STATEMENT ZUR ZUKUNFT DES BANG YOUR HEAD!!!
Ja, es ist wahr: Das zehnte BANG YOUR HEAD!!!, das am 25. und 26. Juni 2005 auf dem Messegelände Balingen statt findet, könnte auch das letzte sein. Diese Ankündigung verwundert viele, die die einmalige Erfolgsgeschichte unseres Festivals verfolgt haben. Doch die, die etwas genauer hinschauen und auch hinter die Kulissen blicken, werden nicht ganz so überrascht sein.
Die Geschichte des BANG YOUR HEAD!!! liest sich fast wie ein Märchen: Aus der ersten kleinen Hallenveranstaltung mit vier Bands und 600 Gästen ist das größte süddeutsche Festival seiner Art geworden, das in den vergangenen beiden Jahren täglich rund 19.000 Besucher nach Balingen zog. Eine schier unglaubliche Entwicklung, die wir selbst mit Freude und Stolz verfolgt haben - und zuletzt leider auch mit zunehmend gemischten Gefühlen und der Sorge, unser "Baby" könne zu einem Monster heranwachsen.
Was veranlaßt einen Veranstalter mit dem Gedanken zu spielen, eine derart populäre Veranstaltung zu Grabe zu tragen? Was ist geschehen? So manches. Vor allem aber scheint uns der Grundgedanke des BANG YOUR HEAD!!! gefährdet. Unser Motto war stets: Das BANG YOUR HEAD!!! ist ein Festival VON Fans FÜR Fans. An diesem Anliegen hat sich unsererseits bis heute nichts geändert, und wer uns kennt, weiß, wie sehr wir uns der Musik, die wir präsentieren, verpflichtet fühlen. Trotz der Größe und aller Professionalisierung unserer Veranstaltung hat sich an der Tatsache, daß wir selbst Fans sind, nichts geändert. Und gerade deshalb fällt es uns schwer, manche Entwicklungen nachzuvollziehen, geschweige denn, sie weiter zu fördern. Im Laufe der Jahre haben wir uns konstruktive Kritik von außen stets zu Herzen genommen und zahlreiche Anregungen und Wünsche aufgegriffen, um das BANG YOUR HEAD!!! zu einem immer besseren und schöneren Festivalerlebnis werden zu lassen - nun ist es an der Zeit, daß wir selbst einige Mißstände benennen, in der Hoffnung, daß auch bei anderen der Wille vorhanden ist, die eigene Haltung zu überdenken.
Das BANG YOUR HEAD!!! war stets etwas Besonderes, und das vor allem aus zwei Gründen. Zum einen war da der besondere Zusammenhalt hinter den Kulissen: Ob Stage-Hands, Sound- und Lichttechniker, Security, Sanitäter, Catering-Crew, die MitarbeiterInnen der Messe und der Stadt Balingen, die Reinigungskräfte, Polizei, Feuerwehr, die Hoteliers der Umgebung oder andere der vielen Helfer und Zulieferer, die man für die Organisation eines solchen Festivals braucht, zogen in der Vergangenheit an einem Strang. Dieses "Wir"-Gefühl, das sicher nicht selbstverständlich ist, vermittelte uns, Teil einer Familie zu sein, die nicht nur des Geldes, sondern auch und vor allem der Sache wegen ihr Bestes gibt und auf die man sich blind verlassen kann.
Leider wurde dieses besondere Vertrauensverhältnis 2004 durch zahlreiche unerfreuliche Vorfälle nachhaltig erschüttert und getrübt, und das aus einem Grund, der menschlich verständlich sein mag, aber letztlich der Anfang vom Ende einer jeden erfolgreichen Gemeinschaftsaktion ist: Aufgrund des Erfolges des Festivals wollen immer mehr ein immer größeres Stück des Kuchens abhaben und dafür immer weniger tun. Insbesondere in und um Balingen - doch nicht nur dort - schien 2004 das Goldfieber ausgebrochen zu sein, und mit dem schnellen Euro vor Augen war der frühere Geist dahin: Kooperationen, die in den Vorjahren reibungslos funktionierten, wurden plötzlich zu Wackelpartien, Absprachen wurden nicht eingehalten, Rechnungen wuchsen unvermittelt auf das Vielfache ihrer Vorjahressummen, Pannen und Versäumnisse häuften sich ebenso wie unerfreuliche Diskussionen und Auseinandersetzungen. Natürlich gab und gibt es auch rühmliche Ausnahmen: Stadt und Messe Balingen, die Polizei, das Ordnungsamt und unsere Sponsoren waren uns einmal mehr eine große Hilfe und sehr angenehme Kooperationspartner. Anders hingegen, um nur ein Beispiel zu nennen, viele Supermärkte und Hoteliers, von denen einige gar versuchten, uns bereits vertraglich vereinbarte Zimmerkontingente, die wir dringend für Musiker und Crews benötigten, nachhaltig zu kürzen, um die Übernachtungsmöglichkeiten an ein oder zwei Tage länger bleibende Festivalbesucher im Paket noch gewinnbringender zu verkaufen. An dieser Stelle vor allem ein herzliches und selbstverständlich ironisches "Dankeschön" an die Leitung des Hotels "Obere Säge" und einige andere mehr. Im Gegensatz zu zuverlässigen Partnern wie den Hotels "Traube", "Baier", "Stadt Balingen", "Thum", "Fortuna" und "Plettenberg" versuchte sie - wie so viele andere - für sich herauszuholen, was noch irgendwie herauszuholen war. Die große Rock- und Metalparty BANG YOUR HEAD!!!: Plötzlich Big Business? Nicht, wenn wir es verhindern können.
