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arcane

W:O:A Metalmaster
27 Feb. 2006
13.141
3
83
es gibt ne piratenversion? arr! deliver us yer plunder!

mal sehen. ist das überhaupt toll?
 

METALPOPE667

W:O:A Metalmaster
19 Mai 2002
47.624
18
83
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sehr gelungenes Review zu Chinese Democracy :D


FAZ schrieb:
Lied 1, „Chinese Democracy“

Sirenengeheul. Gezupfte Gitarre, erst einmal ruht das Schlagzeug. Dann aber ein Riff, sehr laut und sehr manipuliert. Es erinnert an „Owner of a Lonely Heart“ von Yes, das ist eigentlich gar nicht gut, aber bevor man länger darüber nachdenken kann, geht das Lied los, mit einem langgezogenen Gejaule von Axl Rose. Und da, jetzt singt er! Das hat nicht nur fünfzehn Jahre, das hat fast drei Minuten gedauert. Text ist total unverständlich. „I know that I'm a classic case“? Die Band schleppt sich breitbeinig dahin. Hier ein Solo, da ein Solo, und hier wieder eins. Ist das jetzt der Refrain? Amerikanische Autofahrmusik. Geisterjägerserienmusik.

Lied 2, „Shackler's Revenge“

Beginnt mit einem demolierten Riff. Säuft kurz ab, dann gurgelt Axl Rose, als würde auch er in einer Badewanne singen, mit den Lippen halb über, halb unter dem Wasser. Ist das jetzt der Refrain? Solo. Rumms. Irgendwie hört der Song nicht auf. Immer noch nicht. Immer noch nicht.

Lied 3, „Better“

Warum klingen Liedanfänge neuerdings immer so, als müssten sie erst durch ein albanisches Kofferradio hindurch? Nach dieser Störsendung wird die Sache klarer. Schön schwerfällig. Altmetall. Und jetzt singt Axl fast so wie früher, wie bei „November Rain“. Ist das jetzt der Refrain? Fäuste in die Luft! Männerpathos. Lieblingslied.

Lied 4, „Street of Dreams“

Entsprechend der Logik typischer Heavy-Metal-Produktionen müsste nach den vielen harten jetzt bald mal eine weiche Seite kommen. Passiert auch. Axl quält seine Stimme über eine Allerweltsklaviermelodie. Text wieder total unverständlich. Ist das jetzt der Refrain? Nein, das sind nur Plastikstreicher aus dem Keyboard - dafür können die berüchtigten fünfzehn Millionen Dollar unmöglich verplempert worden sein. Gitarrensolo, das zwölfte ungefähr. Und inzwischen das vierte Lied, aber keines davon folgte bislang einem Schema, das man sofort kapiert hätte. Jetzt setzt das Schlagzeug zum Beispiel schon wieder aus. Komplexrock.

Lied 5, „If the World“

Wo sind wir denn jetzt? In Tijuana? Jedenfalls ist das eine Antonio-Banderas-Gitarre. Dann streichen schon wieder die Plastikgeigen vor sich hin. Gefolgt von einer Spielpause, schon wieder. Ist das jetzt der Refrain? Axl singt immer noch wie kein Zweiter, auch wenn das gleiche Studiogerät nachgeholfen haben könnte, aus dem sich die Streicher ergießen. Der Rhythmus klingt ein bisschen wie bei „Echoes“ von Pink Floyd. Ein heftiger Bass. Dann wieder die Tijuana-Gitarre.

Lied 6, „There Was a Time“

Spielt da der Keyboarder von Linkin Park? Außerdem scheinen immer noch ein paar Plastikstreicher übrig zu sein. „Chinese Democracy“ befolgt drei Prinzipien: 1. Ein regelmäßiger Boxenstopp des Schlagzeugs ist unvermeidlich. 2. Uns doch egal, dass für fünfzehn Millionen Dollar auch die Berliner Philharmoniker gegeigt hätten, wir nehmen die Bontempi-Orgel von Axls Tante. 3. Und immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo noch ein Gitarrensolo her. Die entscheidende Frage aber lautet: Ist das jetzt der Refrain?

