Der Märchen-Thread

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Rain

W:O:A Metalmaster
16 Nov. 2004
5.309
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81
Da es jetzt ja so langsam wieder dunkel und kalt wird, ist genau die richtige Zeit dafür! Also wer ein Märchen kennt, das er/sie schön, lustig oder einfach interessant findet, egal aus welcher Kultur, dann bitte hier rein! Am besten jeden Abend eins, damit ich was zu lesen hab!:)

Ich fang mal mit meinem Lieblingsmärchen (natürlich aus Norwegen) an:




Die drei Böcke Bruse, die auf die Alm ziehen und sich fett machen wollten

Es waren einmal drei Böcke, die wollten auf die Alm ziehen und sich fett machen, und alle drei hießen sie Bruse. Auf dem Wege aber war eine Brücke über einem Fluß, wo sie hinüber mußten, und unter der Brücke wohnte ein großer, abscheulicher Troll, der hatte Augen, so groß wie zinnerne Teller, und eine Nase, so lang wie ein Hackenstiel.
Zuerst kam der jüngste Bock Bruse und wollte über die Brücke. »Tripp trapp! Tripp trapp!« sagte es auf der Brücke. »Wer ist es, der auf meiner Brücke trippelt?« rief der Troll. »Oh, es ist der kleinste Bock Bruse. Ich wollte nur auf die Alm ziehen und mich fett machen«, sagte der Bock mit ganz feiner Stimme. »Nun komm ich und hole dich!« rief der Troll. »Ach, hol mich nicht, ich bin noch so klein!« sagte der Bock. »Warte bloß so lange, bis der andre Bock Bruse kommt, der ist viel größer als ich.« — »Jawohl!« sagte der Troll.
Nach einer Weile kam der andre Bock Bruse und wollte über die Brücke. »Tripp trapp! Tripp trapp!«, sagte es auf der Brücke. »Wer ist es, der auf meiner Brücke trappelt?« rief der Troll. »Oh, das ist der zweite Bock Bruse. Ich wollte nur auf die Alm ziehen und mich fett machen«, sagte der Bock; der hatte nicht so eine feine Stimme. »Nun komm ich und hole dich!« rief der Troll. »Ach nein, hol mich nicht! Warte noch ein bißchen, dann kommt der nächste Bock Bruse, der ist viel größer als ich«, bat der Bock. »Jawohl!« sagte der Troll.
Nun dauerte es nicht lange, so kam der große Bock Bruse an. »Tripp trapp! Tripp trapp!« sagte es auf der Brücke, daß es nur so krachte. »Wer ist es, der auf meiner Brücke trampelt?« rief der Troll. »Das ist der große Bock Bruse!« sagte der Bock mit einer groben Stimme. »Nun komm ich und hole dich!« rief der Troll. »Ja, komm nur«, sagte der Bock. »Ich habe zwei Speere beim Schopf, damit zerbohr ich dir die Augen im Kopf. Ich hab auch noch zwei große Kieselsteine, damit zerquetsch ich dir Knochen und Beine!« Und damit fuhr er auf den Troll los und zerquetschte ihm die Knochen im Leibe. Danach warf er ihn in den Fluß und zog mit den andern auf die Alm. Da wurden nun die Böcke so fett, so fett, daß sie nicht wieder nach Hause gehen konnten. Und ist das Fett nicht von ihnen gegangen, so sind sie es noch.
 
L

Lord Soth

Guest
Und ich hab zuerst "Der Mädchen-Thread" gelesen...:D

Die Story gabs aber auch schon mal hier irgendwo...


btw. Märchen sind toll, ich liebe Grimm's Märchen, auch wenn sie brutal und blutig sind, richtig verfilmt wären die fast alle ab 18:D

Hier gibt's übrigens einige Märchen zum online nachlesen!;)
 

Rain

W:O:A Metalmaster
16 Nov. 2004
5.309
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81
Lord Soth schrieb:
Und ich hab zuerst "Der Mädchen-Thread" gelesen...:D

Die Story gabs aber auch schon mal hier irgendwo...


btw. Märchen sind toll, ich liebe Grimm's Märchen, auch wenn sie brutal und blutig sind, richtig verfilmt wären die fast alle ab 18:D

