Die häßlichsten Sieger aller Zeiten
Vom Grand Prix berichten: MARK PITTELKAU, JULIA KEMP, KRISTINA POEHLS und DETLEF WOS
Athen – Schaurige Monstermasken, gruselige Kostüme und krachende Gitarren – mit dieser wilden „Hard-Rock“-Show hat sich die finnische Band „Lordi“ den Sieg im Grand Prix gekrallt.
„Spiegel online“ schrieb entsetzt: „Der Eurovision Song Contest hat sein Gesicht verloren, um eine Fratze zu bekommen.“ Französische Blätter sahen „ein Kettensägen-Massaker“.
Und die norwegische Zeitung „Dagbladet“ urteilte: „Der häßlichste Sieger aller Zeiten“.
Sieger Lordi läßt das kalt: „Für den Grand Prix ist ein neues Zeitalter angebrochen.“
Wirklich? Finnlands Kulturministerin Tanja Karpela (35) jubelte zwar: „Finnische Musik kann im Ausland erfolgreich sein.“
NDR-Unterhaltungschef Dr. Jan Schulte-Kellinghaus (35) lobte sogar: „Gerade die Jüngeren waren begeistert. Die Finnen sehen zwar schlimm aus, meinen es aber gut.“
Schlagersänger Jürgen Drews (61) findet Lordi „einfach geil, weil da endlich was passiert. Jetzt gucken auch wieder junge Leute beim Wettbewerb zu.“
100 Millionen haben den Grand Prix live gesehen, nun diskutiert Europa: Wie konnten diese Finnen nur gewinnen? Große Stimmen, große Balladen, Lieder voller Gefühl und Temperament, ist das wirklich langweilige Vergangenheit?
„Das saubere Image des Wettbewerbs, das solche Karrieren wie Abba und Céline Dion gestartet hat, ist im Mülleimer der Geschichte“, schrieb die Londoner Zeitung „Observer“.
Nicole, die 1982 mit „Ein bißchen Frieden“ gewann, schüttelt sich: „Die Horrorgestalt Lordi gehört wohl eher in die Geisterbahn als auf die Grand-Prix-Bühne. Wir wollen endlich wieder schöne Lieder mit eingängigen Melodien und Texten hören.“
In Österreich wurde der Grand Prix gar nicht übertragen, in Griechenland das Lordi-Video verboten. Die Kirche in Finnland kämpfte gegen die Monster-Band, weil sie „Satanismus verherrliche“.
ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm (52): „Wir wollten keine Auftritte zeigen, für die sich jemand genieren muß.“ Im französischen Fernsehen warnte der Moderator: „Haltet die Kinder fern. Es drohen Alpträume.“
Warum konnten die Finnen-Monster überhaupt so punkten?
ARD-Kommentator Peter Urban (58): „Ich glaube, viele Hardrock und Heavy-Metal-Fans in Europa nutzten diese Gelegenheit, zu zeigen: ,Das ist unsere Musik.‘ Sie haben Lordi unterstützt.“
Urban aber ehrlich: „Ich habe meiner 7jährigen Tochter verboten, die Sendung zu sehen.“
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