Hamburg -
Am Anfang stand ein Rätsel. Während des Spiels des HSV beim VfL Wolfsburg vor zwei Wochen hing ein Spruchband in der Hamburger Kurve: "Wenn der Postmann 1887 x klingelt". Der Satz sorgte nicht nur im Stadion, sondern auch in diversen Fanforen im Internet für Diskussionen und Spekulationen.
Logisch, 1887 ist das Geburtsjahr des HSV. Doch erste Vermutungen, dass in Hamburg Huub Stevens wegen seiner Frisur öfter mal mit Jack Nicholson verglichen wird, welcher wiederum Hauptdarsteller des Kultfilms "Wenn der Postmann zweimal klingelt" ist, führten in die Irre.
"Wenigstens muss bei uns in Wolfsburg der Postmann nicht 1887-mal klingeln. Bei uns reicht einmal, wir sind ja nicht taub!", schrieb ein ebenso planloser wie überforderter VfL-Fan im Netz.
Doch auch in den Hamburger Fankreisen wurde das Rätsel nicht sofort gelüftet, und manch ein über den Sinn des Banners grübelnder Anhänger hatte sich wohl gewünscht, es gäbe nur solche einfachen, klaren Botschaften wie das Spruchband "Mehr Erfolge, als Euer Scheißdorf Einwohner hat", das ebenfalls in Wolfsburg gehisst worden war.
Einen entscheidenden Tipp zur Auflösung konnten Rätsel-Spürnasen nun auf Seite sieben des "Seemannsgarn" finden, einem Mitteilungsorgan der Fangruppe "Chosen Few" vor dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld. Dort nämlich wurde im Spielbericht "VfL Wolfsburg Fußball GmbH - HSV e.V." geschrieben: "Scheinbar hat sich ein Wolfsburger Anhänger ziemlich großmäulig einigen HSVern gegenüber gezeigt und verriet derweil seine private Adresse, um Gerüchten zur Folge in den letzten Tagen mehrfach Post erhalten zu haben. Vom hören sagen."
Also: Wie ein Box-Fliegengewichtler, der einem Schwergewichtler auf die Nase haut, ohne die möglichen Folgen zu bedenken, war ein Wolfsburger Fan in seinem jugendlichen Leichtsinn in eine Internetseite einer HSV-Gruppe "eingebrochen". Dort hatte er die VfL-Fahne platziert und sich - Gerüchten zu Folge - mit den Worten gebrüstet: "Ihr nehmt es mit den Besten auf."
Pech für ihn aber, dass er in seiner Euphorie über die gelungene Hacker-Attacke offensichtlich vergaß, die IP-Adresse seines Computers zu vertuschen. So war es für die Hamburger - vom Hören sagen - ein Kinderspiel, den Namen und die Postadresse des Saboteurs herauszufinden.
Na, klingelt's bei Ihnen? Richtig. Die Folgen spürt der VfL-Fan nun seit Tagen. Denn der Rache-Clou hat es in sich: Wenn der Postmann an der Tür des elterlichen Hauses in einem Dorf in der Nähe von Wolfsburg eintrifft, darf sich der Empfänger über körbeweise Post aus Hamburg freuen.
Nicht nur Briefe, sondern auch kleinere Pakete mit allerlei Gratisproben von nützlichen Gebrauchsgegenständen wie Damenbinden oder Gleitcreme, die im Internet problemlos zu bestellen sind (zum Beispiel unter
www.kostenlos.de), sollen unter den Lieferungen sein.
Post Scriptum: Im Endeffekt hatte der VfL-Fan noch Glück bei der Wahl des Filmtitels. Im Gespräch bei den HSV-Anhängern soll auch "Einer flog übers Kuckucksnest" gewesen sein. Aber das ist jetzt wirklich nur ein Gerücht.
erschienen am 4. April 2008