Hier gibt's übrigens einige Märchen zum online nachlesen!;)
Ja, die hab ich selbst schon mal in den Nordlichtern gepostet. Aber ich möchte halt hier nen Märchenthread mit möglichst vielen unterschiedlichen Märchen, wie gesagt von überall her! Am liebsten die weniger bekannten. Grimm's Märchen sind zwar auch nicht schlecht, aber die kann ich auch zu Hause im buch lesen!;)
 
L

Lord Soth

Guest
Die Skelettfrau


Jahre vergingen, bis sich niemand mehr daran erinnern konnte, gegen welches Gesetz das arme Mädchen verstoßen hatte. Die Leute wussten nur noch, dass ihr Vater sie zur Strafe von einem Felsvorsprung ins Eismeerhinabgestoßen hatte und dass sie ertrunken war. So lag sie für eine lange Zeit am Meeresboden. Die Fische nagten ihr Fleisch bis auf die Knochen ab und fraßen ihre kohlschwarzen Augen. Blicklos und fleischlos schwebte sie unter den Eisschollen, und ihr Gerippe wurde von der Strömung um- und um- und umgedreht. Die Fischer und Jäger der Gegend hielten sich fern von der Bucht, denn es hieß, dass der Geist der Skelettfrau dort umginge. Doch eines Tages kam ein junger Fischer aus einer fernen Gegend hergezogen, der nichts davon wusste. Er ruderte seinen Kajak in die Bucht, warf seine Angel aus und wartete. Er ahnte ja nicht, dass der Haken seiner Angel sich sogleich in den Rippen des Skeletts verfing! Schon fühlte er den Zug des Gewichts und dachte voll Freude bei sich: »Oh, welch ein Glück! Jetzt habe ich einen Riesenfisch an der Angel, von dem ich mich für lange Zeit ernähren kann. Nun muss ich nicht mehr jeden Tag auf die Jagd gehen.« Das Skelett bäumte sich wie wild unter dem Wasser auf und versuchte freizukommen, aber je mehr es sich aufbäumte und wehrte, desto unentrinnbarer verstrickte es sich in der langen Angelleine des ahnungslosen Fischers. Das Boot schwankte bedrohlich im aufgewühlten Meer, fast wäre der Fischer über Bord gegangen, aber er zog mit aller Kraft an seiner Angel, er zog und ließ nicht los und hievte das Skelett aus dem Meer empor . »Iii, aiii«, schrie der Mann, und sein Herz rutschte ihm in die Hose hinunter, als er sah, was dort zappelnden seiner Leine hing. »Aiii«, und »igitt«, schrie er beim Anblick der klappernden, mit Muscheln und allerlei Getier bewachsenen Skelettgestalt. Er versetzte dem Scheusal einen Hieb mit seinem Paddel und ruderte, so schnell er es im wilden Gewässer vermochte, an das Meeresufer. Aber das Skelett hing weiterhin an seiner Angelleine, und da der Fischer seine kostbare Angel nicht loslassen wollte, folgte ihm das Skelett, wohin er auch rannte. Über das Eis und den Schnee; über Erhebungen und durch Vertiefungen folgte ihm die Skelettfrau mit ihrem entsetzlich klappernden Totengebein. »Weg mit dir«, schrie der Fischer und rannte in seiner Angst geradewegs über einige frische Fische, die jemand dort zum Trocknen in die Sonne gelegt hatte. Die Skelettfrau packte ein paar dieser Fische, während sie hinter dem Mann hergeschleift wurde, und steckte sie sich in den Mund, denn sie hatte lange keine Menschenspeisen mehr zu sich genommen. Und dann war der Fischer bei seinem Iglu angekommen. In Windeseile kroch er in sein Schneehaus hinein und sank auf das Nachtlager, wo er sich keuchend und stöhnend von dem Schrecken erholte und den Göttern dankte, dass er dem Verderben noch einmal entronnen war. Im Iglu herrschte vollkommene Finsternis, und so kann man sich vorstellen, was der Fischer empfand, als er seine Öllampe anzündete und nicht weit von sich, in einer Ecke der Hütte, einen völlig durcheinander geratenen Knochenhaufen liegen sah. Ein Knie der Skelettfrau steckte in den Rippen ihres Brustkorbs, das andere Bein war um ihre Schultern verdreht, und so lag sie da, in seine Angelleine verstrickt. Was dann über ihn kam und ihn veranlasste, die Knochen zu entwirren und alles vorsichtig an die rechte Stelle zu rücken, wusste der Fischer selbst nicht. Vielleicht lag es an der Einsamkeit seiner langen Nächte, und vielleicht war es auch nur das warme Licht seiner Öllampe, in dem der Totenkopf nicht mehr ganz so grässlich aussah -aber der Fischer empfand plötzlich Mitleid mit dem Gerippe. »Na, na, na«, murmelte er leise vor sich hin und verbrachte die halbe Nacht damit, alle Knochen der Skelettfrau behutsam zu entwirren, sie ordentlich zurechtzurücken und sie schließlich sogar in warme Felle zu kleiden, damit sie nicht fror. Danach schlief der Gute erschöpft ein, und während er dalag und träumte, rann eine helle Träne über seine Wange. Dies aber sah die Skelettfrau und kroch heimlich an seine Seite, brachte ihren Mund an die Wange des Mannes und trank die eine Träne, die für sie wie ein Strom war, dessen Wasser den Durst eines ganzen Lebens löscht. Sie trank und trank. bis ihr Durst gestillt war, und dann ergriff sie das Herz des Mannes. das ebenmäßig und ruhig in seiner Brust klopfte. Sie ergriff das Herz, trommelte mit ihren kalten Knochenhänden darauf und sang ein Lied dazu. „Oh, Fleisch, Fleisch. Fleisch“, sang die Skelettfrau. „Oh, Haut, Haut, Haut.“ Und je länger sie sang, desto mehr Fleisch und Haut legte sich auf ihre Knochen. Sie sang für alles, was ihr Körper brauchte. für einen dichten Haarschopf und kohlschwarze Augen. eine gute Nase und feine Ohren, für breite Hüften, starke Hände, viele Fettpolster überall und warme. große Brüste. Und als sie damit fertig war, sang sie die Kleider des Mannes von seinem Leib und kroch zu ihm unter die Decke. Sie gab ihm die mächtige Trommel seines Herzens zurück und schmiegte sich an ihn, Haut an lebendige Haut. So erwachten die beiden, eng umschlungen. Fest aneinander geklammert. Die Leute sagen, dass die beiden von diesem Tag an nie Mangel leiden mussten, weil sie von den Freunden der Frau im Wasser, den Geschöpfen des Meeres. ernährt und beschützt wurden. So sagt man bei uns. und viele unserer Leute glauben es heute noch.
 
