Geschmäcker sind verschieden. Man gut so.
Mambo Kurz wird zu Recht von vielen gradezu kultisch verehrt. Ich bin so frei und zitiere den ehrenwerten Suwarin, seines Zeichens Kenner der Materie
"Gegen 21:15 wandern wir zur WET-Stage, weil wir rausfinden möchten, was passiert, wenn 120 kg mit 300 Watt mit 188 bpm und Bossa Nova in Wallung gebracht werden. Keine Ahnung? Dann gehört man zu den Leuten die nie das schier unsägliche Vergnügen hatten, einen der verkanntesten und renommiertesten Alleinunterhalter dieser Republik in Aktion gesehen zu haben. Der Mann, der von CLAWFINGER auf Tour genommen wurde, der von KRAFTWERK für seine Spielweise gelobt worden ist, der Veronas musikalische Untermalung gewesen ist, der Musikstücke auf Metal DVDs anmoderiert, der unermüdlich spielt und das Publikum einpeitscht, der versucht sie zum Tanzen zu bringen, um etwas für die gebeutelte Geburtenraten in diesem Lande zu tun, mit dem alle möglichen Prominenten ein gemeinsames Foto haben wollten, der schon auf dem Wacken und With Full Force genauso wie auf kleinen Stadtfesten aufgetreten ist und trotz alldem bescheiden geblieben ist, eine Brille für eine Mark trägt und sich mit Kleidung vom Roten Kreuz begnügt ist ein wahrer Gott an der Heimorgel: MAMBO KURT! Dabei ist es völlig egal, ob er zur Geisterstunde oder den ganzen Nachmittag lang spielt. Diesmal wurde ihm endlich ein Auftritt zur besten Festival Prime Time gegönnt und als der Opener des WOA.
Massen strömten heran und in mir stieg wieder diese unsägliche, fast an Debilität grenzende Freude, mich von der Energie dieses Mannes und seinen analogen Sinustönen vor der Wet Stage durchzucken zu lassen. Die Hände schwitzig und die Kehle trocken, nur zu ertragen durch die Zufuhr von noch mehr köstlicher Hopfenkaltschale, fiebere ich dem Auftritt des Meisters und seinem ersten Lied entgegen. Endlich ist es so weit und die Menge kocht - und was für eine Mischung feuert der Mann ins rasende Publikum, das irgendwann aus dem Polonaisentaumel gar nicht mehr rauskommt. Ob SEX PISTOLS oder SLAYER, jeder bekommt den Bossa Nova, Samba oder Walzerbeat, den er verdient. Die Setlist spare ich mir an dieser Stelle, weil es viel schöner ist, sich überraschen zu lassen, welches Lied gerade intoniert wird. Gefühlt viel zu kurz spielte der Meister, doch wieder ist festzustellen, dass er nicht umsonst Jugendsieger des Landes Nordrhein-Westfalen gewesen ist. Alle Vorschusslorbeeren waren und sind berechtigt. An der Orgel kann er alles. Er spielt virtuos mit dem Publikum. Er führt sie immer weiter zu immer höherer Ekstase und wonnigem Kreischen und zu ausgelassenem Tanzen. Unfassbar! Jawohl, Musik ist Trumpf!
Nachdem alles gegeben worden ist und der Schweiß literweise, aus Glück und Rock`n Roll entstanden, vergossen worden ist, braucht man keine Träne zu vergießen, den es war wieder ein wunderschöner und unvergesslicher Auftritt, und tief im Inneren überlegt man sich vielleicht doch, eine Heimorgel zu kaufen. Doch verwirft man den Gedanken und sehnt den nächsten Electrone-Auftritt herbei um wieder das Tanzbein zu schwingen. Vorzugweise mit der Frau, mit der man schon diesmal sich zu höchsten Höhen gewirbelt hat."