Verhindern konnten wir 2004 indes leider nicht, daß eine weitere tragende Säule des BANG YOUR HEAD!!! Risse bekam: Die fast schon sprichwörtliche friedliche Atmosphäre. Seit das Festival erstmals als Open Air in Balingen statt fand, zeichneten sich unsere Besucher durch ein hohes Maß an Friedfertigkeit und ein rücksichtsvolles Verhalten aus, das die Stadt Balingen ihre anfänglichen Bedenken ob einer Veranstaltung wie der unseren rasch vergessen ließ und einen gewaltigen Teil zu dem guten Ruf des BANG YOUR HEAD!!! beitrug. Während in den Vorjahren nur einige wenige unrühmliche Ausnahmen die Regel bestätigten, hatten wir 2004 erstmals das Gefühl, daß die Rücksichtslosigkeit einiger "Fans" zunimmt und die bis dato ungetrübt gute Stimmung darunter leidet.
So haben wir beispielsweise lange im Voraus kommuniziert, ab wann die Zeltplätze geöffnet sind und zu welchen Konditionen sie betreten werden können. Diese Öffnungszeiten und Nutzungsbedingungen gibt es nicht ohne Grund: Sie sind Teil der Festival-Vereinbarungen mit der Stadt Balingen, die gewährleisten sollen, daß Ort und Anwohner nicht unter dem BANG YOUR HEAD!!! "leiden" müssen, und es ist eine Frage der Rücksichtsnahme und des Respekts, sich an sie zu halten. Dennoch reisten in diesem Jahr zahlreiche Besucher früher an, campten wild und leisteten nicht einmal den Anordnungen der Polizei Folge, die bemüht war, die Lage unter Kontrolle zu halten. Mitunter war sogar unser persönliches Erscheinen als Veranstalter nötig, um die Situation zu schlichten. In Diskussionen im Vorfeld, vor allem aber vor Ort zeigten sich viele der Frühanreiser leider außerordentlich unkooperativ und uneinsichtig und schlugen alle Bitten und Appelle in den Wind. Doch damit nicht genug: Die verfrühte Anreisewelle sorgte für ein Verkehrschaos in und um Balingen und letztlich dafür, daß wir auf polizeiliche Anordnung hin die Campingplätze früher öffnen und auf die Schnelle mit erhöhten Personalkontingenten besetzen mußten. Das Ergebnis: Mißstimmung allerseits, organisatorische Engpässe und für uns ein Mehr an vermeidbaren Kosten, die das Budget an anderer Stelle erheblich schmälern.
Apropos Kosten: Gänzlich unnötig war sicherlich auch das enorm hohe Sperr- und Großmüllaufkommen auf den Campingplätzen, das uns einige Besucher in Form von Grillaufbauten, ganzen Zelten und vielem mehr hinterlassen haben und dessen Beseitigung die Müllbeseitigungskosten mal eben um 25 Prozent anhob. In Anbetracht der Tatsache, daß letztlich sämtliche Besucher darunter leiden, wenn wir aufgrund derlei rücksichtslosen Verhaltens zukünftig höhere Campinggebühren erheben müßten, höchst unsolidarisch. Daher sehen wir uns gezwungen, 2005 auf jeden Fall gegen diese Art von "Entsorgung" vorzugehen.
Leider gaben uns 2004 erstmals auch Stimmung und Verhalten auf dem Festivalgelände Anlaß zur Besorgnis. Vor allem die aufgeheizte und tendenziell aggressive Grundstimmung, die uns nach dem Auftritt von DEATH ANGEL während der Übergabe der BANG YOUR HEAD!!!-Holzmonster, die im Rahmen einer Benefiz-Auktion versteigert worden waren, entgegenschlug, war durchaus beängstigend. Egal, wie günstig oder ungünstig im Nachhinein der Zeitpunkt dieser Aktion gewählt war: Das kann das rücksichtslose Verhalten inklusive Becher- und Tetrapak-Werferei nicht entschuldigen, das wir von der Bühne aus beobachten mußten. Allein die Tatsache, daß eine solche Stimmung auf unserem Festival möglich ist, hätten wir in den Jahren zuvor nicht für möglich gehalten, und sie gibt uns zu denken. Zwangsläufig stellen wir uns nun die Frage, ob die Tage des durchweg friedlichen Zusammenseins von Fans unterschiedlichster Couleur auf dem BANG YOUR HEAD!!! bald vorbei sein könnten. Wir selbst als Fans können dieses Verhalten nicht nachvollziehen und fragen uns: Ziehen wir mittlerweile zu viele Besucher an, die den ursprünglichen Geist des Festivals nicht kennen und/oder respektieren? Es wäre bedauerlich. Und mehr als das: Es wäre ein entscheidender Grund, dem BANG YOUR HEAD!!! ein würdiges Ende zu bereiten - solange es noch geht.
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