L

Lord Soth

Guest
Noch ein schönes für dich...

WARUM DER BÄR EINEN STUMPELSCHWANZ HAT
Norwegisches Märchen



Eines Tages begegnete der Bär dem Fuchs, der mit einer Menge Fische dahergeschlendert kam, die er eben gestohlen hatte.

»Woher hast du diese?« fragte der Bär.
»Oh, Meister Petz, ich bin fischen gewesen und habe sie gefangen.«

Der Bär entschloss sich auf der Stelle, auch fischen zu lernen, und bat den Fuchs, ihm diese Kunst beizubringen.

»Es ist ganz leicht«, antwortete der Fuchs, »du brauchst bloß auf den zugefrorenen Teich hinauszugehen, ein Loch in das Eis zu brechen und deinen Schwanz hineinzustecken. Du musst ihn so lange drinnen lassen, wie du es nur aushältst. Es darf dir nichts ausmachen, wenn dein Schwanz ein bisschen schmerzt Das ist nur ein Zeichen, dass die Fische anbeißen. Je länger du dasitzt und deinen Schwanz ins Wasser steckst, desto mehr Fische wirst du fangen. Dann musst du plötzlich und mit einem starken Ruck nach der Seite den Schwanz herausreißen. Das ist alles. «

Der Bär tat, was ihm der Fuchs befohlen hatte. Er hielt seinen Schwanz so lange in das Loch in der Eisdecke, bis er darin festgefroren war. Dann zog er ihn mit einem scharfen Ruck heraus und - ab war der Schwanz.

So kam der Bär zu seinem kurzen Schwanz
 

Baskerville

W:O:A Metalgod
16 Feb. 2004
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Der aus dem Weinfass geflohene Fuchs

