Ist Kölsch überhaupt Deutsch?
Popmusiker fordern Quotenschema für deutsche Musik im Radio
Dinner im China-Restaurant. Auf der Speisekarte stehen Frühlingsrollen, Chop-Suey und andere exotische Köstlichkeiten. Und auch Schweinshaxe mit Sauerkraut und Labskaus. Passt nicht? Doch, passt prima und zwar ins Quotenschema: 50 Prozent Deutsch.
Aufs Radio übertragen, fordern genau das Deutschlands Popmusiker von Udo Lindenberg bis Jan Eißfeldt. Udo sieht sonst die "kulturelle Artenvielfalt" bedroht, für den Liedermacher Reinhard Mey wird "ein ganzer nationaler Kulturbereich platt gemacht", und sein Kollege Klaus Hoffmann konstatiert "eine Entfremdung in den Sendern gegenüber der eigenen Kultur".
Jetzt soll der Bundestag helfen. Singen muss der Kanzler zwar (noch) nicht, aber: Eine Quote soll her, eine Verordnung darüber, was gut ist und deutsch. Der Feind ist auch klar: Es ist der amerikanische "Kulturimperialismus". Teufelszeug aus den Studios von New York bis Los Angeles, das uns im Dauereinsatz der Radiostationen die Freude am deutschen Liedgut vergällt. So eine Verordnung hat zwar etwas von den Richtlinien, die es in der DDR gab und gegen die "Musik aus dem nicht sozialistischen Währungsgebiet" gerichtet war. Die Initiatoren der Musikquote glauben jedoch an die reglementierte Vielfalt.
Aber was ist zum Beispiel mit Sarah Connor? Die kommt zwar aus Delmenhorst, singt aber auf Englisch. Gilt das? Und würde PUR-Sänger Hartmut Engler immer noch die Quote fordern, wenn plötzlich nur noch deutscher HipHop und Die Ärzte gespielt würden? Darf man Menschen wirklich zwingen, Frank Zander und die Scorpions zu hören? Welche Strafen drohen dem Hörer, wenn er einfach abschaltet?
Vielleicht reicht es, wenn Xavier Naidoo in Zukunft den sonntäglichen Radio-Gottesdienst liest. Oder BAP-Sänger Wolfgang Niedecken die Fußballspiele des 1. FC Köln kommentiert. Andererseits: Geht Kölsch überhaupt als Deutsch durch? Wie wäre es mit einer knallharten Regionalquote? Wenn schon, denn schon: Verordnet den Bayern 25 Prozent plattdeutschen Pop! Und Labskaus in jedem Wirtshaus!
http://www.abendblatt.de/daten/2004/09/27/345810.html