Thordis V.
W:O:A Metalgod
Rammstein in Beslan
Terror
von Michael Pilz
Zwei tote Geiselnehmer in Ossetien trugen nicht nur für fanatische Muslime unübliche lange Haare. Unter ihren Mähnen steckten Hörknöpfe im Ohr, gefunden wurden Walkmen in den Taschen ihrer Kampfanzüge. Während des Gefechts mit russischen Spezialeinheiten, also während sie sich selbst als Märtyrer ins Paradies eintreten sahen, hörten sie angeblich die Musik der deutschen Rockband Rammstein. Das erklärt das Innenministerium Nordossetiens.
Da kommt wieder einiges auf Rammstein und die rüde Rockmusik im Allgemeinen zu. Charles Manson ließ sich vom Krawallsong "Helter Skelter" von den Beatles schon zum Ritualmord inspirieren. Als zwei wirre Schuljungen in Littleton ein Massaker anrichteten, galt Marilyn Mansons überspannter Gruftrock als Motiv. Dem Amoklauf am Erfurter Gymnasium ging das Wüten der maskierten Rüpel Slipknot in den Kopfhörern des Waffennarrs voraus. Wenn es um Rammstein geht, keimt im notorischen Bedenkenträger ohnehin seit jeher der Verdacht, der nekrophile Marschradau sei eigentlich die Kleine Nachtmusik des Massenmörders.
Man muss die Musik nicht mögen, um das unsinnig zu finden. Man darf ihre Themen ekelig finden. Man kann Rammsteins provokant teutonisches Getue albern finden und die Rockschausteller dennoch vor der regelmäßigen Empörung schützen. Was erklärt es, wenn gewissenlose Terroristen "Weil der Meister uns gesandt, verkünden wir den Untergang" beim Töten und beim Sterben hören? Dass es böse ist, zumindest fahrlässig, so was zu singen und so aufreizend und aggressiv zu musizieren?
Es erklärt nur folgendes: Selbst eigentlich nur schwer genießbarer Gitarrenkrach zählt heute zu den Grundgeräuschen des globalisierten Alltags. Auch Muslime finden offenbar nichts mehr dabei. So leer ist Rock 'n' Roll als Form inzwischen, dass er sich mit allem Füllen und für jeden abartigen Zweck missbrauchen lässt. Für Gartenfeste. Für Gewalt und Terror. Das klingt zynisch? Das ist zynisch. Wie die Welt.
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