Der Pächter Zhang Jiubao erzählte:
"An einem Sommertag - ich hatte gerade mit dem Jäten aufgehört, denn der Himmel verfinsterte sich schon - sass ich mit den anderen Bauern auf einem Feldrain. Plötzlich sahen wir einen Feuerschweif, der wie ein rotes Seidenband von Südwesten her geflogen kam. Als er mit einmal auf die Erde niederfuhr, verwandelte sich der Feuerschweif in einen Fuchs von grauer Farbe. Da ihm aus einer Wunde Blut floß, legte er sich hin und ächzte. Rasch gingen wir mit unseren Hacken los, um ihn zu erschlagen, doch der Fuchs sprang mühsam auf, verwandelte sich wieder in ienen Feuerschweif und verschwand in nordöstlicher Richtung.
Später hörten wir von einem Händler, der mit einem Handwagen nach Zaoqiang fuhr, dass sich die Leute dort folgende Geschichte erzählten:
"Eine gewisse Familie, in der eine Frau von einem Fuchs verhext worden war, bat einen Dao-Priester zu sich, den Zauber auszutreiben. Er hatte den Fuchs auch gefangen und in ein tönernen Weinfass eingesperrt. Aber weil die Kinder sehen wollten, wie der Fuchs ausschaute, hoben sie heimlich das Amulett hoch, mit dem das Fass abgedeckt war. Daraufhin zerbrach der Fuchs das Weinfass und flog davon."
Als ich danach fragte, an welchem Tag das passiert wäre, erfuhr ich, dass es genau derselbe Tag gewesen war, an dem der Fuchs bei uns auf die Erde niedergegangen war."
Man kann wohl sagen, dass die Beschwörungskunst des Dao-Priesters wirksam war, doch er konnte nicht verhindern, dass die unverständigen Kinder heimlich in das Fass guckten. Seit alters geht es eben wie in diesem Fall, dass man durch unsägliche Mühen zum Erflog gelangt, den einem dann ungeschickte Hände zunichte machen.
 
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L

Lord Soth

Guest
Vom Anfang der Welt
Nordische Sage


Es gab eine Zeit, da alles nicht war. Da war nicht Sand noch See, nicht das Meer und die Erde, nicht der Himmel mit seinen Sternen. Im Anfang war nur Ginnungagap, das gähnende, lautlose Nichts. Da schuf Allvaters Geist das Sein, und es entstand im Süden Muspelheim, das Land der Glut und des Feuers, und im Norden Niflheim, das Land der Nebel, der Kälte und Finsternis. Aus dem Norden, in Niflheim, entsprang ein tosender Quell, aus dem zwölf Ströme hervorbrachen. Die stürzten in den Abgrund, der Norden und Süden trennte, und erstarrten zu Eis.

Aus Muspelheim flogen Funken auf das Eis, die Starre begann zu schmelzen, und der Riese Ymir taute daraus hervor und danach Audhumbla, eine riesige Kuh, von deren Milch Ymir sich nährte. Eines Tages sank Ymir, nachdem er sich satt getrunken hatte, in tiefen Schlaf, und aus seinen Achselhöhlen wuchsen zwei Riesenwesen, Mann und Weib. Diesen beiden entstammt das Geschlecht der Frost- und Reifriesen.

Audhumbla, die nirgends Gras fand, leckte an den salzigen Eisblöcken, und ihre Zunge löste am dritten Tage einen Mann aus dem Eise, der war stark und schön und nannte sich Buri. Er erschuf aus eigener Kraft einen Sohn, der hieß Börs und nahm Bestla, die Tochter des Riesen Bölthorn, zum Weibe.

Börs zeugte mit Bestla drei Söhne: Odin, Wili und We. Mit ihnen kam das Göttergeschlecht der Asen in die Welt.

Odin, Wili und We zogen aus, um die Herrschaft über die Schöpfung zu gewinnen. Sie erschlugen den alten Riesen Ymir. Die Blutströme aus Ymirs Wunden überfluteten die Welt, und alle Frostriesen ertranken. Nur ein einziger, Bergelmir, rettete sich mit seinem Weibe in einem Boot. Diese beiden wurden die Ahnen der späteren Riesengeschlechter.

Den toten Leib Ymirs warfen die Brüder Odin, Wili und We in den Abgrund zwischen Muspelheim und Niflheim und schufen aus ihm die Erde. Aus Ymirs Blut entstanden die Wasser der Ströme und Meere, aus seinem Fleisch die Erde, aus Knochen und Zähnen Berge und Felsen, aus seinem Schädel wurde die Wölbung des Himmels geschaffen. Als die Asen das Hirn des Riesen in den Himmel schleuderten, blieb es als Wolken in den Lüften hängen. Die Haare wurden zu Bäumen, die Augenbrauen bildeten einen Wall, der Midgard, das Land der Menschen, gegen das Meer und die Riesen schützen sollte.

