für de hex.
2. Teil: Praktische Tipps gegen die 3-D-Krankheit
Gegen eine starke 3-D-Krankheit mit wirklich heftigen Symptomen ist kein Kraut gewachsen. Wer spürt, dass er sich im Kino bereits dem "Reling, ich komme!"-Zustand nähert, sollte das Kino einfach verlassen.
Ansätze von Unwohlsein lassen sich dagegen unter Kontrolle bekommen - und wie bei der See- und Autoreisekrankheit unter anderem durch Fixieren von Objekten am "Horizont", wenn man so will. Hinter diesem einfachen Trick steht nichts anderes als der Versuch, die Überflutung mit widersprüchlichen Reizen einzuschränken.
Das beginnt damit, dass man sich in 3-D-Filmen so weit wie möglich nach hinten und in die Mitte setzen sollte, wenn man weiß, dass man zu Reisekrankheit neigt - denn wer für das eine anfällig ist, leidet oft auch unter dem anderen. Leichtes Unwohlsein lässt sich einschränken und oft kontrollieren:
* Man kann versuchen, sich besonders auf statische Bildteile zu konzentrieren, statt dem Fokus der Kamera zu folgen;
* Man kann zeitweilig ein Auge abdecken und so den 3-D-Effekt eliminieren;
* Man kann die Augen für ein paar Minuten schließen;
* Kräftig kauen: Was bei Kindern auf Reisen wirkt, hilft auch Großen mit Sinnesproblemen. Kaugummi ist der Klassiker, im Kino passt aber auch Popcorn;
* Man sollte auf keinen Fall versuchen, Objekte und Bildteile, die gerade nicht scharf fokussiert sind, "scharf zu stellen": Das fühlt sich an, als versuchte man, mit einer Brille zu sehen, die fünf Dioptrien von der eigenen Sehkraft entfernt ist - und führt zu Kopfschmerzen, Ermüdung und wohl auch Förderung der Kinetose-Symptome. Denn auch wenn das Bild räumlich wirkt, die Fokussierung erledigt hier ein anderer für uns - der Kameramann. Unsere Augen sind damit zur Passivität verdonnert, auch daran muss man sich erst gewöhnen.
Was definitiv nicht funktioniert, ist auch das Absetzen der Brille. Gerade bei den klassischen farbverschobenen 3-D-Bildern bekommt man dann nur noch einen optischen Brei serviert, der oft noch schwerer zu verdauen ist als das 3-D-Bild.
Medikamentierung? Fehlanzeige
Dazu, ob Medikamente gegen Reisekrankheit auch gegen 3-D-Krankheit im Kino wirken, gibt es bisher keine Erkenntnisse. Auf jeden Fall machen schon die verschreibungsfreien Antihistamine (meist Dimenhydrinat-Präparate) reichlich dösig - was nicht hilfreich ist, wenn man einen 161-Minuten-Film wie Avatar verfolgen will, der seinen Reiz aus Optik und Action bezieht.
Auf der anderen Seite funktioniert aber auch eine vorsichtige Desensibilisierung, wie jeder Möchtegern-Seebär mit Magenproblemen weiß. Man kann sowohl lernen, auf die Symptome der Kinetose frühzeitig und angemessen zu reagieren, als auch lernen, die Sinneswahrnehmungsdiskrepanz als das zu interpretieren, was sie ist - eben keine Vergiftung.
Einige von uns aber sind schlicht hoffnungslose Fälle. Wir hängen auch nach dem neunten Segeltörn noch über der Reling, werden im Flieger blass, müssen im Bus neben dem Fahrer sitzen und starr geradeaus sehen. Wir spielen keine Ego-Shooter, weil uns das den Magen umdreht und werden Freunden künftig einen Korb geben, wenn die zum gemeinsamen Kinoabend bitten: "3-D-Film? Nicht schlecht, nur mir wird schlecht!"