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Karsten

W:O:A Metalgod
Die beiden Jungs fand ich schon immer beeindruckend. Ich finde sie ham das Denkmal absolut verdient...:)


Fäuste der Freiheit

Lange waren die US-Sprinter Smith und Carlos geächtet, jetzt erinnert eine Statue an ihren legendären Protest 1968

VON WOLFGANG HETTFLEISCH


Man muss schon gezielt suchen, um auf den Internet-Seiten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) über die Sommerspiele von Mexiko-Stadt 1968 einen Hinweis auf Tommie Smith und John Carlos zu finden. Die einzige "Revolution", an die sich die Herren der Ringe da erinnern mögen, ist die von Dick Fosbury, der zur Verwunderung aller bei seinem Hochsprungsieg die Latte mit dem Hintern nach unten überquerte.

Zu einer Statue hat er es mit seinem Fosbury Flop nicht gebracht. Das haben ihm seine schwarzen Landsleute Smith und Carlos nun voraus. Das sieben Meter hohe Kunstwerk auf dem Uni-Campus im kalifornischen San Jose, das am Montag im Beisein der beiden enthüllt wurde, hält jenen Moment vor 37 Jahren fest, in dem 200-Meter-Olympiasieger Smith und der Drittplatzierte Carlos Sportgeschichte schrieben: ihren stummen Protest bei der Siegerehrung gegen die Rassendiskriminierung in den USA.

"Viele Menschen haben für die Freiheit, die ich dort zum Ausdruck bringen konnte, ihr Leben gelassen", sagte der inzwischen 61-jährige Smith, als ihm im Frühjahr zusammen mit Carlos die Ehrendoktorwürde der San Jose State University verliehen wurde. Auch so war der Preis, den die beiden dafür zahlten, in schwarzen Socken aufs Podest zu steigen und während der US-Hymne gesenkten Kopfs eine schwarz behandschuhte Faust gen Himmel zu recken, hoch genug.

Das IOC erkannte ihnen die Medaillen ab und verwies sie umgehend des Olympischen Dorfs. Das Nationale Olympische Komitee der USA schloss sie aus. Smith und Carlos, die im "Olympischen Komitee für Menschenrechte" aktiv waren, das ursprünglich einen Boykott der Spiele von 1968 durch schwarze US-Athleten ins Auge gefasst hatte, wurden wegen ihrer - zumindest im Detail - spontan im Stadiontunnel verabredeten Geste im Stil der Black-Power-Bewegung zu Verfemten im eigenen Land.

Für beide bedeutete das mutige Eintreten für ihre Überzeugung das vorzeitige Ende glänzender Karrieren. Smith, ein Ausnahmekönner auf der 100-, 200- und 400-Meter-Strecke, stellte in seiner kurzen Laufbahn sieben Weltrekorde auf und setzte in jenem olympischen 200-Meter-Finale von Mexiko in 19,83 Sekunden eine Bestmarke, die mehr als zehn Jahre Bestand haben sollte. Bei Carlos stehen die Einstellung der Weltbestmarke über 100 Yard sowie Hallenweltrekorde über 60 und 220 Yards zu Buche.


Gärtner und Hausmeister

Die verbreitete Ächtung infolge ihres Protests brachte die beiden, die sich zwischenzeitlich als Profi-Footballspieler verdingten, in finanzielle Not. Carlos nahm Jobs als Gärtner und Hausmeister an. In einem Interview erklärte der inzwischen 60-Jährige, die ökonomischen Folgen der Aktion im Olympiastadion von Mexiko-Stadt seien ein wesentlicher Grund für den Selbstmord seiner Frau gewesen. Sie nahm sich 1977 das Leben.

Längst sind der in ärmlichen Verhältnissen mit elf Geschwistern in Clarksville, Texas, aufgewachsene Smith und der aus Harlem stammende Carlos rehabilitiert. Als Ikonen des Kampfs gegen die Rassendiskriminierung werden sie mit Auszeichnungen überhäuft. Der Dokumentarfilm "Fists of Freedom" (Fäuste der Freiheit) von 1999 beleucht die Hintergründe der Protestaktion, die beide unsterblich machte und die Carlos mal als Versuch beschrieb, "das Land und die Welt aufzuwecken". Tommie Smith ist heute Dozent und Leichtathletik-Trainer an einem College in Santa Monica. John Carlos arbeitet als Erziehungsberater und ist ein gefragter Vortragsreisender. Der späte Respekt und die Versuche der Wiedergutmachung überzeugen ihn nur bedingt. Athleten, sagte Carlos jüngst, müssten auch heute noch für ihre Überzeugungen einstehen. Denn so viel habe sich, zumal in der Rassenfrage, seit 1968 gar nicht geändert: "Die Dinge sind nur besser kosmetisch verkleidet."