Aus Funken, die von Muspelheims Feuer herüberstoben, schufen die Götter die Sterne, denen sie Namen gaben, und jedem wiesen sie seine Bahn.

Die Erde ward trocken und war vom Meere umgeben, und die Erde begann zu grünen.

Als Odin und seine Brüder einst am Ufer des Meeres wanderten, sahen sie am Strande zwei Bäume, die Esche und die Ulme. Die gefielen ihnen sehr.

Odin formte aus dem einen Baum, der Esche, den ersten Menschen, einen Mann. Aus der. Ulme aber wurde ein Weib geschaffen. Odin hauchte ihnen Leben und Geist ein, Wili gab ihnen Verstand und Gefühl, und We schenkte ihnen die Sinne des Gesichts und Gehörs, dazu die Sprache.

Neun Reiche erschufen die Götter in der Welt, drei unterirdische, drei irdische und drei himmlische.

Tief im Innern der Erde liegt Niflheim, das Land des Eises und der Toten. Niflhel ist der tiefste Abgrund, in dem die Verbrecher und Meineidigen ihre Strafe erleiden. Schwarzalfenheim heißt das Land der Nachtzwerge, die verwachsen und häßlich sind, so daß von ihnen gesagt wird, es sei besser, sie nicht zu beschreiben. Sie sind vieler Künste kundig, schmieden köstliche Kleinodien und scharfe Schwerter und Waffen. Sie schrecken und quälen bei Nacht die Menschen, sind aber auch dankbar, wenn jemand ihnen in der Not geholfen hat.

Auf der Erde liegen Midgard, das von den Menschen bewohnt wird, und Riesenland, in dem die Frost- und Reifriesen hausen, dann Wanenheim, das Reich der Erd- und Wassergötter, die sich das Geschlecht der Wanen nennen.

Im Himmel ist Muspelheim, das Feuerland, gelegen, und Lichtalfenheim, wo die Lichtzwerge leben, schön von Gestalt und immer fröhlich. Sie sind Freunde der Menschen. Vor allem aber ist Asgard zu nennen, das heilige Land der Asen. Dort wohnen die Götter in zwölf Schlössern, die sie sich erbaut haben. Eine gewaltige Brücke, Bifröst, der Regenbogen, verbindet Erde und Himmel. Nur die Götter können die Brücke überschreiten, die von dem klugen Heimdall bewacht wird. Er trägt ein Horn, Giallar genannt, mit dem er am Tage der Götterdämmerung die Asen zum Kampf rufen wird.

Aus Leib und Blut des gewaltigen Riesen Ymir haben Odin und seine Brüder die Welt erschaffen. Midgard heißt die Erde, wo die Menschen wohnen. Niflheim ist das Reich der Toten. Genau in der Mitte der Welt, in Asgard, bauten sich die Götter, die Asen, ihre eigenen Wohnungen.

Dort thront Odin, der höchste Gott, den die Menschen auch Wodan nennen, in Walhalla, der größten und prächtigsten Halle, und waltet über der Welt und über den Menschen. Auf seinen Schultern sitzen zwei Raben, Hugin, der Gedanke, und Munin, das Gedächtnis, die auf sein Geheiß täglich ausfliegen, und raunen ihm ins Ohr, was sie gesehen und gehört haben.

In heiligen Nächten sprengt Odin auf weißem Rosse mit seinem Gefolge in wilder Jagd über die sturmgepeitschten Baumwipfel durch die Lüfte dahin. Oft steigt er auch in menschlicher Gestalt, einen blauen sternbesäten Mantel um die Schultern und einen breitkrempigen Hut auf dem Haupt, zur Erde hinab, um den Sterblichen sein Mitgefühl zu zeigen, ihnen zu helfen und ihre Gastfreundschaft zu erproben.

Im Getümmel des Kampfes trägt der Waffengewaltige eine strahlende Rüstung und Gungnir, seinen mächtigen Speer. Er nimmt am Kampfe nicht selbst teil, sondern reitet auf seinem achtfüßigen Roß Sleipnir über die Walstatt und zeichnet mit dem Speer die Männer, denen er den Tod bestimmt hat. Die Walküren, Schlachtenjungfrauen von herrlicher Schönheit, begleiten ihn und tragen die Gefallenen auf ihren feurigen Rossen nach Walhalla empor.