Lied 7, „Catcher in the Rye“

Wie würde ein Lied klingen, das nach dem Titel einer Verschwörungstheoretikerbibel benannt ist? Wenn es eine Band von Paranoikern aus Los Angeles geschrieben hat, dann sicher wie das Innere starker Kopfschmerzen. Aber doch nicht wie dieser Westernhagenrock! Ist das jetzt der Refrain? Kleinstadthymne, Pick-up-Trucks. Für die Männer von Hockeymoms, für Barbecue und Bärte.

Lied 8, „Scraped“

Siehe Lied 4 und 6, aber nicht 5.

Lied 9, „Sorry“

Diese Stimme könnte einem alles vorsingen - man käme nie darauf, es bei Starbucks laufen zu lassen. Axl würde auch nie in die Kamera zwinkern wie Jon Bon Jovi. Er ist der Typ am Abgrund, der in die Wüste geht, um zu heiraten, und dann kommt der Sturm. Erstes Lied mit halbwegs einleuchtender Struktur, Refrain inklusive.

Lied 10, „Riad N' Bedouins“

Das Iraklied. Das Axl-of-Evil-Lied. Die Welt durchs Nachtsichtgerät. Panzerknacker unterwegs. Für die iPods von Blackwater. Zwischendurch Beam-Geräusche (Scotty, nicht Jim), Axl klingt wie Ozzy Osbourne, aber das ist natürlich nicht der Refrain. Der kommt noch. Wenn er das ist.

Lied 11, „I.R.S.“

Es geht offenbar um die Steuer und um das FBI, und natürlich wieder um ein halbes Dutzend ungefragter Gitarrensoli. Axl jault ein bisschen wie Robert Plant.

Lied 12, „Madagascar“

„I can't find my way back home“, singt Axl. Unvermeidlich für das Industrial-Genre, zu dem man Guns N' Roses im Jahr 2008 rechnen muss, werden im letzten Drittel des Liedes Stimmen aus Spielfilmen oder dem albanischen Kofferradio eingestreut. Und Martin Luther King. Dann singt Axl Rose wieder, dass er nach Hause will. Das ist der Refrain.

Lied 13, „This I Love“

Axl, Klavier und Streicher. Und nach vier Minuten ein Gitarrensolo. Schließlich rafft sich auch das Schlagzeug auf. Eine kleine, hohe Klaviertriole beschließt das Ganze, Paulchen-Kuhn-mäßig. Unmöglich, dass jedes einzelne dieser vierzehn Lieder fünfzehn Jahre lang gereift ist; dieses hier klingt, als habe Axl sich erst letzten Dienstag hingesetzt. Außerdem ist es gefährlich, wenn die Singstimme Ton für Ton dem Leitmotiv auf dem Klavier folgt. Das wirkt nur, wenn beides so gut ist wie bei „Johnny and Mary“ von Robert Palmer. Danach klingt dieses Lied nämlich, ein paar Sekunden lang jedenfalls. Alle diese Lieder klingen immer nur ein paar Sekunden lang wie irgendwas, und dann wieder wie etwas anderes. Das letzte bestimmt auch.

Lied 14, „Prostitute“

Das erste Lied von „Chinese Democracy“ ist jetzt mehr als eine Stunde vorbei, in der Zwischenzeit sind die Störgeräusche fast ganz verschwunden. Was bleibt, sind Axl, sein Klimperklavier und die Streicher. Dieses Lied weht zum Schluss einfach nur davon, ganz schön sogar. Vorher hat die Band das Lied dreimal durchgebrochen und wieder aneinandergekittet, ein paar Sekunden lang. Bitte fragen Sie nicht nach dem Refrain.