Kann der Kurzfassung "Das Konzert war toll. Aber das Publikum eine Zumutung" nur beipflichten.
Mein Trottel-Highlight war ein Typ, der unablässig sich selbst filmte, wie er Grimassen schnitt und dabei mit seiner Schwiegermutter telefonierte/facetime machte. Hab mich dann dort verpisst, damit Handy und Typ unverletzt bleiben. Im Anschluss stand ich neben einer (nicht despektierlich gemeint) gealterten Hausfrau, die offenbar noch nie jemanden hat bangen sehen. Bang the head that doesnt bang war definitiv gestern. Das weiß man aber alles vorher, wenn man da hin geht.
Trotzdem waren aber noch massig Fans und Textsichere Leute vor Ort. Sehr geil auch die ganzen Vater/Sohn-Gespanne, wo man sich vorstellen kann, dass der Sohn/die Tochter erstmals bei einem Konzert war und so die Fackel weitergegeben wird.
Bokassa waren leise und gewöhnlich, wie Spiritual Beggars ohne Witz.
Ghosts an sich schon großer Aufbau sah auf der riesigen Bühne trotzdem total verloren aus. Publikumsansprache durch Forge war absolut verbessert, sogar witzig, aber trotzdem kam man nicht so gut an. Von Platte kommt das definitiv besser, vor allem der Gesang kommt nicht rüber. Bester Moment war daher auch das Instrumental von der letzten Platte mit dem Saxophon-Teil.
Was ich nicht wusste war ja, ob man in den abgespertten Bereich kommt. Ich war schon um 14.30 vor Ort und bei den ersten paar hundert am Einlass dabei. Es gab zwei FOS Bereiche mit jeweils eigenem Eingang. Ohne FOS-Ticket war nicht mit Zugang, auch später nicht, als klar war, dass der Bereich gar nicht richtig voll wird.
Durch die sehr weit vom Geschehen entfernten zweiten Wellenbrecher konnte man außerhalb von FOS extrem schlecht die Band "in echt" sehen. Eigentlich nur in den ersten drei Reihen. Natürlich hatte man durch die riesiege Bühne und LED-Wand jederzeit alles und meistens alle gleichzeitig im Blick. Das war der Hammer.
Überhaupt war die Bühne gigantisch, der Sound super, die Effekte (Pyro, Laser etc.) geil. Aufgrund der nach dem Konzert anstehenden Tourpause waren die "Jungs" bestens drauf, haben unerwartete Sachen (The God that failed) gebracht und Kirk und Rob haben "König von Deutschland" gespielt.
Es gab auch ein Basssolo mit Einblendungen von "Cliff em all"-Sequenzen, Gänsehaut pur, auch wenn Trujillo einfach kein herausragender Bassist ist, aber menschlich scheint er bombe zu sein und Deutsch kann er auch ein wenig. Der "König von Deutschland" kam jedenfalls super an.
Als die Band sich erstmals verabschiedete traut ich meinen Augen nicht: Den FOS 2 Bereich verliessen massig Leute. Hatte sowieso den Eindruck, dass dort weniger los war und es leiser war als hinter dem Wellenbrecher. Mag auch täuschen, weil doch sehr weit entfernt.
Zum Schluss hat jeder der Vier eine kleine Ansprache gehalten, man war sichtlich bewegt. Anschließend gabs noch ein Dankesvideo mit Szenen aus dem Stadtbild, Videos und Bildern vom Einlass und von einzelnen Fans und Gruppen, das war richtig stark und fannah.
Insgesamt ein großartiges Konzert und trotz des Preises von 95 € value for money. Ich würde jedem empfehlen sich ein FOS Ticket zu holen. Die Absperrungen drum herum sind einfach viel zu groß und weiträumig geworden und auf eine Zugang wie zB bei AC/DC für frühe Vögel braucht man auch nicht mehr hoffen. Dann lieber bei Merch und Bier sparen.