Odins Sohn Thor, der auch Donar heißt, ist der kraftvolle Donnergott. Er hilft Göttern und Menschen und gewährt besonders den Schwachen seinen Beistand; er hat Gewalt über Wind und Wogen, über Blitz und Donner. Im rollenden Wagen, der von Böcken gezogen wird, fährt er auf den Wolken dahin, in der Rechten Mjölnir, den Hammer, der nach dem Wurfe in seine Hand zurückkehrt. Wie alle Götter wird auch er von den Menschen nicht in Tempeln verehrt, sondern in Hainen, von den Bäumen ist ihm die sturmfeste Eiche heilig.

In der Reihe der Göttinnen ist Odins Gemahlin Frigga, die mit Walvater den Thron in Asgard teilt, die Königin der Götter und Menschen; sie wird verehrt als gütige Frau, die für die Menschen sorgt, als Beschützerin der Ehe und der häuslichen Arbeit" sie gilt als Spenderin des Kindersegens. Der Wagen, auf dem sie durch die Lande fährt, wird von Katzen gezogen, diese und andere häusliche Tiere, auch Schwalbe und Storch, sind ihr geheiligt, und der wahrsagende Kuckuck.

Segenspendend und Licht schenkend schreitet Baldur, der Gott der Frühlingssonne, der für das Gute und Gerechte kämpft, über die Erde. Sein Bruder ist der blinde Hödur, der Gott des Winters, der Finsternis und Kälte. Niemand liebt ihn, und überall, wo er herrschen darf, erstickt das Leben.

Odins Bruder Loki, der Gott des Feuers, das die Leichen verzehrt, zeigt wankelmütigen, oft tückischen Sinn und hält es bald mit den Asen, bald mit den Riesen, die im rauhen Nordland hausen und den Frieden in der Welt zu stören trachten; der Fenriswolf und die Midgardschlange sind Lokis furchtbare Kinder.

Ein alter Wahrspruch kündete den Asen, daß der Wolf Fenris ihren Untergang herbeiführen werde. Da fesselten die Götter ihn mit List, banden das Untier an einen Felsen im Meer und sperrten ihm den Rachen mit einem Schwert. Schauerlich heulte der Wolf in Schmerz und Wut. Am Tage der Götterdämmerung aber wird er sich befreien und gegen die Asen kämpfen, ebenso wie die Midgardschlange, die auf dem Grunde des Meeres ruht und die ganze Erde mit ihrem Leib umschlingt.

In der Mitte von Asgard steht Yggdrasil, die immergrünende Weltesche, die mit ihrer Krone hoch über das Himmelsgewölbe hinausragt und ihre Äste über die ganze Welt hin breitet und mit ihren Wurzeln die Hel, das Reich der Gewesenen, deckt. Am Urdbrunnen, an dem die Esche steht, wohnen die Nornen, sie heißen Urd, Werdandi und Skuld und wissen um das Schicksal aller Götter und Menschen. Denn niemand sonst kennt ganz das zukünftige Geschick, selbst Odins Wissen ist Stückwerk.

Nicht immer wird Yggdrasil grünen, denn Nidhogg, der Drache, nagt an ihren Wurzeln, und einst wird der Tag kommen, da die Weltesche welken muß. Dann bricht Ragnarök, der Tag der Götterdämmerung, über Asgard herein; der Fenriswolf reißt sich von seinen Fesseln los, die Midgardschlange erhebt sich aus dem Meer, und die Riesen kommen, Götter und Helden sammeln sich zum letzten Kampf. Dann werden Asgard und Midgard vergehen, und alles Leben erlischt.
 
L

Lord Soth

Guest
Rain schrieb:
...frei nach der Snorra Edda und der Voluspa! Übrigens deutlich mit christlichen Einflüssen gespickt!;)

Ichw eis0, ich wollts halt f+ür dich triotrzdem mal posten... hba grade keinse bessere bversion bfegundeden...

kannst ja ,al eine gute psoten, wenn de was hast, duie nich so verfäsvslcht is... oder so...

viele e greepüsse übrigens von Bremen bmnach Norwenbegen vonbhier unsd so... hoffe dir gehst soweit eguet.... htetelmettel!1:D:D:d.
 

Rain

W:O:A Metalmaster
16 Nov. 2004
5.309
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81
Lord Soth schrieb:
Ichw eis0, ich wollts halt f+ür dich triotrzdem mal posten... hba grade keinse bessere bversion bfegundeden...

kannst ja ,al eine gute psoten, wenn de was hast, duie nich so verfäsvslcht is... oder so...

viele e greepüsse übrigens von Bremen bmnach Norwenbegen vonbhier unsd so... hoffe dir gehst soweit eguet.... htetelmettel!1:D:D:d.
:D

hab kein bock jetzt was zu suchen!
 
