Bares für Gares
Sprecher aus dem Off:
Zur Sondersendung meldet sich das Bares-für Rares Team heute einmal nicht aus den Kölner Ballonihallen, sondern direkt aus dem Mekka des Metals in holsteinischen Örtchen WACKEN.
Ilse und ihr Mann Bernhard Köhler haben sich daher extra aus Pönitz auf den Weg ins Full Metal Village gemacht, um den Experten ein ganz besonderes Fundstück präsentieren zu können.
-Kameraschwenk zu einem älteren Päärchen, Mann (Mitte-Ende 70) in klassisch gestreiftem Fischerhemd und mit Seefahrermütze und rotem Halstuch, die Arme auf dem Rücken verschränkt und mißmutig dreinblickend, während Frau mit Kukidentlächeln, frisch ondulierten Haaren mit Lilastich im moosgrünen Bolero und behangen mit reichlich dekandetem Goldgepränge
stolz das verhüllte, geheimnisvolle Objekt vor sich her trägt.
Horst Lichter tut zunächst ganz geschäftigt, als befinde er sich im angeregten Dialog mit dem Experten, zwirbelt (Nahaufnahme) mit aufgerissenen Augen seine Bartspitzen und fällt dann sofort über die Frau her.
„Juten Tach, ihr zwei Süßen! Wat habt ihr denn Schönes mitjebracht?!“
„Ach entschullijung, jetzt hann isch mich euch jar nit vorjestellt. Wie war der Name?“
„Ilse und Bernhard Müller.“
„Anjenehm, Ilse!“ Ich darf doch Ilse sagen?!“
„Ähh, nein-das wäre mir unangenehm, einfach Müller bitte.“
„Alles klar Ilsje-höhöhöö-(kumpelhafte Umarmung der verdutzen Dame mit schelmischem Petzauge zum Ehemann) Dann bin isch de Horsti!“
„So, wat hämma denn hej?“
Dame befreit sich aus dem grapschenden Griff Lichters und stellt das verhüllte Exponat auf den Tresen. Der Experte Albert Meier putzt seine rote Brille und stellt sich in erwartungsfrohe Haltung.
Enthüllung d. Objektes (Zoom):
Eine verbeulte Weißblechdose kommt unter dem Deckchen zum Vorschein.
Herr Meier setzt die Brille auf, reckt sich mit dem Oberkörper zurück, streicht sein wallendes, schlohweißes Haupthaar zurück und blickt nach vorn über die Gläser.
Er setzt ein breites Kennerlächeln auf und tupft sich den Schweiß von der Stirn.
„Horst, weißt du was das hier ist?“
Horst nimmt die Dose auf und dreht sie ratlos in alle Richtungen.
„Na isch tät sachen, dat is enne Dose.“
Meier lacht affektiert und nimmt ihm die Dose ab.
Er macht eine sinnschwere, bedeutungsvolle Pause und betrachtet mittels Lupe das Objekt.
„Das Besondere ist nicht die Dose, sondern das Etikett.“
An die Leute gewandt: „Sie wissen´s, was ich meine..?“
„Naja, wir haben mal recherchiert-aber so ganz genau können wir da auch nix zu sagen,
nur das dies ein Unikat sein soll“
„Horst, guck dir mal das Etikett etwas genauer an“
Er gibt ihm die Lupe und Horst inspiziert in Großaufnahme das verblichene, abgeblätterte Etikett.
„Könnte Bockwurst drinjewesen sein“...“und da steht enne Autogramm!“
…“Näää-leck misch de Söck! les ich da etwa… Eddy van Halen?“
„Das war auch meine erste Annahme, aber da muß ich dich, lieber Horst
-und Sie leider auch- enttäuschen.
Die Schrift des Autographen ist schon sehr in Mitleidenschaft gezogen worden.
Mit der Vergrößerungsoptik erkennt man aber deutlich, daß da steht:
„Erwin aus Aalen“. Das mindert natürlich neben den Beulen den Wert dieser Dose ganz erheblich.
Wobei Erwin aus Aalen in der Tat ein legendärer Wackencamper der ersten Stunde gewesen sein soll, also taxiere ich den Sammlerwert für dieses einmalige Liebhaberstück auf…35 Cent.
Schwenk in die Totale: Horst guckt betont betrüblich und betreten „Jetzt hab ich da natürlich ein Problem. Ich kann euch zwei Süßen dat Händlerkärrtschen nur geben, wenn dat so in Etwa euren Vorstellungen entspricht. Hand aufs Hächz: Würdet ihr´s dafür weggeben?“
Dame guckt pikiert, Mann zuckt apathisch mit den Schultern.
Frau Müller: „Tja. Schade. Wie sie sich vorstellen können, lag unsere preisliche Erwartung deutlich über Ihrer Schätzung. Aber da bleibt uns wohl nichts übrig, als unsere Schmerzgrenze nach unten zu setzen. Vielleicht weiß einer der Händler den Wert des Stückes ja zu schätzen.“
Horst überreicht (Zoom) feierlichst mit verheißungsvollem Blick die Händlerkarte:
„Isch drück euch janz feste de Däumschen, auf daß die sich da drinnen gleich kräftisch überbieten“…Ende Teil 1