Du siehst meiner Meinung nach ein bisschen sehr schwarz.
a) Es gibt immer noch keine Registrierkassenpflicht in Deutschland (Stand 2017). Entsprechende Meldungen sind falsch und zeugen nur von Unwissen, bzw. von eigener Umsatzgier der Registrierkassenhersteller! Nachzulesen z.B. auf der Homepage des Bundesfinanzministeriums. Korrekt ist nur, dass einige der alten Systeme nicht mehr zulässig sind.
Die wird aber kommen, da ist das Finanzamt heiß drauf. Jetzt kann man natürlich abwarten bis es soweit ist und dann ein System einführen ohne es vorher jemals getestet zu haben und ohne die Chance zu haben bei Problemen wieder auf Bargeld zu gehen... oder man macht es vernünftig mit mehreren kleinen Testphasen, so wie wir. Test 1 war der VIP Bereich beim W:O:A 2016, Test 2 sind nun die Wacken Winter Nights.
b) verlorene Karten, Aufladegebühren, Gebühren für die Rückerstattung sorgen nur beim Veranstalter für klingelnde Kassen und sind eine Preiserhöhung durch die Hintertür
Gebühren gibt es nicht, nur ein Pfand für die Karten. Bzw. das hängt auch von der Karte ab, du kannst bei den Winter Nights zum Beispiel die ganz normalen Sparkassen-Karten nutzen und ob Sparkassen Pfand erheben weiß ich nicht.
c) Provisionsbasierte Standgebührenmodelle (Imbiss/Merch usw.) lassen die Kassen des Veranstalters erneut klingeln, da die Umsätze vollständig nachvollziehbar sind. Das führt in der Regel zu direkten oder indirekten Preiserhöhungen oder Qualitätsminderung (um die Ausgaben zu reduzieren).
Provisionsbasierte Standgebühren würde kein Händler mitmachen vermutlich und ist auf keinem Event das ich kenne ein Thema. Gib mal "Provisionsbasierte Standgebühren" bei Google ein, du findest ganze zwei Treffer. Nach ein paar Tagen dann vermutlich drei, weil dein Post dann da auftauchen wird.
Vielleicht wird das irgendwann mal ein Thema, aber dann würden die festen Standgebühren sicherlich gleichzeitig massiv in den Keller gehen.
d) Wartezeit beim Aufladen, Wartezeit beim Auszahlen, zusätzliche Gebühren usw heben jeden Vorteil für Besucher auf.
Je nach Modell kannst du bequem von zuhause aus aufladen und auszahlen. Wartezeit = Null. Zusätzliche Gebühren gibt es wie gesagt bei uns nicht.
e) Geht die Karte verloren, ist das genau so, wie wenn Bargeld verloren geht. Es ist weg!
Nö, dann sperrst du die Karte und überträgst das Guthaben auf eine neue. Es bleibt da!
f) Vielen Dank vom Aushilfspersonal. Die Trinkgelder reduzieren sich enorm. Unsere Laune und Motivation (und Bediengeschwindigkeit) auch.
Auch da gibt es Möglichkeiten. Nur muss erstmal das System an sich rund laufen, bevor man es erweitert. Die Bequemlichkeits-Trinkgelder falle aber natürlich weg, keine Frage. Dafür gibt es andere Möglichkeiten, hier könnte man beispielsweise wirklich für mehr Leistung Boni rausgeben, da ja erfasst wird, wer wie viel bucht.
g) Ungereimtheiten lassrn sich nur aufwendig rekonstruieren.
Im Gegenteil, du siehst bei jedem Vorgang was gerade passiert. Wenn ich im Suff versehentlich einen 20er statt einen 5er erwische, sehe ich das nicht unbedingt. Und wenn beim Wechselgeld ein paar Münzen fehlen, merke ich das auch nicht unbedingt. Auf dem Display sehe ich aber immer was passiert und auch mit diversen Bieren im Kopf sollte ich einen denkbaren Betrag für ein Getränk von einem undenkbaren noch unterscheiden können.
Und was spricht aus Besuchersicht dafür? Eine vermeintlich schnellere Bearbeitung am Stand (hoffentlich funktioniert das System, hoffentlich ist noch genug Guthaben drauf und hoffentlich ist das Personal noch motiviert)... Aber ob die schnellere Bearbeitung - falls diese existiert - die Wartezeiten an den Automaten wettmacht? Also bei allen Festivals und Sportveranstaltungen die ich bisher kenne, war das nicht der Fall. Für mich bleibt das ein NoGo und ein Grund kein Geld auszugeben.
So gehen die Erfahrungen auseinander, ich fand das System beispielsweise beim Hurricane sehr gut (ja, da lief es anfangs nicht und das darf nicht passieren) und nach dem W:O:A 2016 gab es zu über 90% auch positives Feedback.