L

Lord Soth

Guest
Rain schrieb:
:D

hab kein bock jetzt was zu suchen!

Die Bremer Stadtmusikanten

Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, so dass er zur Arbeit immer untauglicher wurde. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen; aber der Esel merkte, dass kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen; dort, meinte er, könnte er ja Stadt Musikant werden.

Als er ein Weilchen fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der jappte wie einer, der sich müde gelaufen hat. "Nun, was jappst du so, Packan?" fragte der Esel. "Ach", sagte der Hund, "weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde, auch auf der Jagd nicht mehr fortkann, hat mich mein Herr wollen totschlagen, da hab' ich Reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?" - "Weißt du was", sprach der Esel, "ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant, geh' mit und lass' dich auch bei der Musik annehmen. ich spiele die Laute, und du schlägst die Pauke. Der Hund war's zufrieden, und sie gingen weiter.

Es dauerte nicht lange, so saß eine Katze am Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. "Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" fragte der Esel. - "Wer kann da lustig sein, wenn's einem an den Kragen geht?" antwortete die Katze. "Weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne, als nach Mäusen herumjage, hat mich meine Frau ersäufen wollen; ich habe mich zwar noch fortgemacht aber nun ist guter Rat teuer; wo soll ich hin?" - "Geh' mit uns nach Bremen; du verstehst dich doch auf die Nachtmusik, da kannst du ein Stadtmusikant werden" Die Katze hielt das für gut und ging mit.

Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hofe vorbei, da saß auf dem Tor der Haushahn und schrie aus Leibeskräften "Du schreist einem durch Mark und Bein", sprach der Esel, "was hast du vor?" - "Da hab' ich gut Wetter prophezeit", sprach der Hahn, "weil Unserer Lieben Frauen Tag ist, wo sie dem Christkindlein die Hemdchen gewaschen hat und sie trocknen will; aber weil morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wollte mich morgen in der Suppe essen, und da soll ich mir heute abend den Kopf abschneiden lassen. Nun schrei' ich aus vollem Halse, solang ich noch kann." "Ei, was, du Rotkopf", sagte der Esel, "zieh' lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muss es eine Art haben." Der Hahn ließ sich den Vorschlag gefallen, und sie gingen alle viere zusammen fort.


Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tag nicht erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich in die Äste, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um; da deuchte ihn, er sähe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu, es müsste nicht gar weit ein Haus sein, denn es scheine ein Licht. Sprach der Esel:


"So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen, denn hier ist die Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch dran täten ihm auch gut. Also machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel, als der größte, näherte sich dem Fenster und schaute hinein. "Was siehst du, Grauschimmel?' fragte der Hahn. - "Was ich sehe?" antwortete der Esel; ,,einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und lassen sich's wohl sein." - "Das wäre was für uns", sprach der Hahn. "Ja, ja, ach, wären wir da!" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, wie sie es anfangen müssten, um die Räuber hinauszujagen, und fanden endlich ein Mittel. Der Esel musste sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte; dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, dass die Scheiben klirrten. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein, und flohen in größter Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig geblieben war, und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten.


Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Licht aus und suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Tür, die Katze auf den Herd bei der warmen Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnenbalken; und weil sie müde waren von ihrem langen Weg, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht vorbei war und die Räuber von weitem sahen, dass kein Licht mehr im Haus brannte, auch alles ruhig schien, sprach der Hauptmann: ,,Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen", und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, ein Licht anzuzünden, und weil er die glühenden, feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, dass es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur Hintertür hinaus, aber der Hund, der da lag, sprang auf und biss ihn ins Bein; und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß; der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlaf geweckt und munter geworden war, rief vom Balken herab "kikeriki" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach: "Ach in dem Hause Sitzt eine greuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mir mit ihren langen Fingern das Gesicht zerkratzt. Und vor der Tür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen, und auf dem Hofe liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen; und oben auf dem Dache, da sitzt der Richter, der rief: bringt mir den Schelm her! Da machte ich, dass ich fortkam." Von nun an getrauten sich die Räuber nicht weiter in das Haus; den vier Bremer Stadtmusikanten gefiel's aber so wohl darin, dass sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm.