Hier ist ALLES !! 2
Fakt ist, dass wir diese Diskussion schon seit Jahren führen und dass sich der Zustand einfach nicht ändert. Man hat den Eindruck, dass es euch schlicht und einfach egal ist.
Holger: »Stimmt doch gar nicht! Wir geben jedes Jahr mehr Geld für Toiletten und Reinigung aus. Der Aufwand wächst und wächst - und die Leute beschweren sich trotzdem immer wieder.«
Sheree: »Holger und Thomas zahlen heute noch Kredite von 1993 zurück! Andere Veranstalter hätten da längst aufgegeben. Wenn man dann mal ein gutes Jahr hat, geht das Geld zum Teil auch wieder für das Personal drauf. Im Winter mussten einige sogar auf ihr Gehalt verzichten, damit das Wacken-Büro weiterlaufen konnte.«
Jeder gönnt euch euren Verdienst, darum geht es doch gar nicht. Das Preis/Leistungs-Verhältnis für die Besucher muss aber stimmen.
Holger: »Duschen und Toiletten sind durch die Euro-Umrechnung sogar etwas billiger geworden. Außerdem sind unsere Duschcamps von der Qualität her einzigartig. So was kostet ein Schweinegeld, da wird dir schlecht!«
Konkret: Ändert sich was an der Toiletten-Situation oder nicht?
Thomas: »Na klar. JEDES Jahr ändert sich da was!«
Gut. Dann kommen wir zum nächsten Punkt: die Verschiebungen im Billing. Wir werfen euch vor, dass diese Probleme nichts mit dem Wetter und eventuell unbefahrbaren Straßen zu tun haben, sondern einzig und allein darauf zurückzuführen sind, dass ihr seit Jahren zu wenig Shuttle-Fahrer einsetzt und die Musiker nicht rechtzeitig von ihren Hotels abholt. Das können wir in bestimmten Fällen auch belegen.
Holger: »Der Shuttle-Service hat in diesem Jahr so gut funktioniert wie noch nie! Candlemass wollten früher spielen, das wurde aber auch rechtzeitig bekannt gegeben. Bei Mezarkabul haben die Shuttles gepennt, das ist richtig - aber sonst war alles in Ordnung. Die Running-Order wurde eingehalten.«
Tatsächlich? Und warum sind wir dann mindestens fünf Mal auf die Bühne geschickt worden, um Änderungen im Ablauf durchzusagen?
Holger: »Das hatte andere Gründe. Wir werden nächstes Jahr Moderatoren auf der Bühne haben, die alle Änderungen konkret durchsagen - anstatt die Leute zum Rock Hard-Stand zu schicken.«
Sollen wir das gesamte Billing auswendig lernen und dann von jeder Bühne einzeln runterbeten, wenn sich alle zehn Minuten was ändert? Wir hatten doch gar keine andere Möglichkeit, als die Leute zu den offiziellen Info-Punkten zu schicken! Nehmt lieber den Vorschlag vieler Fans an, eine Leuchttafel zwischen den Bühnen zu platzieren, auf der die Running Order ständig aktualisiert zu lesen ist!
Holger: »Das ist ´ne gute Idee. Das werden wir wohl auch so machen.«
Nächster Punkt: die W.E.T. Stage, also die Zeltbühne, auf der ja dieses Jahr alles drunter und drüber ging. Braucht man diese Bühne überhaupt?
Thomas: »Logisch braucht man die. Wacken ist entstanden mit einer Hauptbühne und einem Zelt. Deshalb sind wir der Meinung, dass die W.E.T. Stage eine historische Einrichtung ist, die beibehalten werden muss. Wir werden die Situation aber überdenken und mehr Newcomer ohne Deal auf dieser Bühne spielen lassen.«
Ihr solltet vielleicht eher die Zahl der Bands begrenzen: Mehr Bands gleich mehr Aufwand gleich mehr Shuttle-Busse gleich mehr Bandbetreuer gleich mehr Chaos. Warum streicht ihr nicht einfach zehn Bands?
Thomas: »Genau das werden wir machen. Wir sehen ein, dass es die Situation allgemein erleichtern würde.«
Nächster Punkt: die soundtechnische Überschneidung der Bühnen. Vor der Party Stage hörte man ständig die beiden Hauptbühnen.
Sheree: »Das stimmt - und es war teilweise sogar schlimmer als letztes Jahr. Das tut uns Leid, und wir werden das nächstes Jahr ändern.«
Stichwort Security: Da waren dieses Jahr erfreulich wenige Beschwerden zu hören - bis auf die gewaltsame „Geländeräumung“ nach dem Haggard-Auftritt. Was ist da genau passiert?
Thomas: »Es ist bekannt, dass um drei Uhr morgens Feierabend ist. Dann ist aber leider zu hektisch der Platz geräumt worden. Die Security hat da einfach überreagiert, und es hat leider auch ein paar Schlägereien gegeben. Wir sind dann mit dem Megaphon rausgerannt, um die Leute zu beschwichtigen. Die Polizei hat zunächst supercool reagiert und abgewartet, dann aber unverständlicherweise den Festival-Vorplatz geräumt, wofür wir uns bei allen Betroffenen entschuldigen müssen. Das war ´ne Verkettung von Fehlentscheidungen, die in der Hektik niemand mehr rückgängig machen konnte.«
Dann gab´s den vereinzelten Vorwurf, dass viele Security-Leute keine sichtbare Nummer getragen hätten - im Gegensatz zu euren eigenen „Metal Guards“, die ja ohnehin selten negativ auffallen.
Sheree: »Solange die Firmenaufschrift - also „Leipziger Löwen“ oder „I.H. Security“ - zu lesen ist, können wir immer ganz genau nachvollziehen, wer wann wo gestanden hat. Wenn sich also jemand um 14 Uhr mit der Security angelegt hat und uns das mit dem entsprechenden Standort meldet, wissen wir, um wen es sich da genau handelt.«
Wie steht ihr generell zum Vorwurf der Abzockerei? Was entgegnet ihr jemandem, der behauptet, in Wacken zähle der einzelne Fan nichts mehr und es gehe euch nur noch um Gewinnmaximierung?
Sheree: »Das stimmt einfach nicht! Seit 13 Jahren stehen wir für diese Fans gerade. Wenn es uns ums Geld ginge, hätten wir vor fünf Jahren den Laden dichtmachen müssen! Ich habe selbst jahrelang in einer Disco gearbeitet und Konzepte ausgearbeitet: Du wirst immer jemanden haben, der unzufrieden ist und sich beschwert.«
Es sind aber keine Einzelstimmen mehr. Der Trend - zumindest unter unserer Leserschaft - ist in etwa der, dass jüngere Wacken-Besucher begeistert sind, weil sie bei euch ein spannendes „Parallel-Universum“ entdecken, während die älteren Stamm-Besucher eher enttäuscht reagieren.
Sheree: »Je größer der Laden wird, desto mehr Meckerer gibt es. Vielleicht stellt ihr mit eurem Heft nächsten Monat genauso fest, dass früher alles besser war und die Leute die alten Hefte vermissen...«
Schon möglich. Dann müssen wir uns aber der Kritik stellen und überlegen, was wir falsch gemacht haben.
Thomas: »Das wollen wir natürlich auch. Aber lass uns doch erst mal alle Umfrage-Ergebnisse abwarten. Wir fragen ja sowohl auf unserer Homepage (
www.wacken-open-air.de) als auch im Programm-Heft, was die Leute wollen oder nicht wollen. Sobald das alles ausgewertet ist, werden wir darauf reagieren. Wir hoffen aber, dass wir von der Presse - ob mit oder ohne Präsentation - fair behandelt werden...«
Wenn ihr den Fans etwas mitzuteilen habt, was das W:O:A 2003 angeht, könnt ihr das gerne übers Rock Hard tun. Unsere Kritik soll ja letztendlich dazu beitragen, das Festival organisatorisch zu verbessern - gerade weil wir so sehr am Wacken Open Air hängen! Es gibt genügend LeserInnen, die es uns übel nehmen, dass wir euch aus der Hard Union geworfen haben - aber das darf uns ebenso wenig interessieren wie die Frage, ob ihr euch vielleicht andere Präsentatoren sucht. Wir üben maximalen Druck auf euch aus, um unser Lieblingsfestival zu retten!
Sheree: »Da geht ihr meiner Meinung nach aber etwas zu weit. Holger, Thomas und ich sind es schließlich, die die finanzielle Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen müssen.«
Aber es gibt Spielregeln in der Hard Union, der ihr ja schließlich beigetreten seid. „Festivals von Fans für Fans“ heißt das Motto. Das geht über eine reine Präsentation hinaus und ist so eine Art Gütesiegel, das ihr euch erst wieder verdienen müsst.
Aber kommen wir zum nächsten Kritikpunkt: Viele Bands, vor allem die kleineren, beschweren sich darüber, dass sie von euch ziemlich respektlos behandelt werden. Schlechtes Catering, in vielen Fällen keine echte Kostenerstattung, unfreundlicher Umgangston, Probleme mit der Security...
Holger: »Das ist Quatsch! Es mag in Einzelfällen Probleme mit der Security gegeben haben, was die Gültigkeit mancher Backstage-Pässe angeht, aber die sind schnell gelöst worden. Jede Band ist jederzeit willkommen - und zwar an allen drei Tagen des Festivals. Die meisten Bands sind ja auch, weil´s ihnen so gut gefallen hat, alle drei Tage geblieben!«
Sheree: »Das Catering fällt in meinen Bereich, und da lief dieses Jahr wirklich einiges schief. Vieles, was ich bestellt hatte, war im Endeffekt einfach nicht da, so dass wir improvisieren mussten. Darüber habe ich mich selbst am allermeisten geärgert!«
Thomas: »Ich frage mich, warum alle Bands bei uns spielen wollen, wenn wir angeblich so scheiße sind!«
Weil man nirgendwo sonst die Möglichkeit hat, vor 40.000 echten Metal-Fans aufzutreten!
Sheree: »Aber dieses Publikum haben wir uns doch erarbeitet! Die Leute würden doch nicht kommen, wenn das Fest nicht toll wäre!«
Das bestreitet niemand. Trotzdem seid ihr an einem Punkt angekommen, an dem ihr über die weitere Entwicklung des Festivals ernsthaft nachdenken müsst - sonst ist der Kult ganz schnell Vergangenheit. Also: Zieht ihr Konsequenzen aus der Kritik?
Thomas: »Natürlich! Das machen wir jedes Jahr! Wir werden jetzt alle Resonanzen - Anregungen, Kritik und auch Lob - sammeln und dann entscheiden, was wir ändern. Wir teilen es den Leuten dann übers Rock Hard mit.«
Okay. Wir sind gespannt!
THOMAS KUPFER & GÖTZ KÜHNEMUND