte das Hähnchen. Da lag ein Strohhalm am Bach, der sagte 'ich will mich quer darüberlegen, so könnt ihr über mich fahren.' Wie aber die sechs Mäuse auf die Brücke kamen, rutschte der Strohhalm aus und fiel ins Wasser, und die sechs Mäuse fielen alle hinein und ertranken.

Da ging die Not von neuem an, und kam eine Kohle und sagte 'ich bin groß genug, ich will mich darüberlegen, und ihr sollt über mich fahren.' Die Kohle legte sich auch an das Wasser, aber sie berührte es unglücklicherweise ein wenig, da zischte sie, verlöschte und war tot. Wie das ein Stein sah, erbarmte er sich und wollte dem Hähnchen helfen, und legte sich über das Wasser. Da zog nun das Hähnchen den Wagen selber, wie es ihn aber bald drüben hatte, und war mit dem toten Hühnchen auf dem Land und wollte die andern, die hintenauf saßen, auch heranziehen, da waren ihrer zuviel geworden, und der Wagen fiel zurück, und alles fiel miteinander in das Wasser und ertrank.
Da war das Hähnchen noch allein mit dem toten Hühnchen, und grub ihm ein Grab und legte es hinein, und machte einen Hügel darüber, auf den setzte es sich und grämte sich so lang, bis es auch starb; und da war alles tot.
 

Rain

W:O:A Metalmaster
16 Nov. 2004
5.304
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Nach einer Sage hatte der Elch, als das Leben auf der Welt gerade begonnen hatte, sechs Beine. Er war so schnell, dass nicht einaml der beste Jäger ihm nachstellen konnte. Der Sohn des Hauptgottes war daher sehr wütend. Er stritt sich oft mit seinem Vater und wwarf ihm vor, den Elch so erschaffen zu haben. Keiner könne ihn einholen und auch nur einen Bissen von seinem Fleisch kosten. Aber einmal war er so erzürnt, dass er zu versuchen beschloß, den Elch zu fangen. Aber wie schnell er auch lief oder Ski fuhr, er konnte den Elch nicht einholen. Sobald er ihn erblickte, stellte er ihm auf seinen Skiern nach. Der Elch war jedoch in einem Nu verschwunden. Einmal im Sommer war er wieder hinter dem Elch her und holte ihn fast ein. Und siehe da!
Der Elch war davongelaufen. Der Jäger wurde wütend und begann, mit seinem Wanderstab auf den Spuren des Elchs herumzustochern und sprach: "Was für ein Tier Du bloß bist, daß Dich keiner einholen kann." Da bemerkte er, dass er vom Elch beobachtet wurde. Wieder versuchte er sehr lange, den Elch zu erlegen. An einem Wintertag traf der Jäger auf den Elch, als dieser einen zugefrorenen See überqueren wollte. Aus irgendeinem Grund beeilte sich der Elch nicht. Vielleicht war er müde oder krank. Der Jäger begriff, dass seine Beute ganz nah vor ihm war. Er bereitete sich vor und zog sein Messer. Er trennte ihm die beiden Hinterbeine ab und sagte, sein Vater habe Unrecht gehabt. Weil er aber sehr litt, als er den Elch zerteilte, ließ er ihn vierbeinig. Dann zeichnete er mit seinem Zauberstab ein Bild des Elchs auf den Himmel. So könnte er den Jägern in dunklen Nächten nützlich sein und den Weg weisen. Nach Hause fidet man mit Hilfe des kopfes des Elchs. Dieses Sternbild bewegt sich über den Himmel, und man kann immer vom kopf des Elchs die Richtung ablesen, in der die Sonne aufgehen wird.

(wogulische Sage, geklaut aus "Die Mythologie der Saamen" von von J. Pentikäinen)
 
L

Lord Soth

Guest
Ääh... ja... *räusper*

Es war einmal.... unddannlebtensiealleglücklichundzufriedenENDE.:p
 

Rain

W:O:A Metalmaster
16 Nov. 2004
5.304
0
81
Undomiel schrieb:
Buah...das ist ja grausam :(


Oh, das Trollmärchen kenn ich auch, nur irgendwie anders...

Dsa hier ist eins der nicht ganz so bekannten von den Grimms

Von dem Tode des Hühnchens

[...]
...is doch klar, das ist ein Märchen gegen den Kapitalismus: wer nur in die eigene Tasche (oder Hals) wirtschaftet und alles für sich haben will, der ruiniert die ganze Welt oder so...:rolleyes:;)
 

Shagarth

W:O:A Metalmaster
26 Aug. 2005
9.835
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39
nähe Basel
www.myspace.com
Zwei verschiedene Tagebücher über den selben Abend...

Ihr Tagebuch:
Am Samstag Abend hat er sich echt komisch verhalten.
Wir wollten noch auf ein Bier ausgehen.
Ich war den ganzen Tag mit meinen Freundinnen beim Einkaufen und kam deswegen zu spät
- womöglich war er deswegen sauer.
Irgendwie kamen wir gar nicht miteinander ins Gespräch, so dass ich vorgeschlagen habe,
daß wir woanders hingehen, wo man sich besser
unterhalten kann. Er war zwar einverstanden, aber blieb
so schweigsam und abwesend.
Ich fragte, was los ist, aber er meinte nur "nichts".
Dann fragte ich, ob ich ihn vielleicht geärgert habe.
Er sagte, daß es nichts mit mir zu tun hat, und dass ich mir keine Sorgen machen soll.
Auf der Heimfahrt habe ich ihm dann gesagt, daß ich ihn liebe, aber er fuhr einfach weiter.
Ich versteh ihn einfach nicht,
warum hat er nicht einfach gesagt "Ich liebe Dich auch".
Als wir nach Hause kamen fühlte ich, dass ich ihn verloren hatte,
dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.
Er saß nur da und schaute fern
- er schien weit weg und irgendwie abwesend.
Schließlich bin ich dann ins Bett gegangen.
Er kam 10 Minuten später nach und zu meiner Überraschung hat er auf meine Liebkosungen reagiert
und wir haben uns geliebt. Aber irgendwie hatte ich immer noch das Gefühl,
dass er abgelenkt und mit seinen Gedanken weit weg ist.
Das alles wurde mir zuviel, so dass ich beschlossen habe,
offen mit ihm über die Situation zu reden,
aber da war er bereits eingeschlafen.
Ich habe mich in den Schlaf geweint. Ich weiß nicht mehr weiter.
Ich bin fast sicher, dass er eine andere hat.
Mein Leben hat keinen Sinn mehr.


Sein Tagebuch:
Heute hat FC Schalke leider verloren, aber wir hatten prima Sex.