Auf die Schnelle ein paar Kernaussagen von Drosten aus der Folge:
- Regionale Unterschiede in den Lockerungsmaßnahmen machen für ihn Sinn, auch wenn er versteht, dass bundesweite Regelungen für die Menschen weniger verwirrend wären.
- Er hätte die Daten der Gangl-Studie etwas ander analysiert und käme auf eine etwas höhere Fallsterblichkeit, im Großen und Ganzen aber zu den gleichen Ergebnissen. Auch er geht immer noch von einer hohen Dunkelziffer aus (4-8x die offiziellen Infektionszahlen).
- Wenn Herdenimmunität (70% Durchseuchung) erreicht wäre, wäre das nur der Wendepunkt der Pandemie, nicht das sofortige Ende.
- Es besteht die Möglichkeit, dass durch die herkömmlichen Erkältungscoronaviren ein Teil der Bevölkerung auch schon gegen SARS-CoV-2 immun ist. Wenn alles sehr glücklich läuft, besteht die Möglichkeit, dass durch die Kombination aus Dunkelziffer und Erkältungscoronaimmunität die Herdeimmunität schon nah ist und deshalb auf Lockerungen keine zweite Welle folgt. Drosten hält das aber für sehr unwahrscheinlich. Nur halt nicht unmöglich.
- Sehr spannend: Eine französische Studie hat Antikörpertests bei den Schülern, Mitarbeitern und Familien einer Sekundarschule gemacht, in der es einen Covid-Ausbruch gab, bevor in Frankreich irgendwelche Maßnahmen unternommen wurden. Hier konnte also der Ansteckungsverlauf im Normalbetrieb untersucht werden. Im Einklang mit anderen Studien haben Schüler etwa 10% der Familienangehörigen angesteckt. Die Schüler und Mitarbeiter and der Schule haben sich aber untereinander zu heftigen 40% angesteckt. Bei Schülern im Alter von 15-18 Jahren, also keine Kleinkinder. Es gibt Faktoren, die diese Zahl nach oben oder unten korrigieren würden, aber insgesamt interpretiert Drosten das so, dass ein normaler Schulbetrieb mit älteren Schülern nichts anderes ist wie eine Kneipe in Ischgl. Wenn wir Schulen wieder normal öffnen, können wir genau so gut Festivals erlauben.
- Die Ergebnisse der Studie, die nahelegt, dass Raucher sich weniger schnell infizieren, zweifelt er ganz stark an und ist sich sicher, dass die begutachtete Veröffentlichung anders aussehen wird. So oder so ist das Risiko eines schweren Krankheitsverlauf bei Rauchern aber höher.
- Eine neue genfer Studie bestätigt Drostens eigene Daten, dass sich die Virenlast bei Kinder (runter bis Alter 3 Wochen) nicht signifikant von Erwachsenen unterscheidet. Es deutet also immer mehr darauf hin, dass es falsch ist anzunehmen, Kinder seien weniger ansteckend.
- Zur Schulöffnungsdebatte sagt Drosten (mit Hinblick auf den öffentlichen Druck), dass wenn erstmal Kitas für wenige einzelne Familien und Grundschulen mit weniger dichten Klassen und Unterricht im Freien geöffnet werden sollen, nicht aber für ältere Kinder (oder Kinder mit Risikoeltern).
Und Drosten spielt Gitarre.
Und es gibt jetzt einen Song über den Podcast: