Genau. Am 2. Oktober hat Streeck bereits von 20.000 Neuinfektionen pro Tag gesprochen und meint, dass sollte uns keine Angst machen.
Das ist richtig, das hat er gesagt. Und dass man stattdessen lieber die Zahlen in den Krankenhäusern im Auge behalten sollte. Dazu ein Zitat aus dem gestrigen RKI-Bericht:
"Die Zahl der intensivmedizinisch behandelten COVID-19-Fälle hat sich in den vergangenen 2 Wochen von 769 Patienten am 18.10.2020 auf 2.061 Patienten am 01.11.2020 fast verdreifacht."
Es bringt einfach nichts, eine Meinung von jemandem zu zitieren, wenn sich seit dem Zitat die Lage grundlegend verändert hat. Streeck ist Anfang Oktober noch davon ausgegangen, dass die Zahl der Neuinfektionen irgendwann mal die 20.000 erreicht. Die Entwicklung war dann aber nicht so, dass das irgendwann passiert. Sondern eher so, dass das innerhalb von 4 Wochen passiert und die Entwicklung irgendwann eher so bei 500.000 am Tag landet.
Dazu mal eine einfache Rechnung. Die bezieht sich auf die Zahl der in Deutschland aktuell Infizierten. Also kumulierte Neuinfektionen abzüglich der Gestorbenen abzüglich der zwischenzeitlich Genesenen. Da war die Entwicklung bis Anfang Oktober wie gesagt so, dass die Anzahl von Woche zu Woche um etwa 12% gestiegen ist. Das hat sich dann aber radikal geändert:
19.09. ca. 20.900
26.09. ca. 23.600 - 12,9 % Steigerung ggü. Vorwoche
03.10. ca. 26.500 - 12,3 %
10.10. ca. 36.300 - 37,0 %
17.10. ca. 56.600 - 55,9 %
24.10. ca. 93.900 - 65,9 %
31.10. ca. 157.100 - 67,3 %
Nehmen wir großzügig an, dass die Prozentzahl nicht weiter steigt und bei 65 % bleibt und rechnen wir das für die nächsten Wochen so weiter:
07.11. - 259.215 aktuell Infizierte
14.11. - 427.705
21.11. - 705.713
28.11. - 1.164.426
05.12. - 1.921.303
12.12. - 3.170.150
19.12. - 5.230.748
26.12. - 8.630.734
In der Woche vor Weihnachten wären wir also bei etwa 500.000 Neuinfektionen pro Tag. Falls die prozentuale Steigerung konstant bleibt und nicht steigt, wie die letzten 4 Wochen. Das ist zugegeben eine stark vereinfachte Rechnung. Aber sie zeigt, dass strikte Maßnahmen dringend notwendig waren. Und zwar eigentlich schon spätestens ab Mitte Oktober.
Wo wir uns einig sind: Also ich gebe Herrn Streeck durchaus Recht. Die Zahl 20.000 sollte uns wirklich keine Angst machen.