Ach, das sind inzwischen aber auch Plattitüden, die nur noch um ihrer selbst Willen wiederholt werden (und vom Deaf Forever künstlich am Leben erhalten werden). Der Hauptgrund, warum Wacken inzwischen nicht mehr ganz den Status in der Szene hat, ist, dass es mittlerweile an jeder Ecke das ganze Jahr Festivals und Festivalchen gibt. War vor 15 Jahren nicht so, und vor 20 erst recht nicht. Wer das Rock Harz oder 3x im Jahr sowas wie das Stormcrusher um die Ecke hat, mag sich fragen, ob er noch fürs Wacken in den hohen Norden fährt. Wer schon 6x Maiden und Priest gesehen hat, mag sich fragen, ob man noch 220€ für ein Festival ausgibt, wenn welche für 50€ die gleichen kleinen Bands haben, mehr auf den spezifischen eigenen Geschmack zugeschnitten sind und man dort weniger laufen muss. Wacken ist schon noch ganz schön Metal, die Szene hat nur das Glück, dass sie im Festival-Überfluss lebt. Und da halten es halt viele für edgy, Kommerz Richtung Wacken zu schreinen. Das wahre Argument für oder gegen Wacken ist schlicht, ob man es groß mag oder nicht.
Vor allem bei der Größe von Wacken ist es ja ein Irrglaube, dass das alles "echte Metaler" sind. Ich bin mir dessen schon bewusst.
Auch das Überangebot an Festivals und Live-Mucke an sich ist ein wichtiger Punkt, da hast Du vollkommen Recht. Man wird wählerisch, wenn man über Jahre viele Festivals besucht und zig Bands gesehen hat. Wenn man nur ab und an Zeit für ein Konzert hat und nur 1-2 Festivals im Jahr besuchen kann, dann beurteilt man das auch nach anderen Kriterien. Ebenso, wenn man noch nicht so lange dabei ist und viele Bands erstmals live erleben kann. Hätten wir nicht so viele Alternativen, dann würde man sich natürlich auch ganz anders mit den kommerzigen Bestandteilen des WOA arrangieren (müssen).
Wacken ist definitiv noch Metal, wenn auch für das eher mainstreamige Publikum. Es spielen ja auch noch genug Bands, die eher dem breiten Publikum unbekannt sind. Da hat man in 2017 ja sogar richtig geile Sachen ausgepackt, wenn ich da so an Psychotic Waltz, Ahab etc. denke. Nur interessiert sich der Großteil nicht für diese Bands. Da ist selbst das Zelt leer. Das hat für mich dann halt einen faden Beigeschmack. Es macht mir halt weniger Spaß, wenn Perlen nur von ein paar Leuten abgefeiert werden anstatt von der ganzen Meute. Die Stimmung im Publikum ist ja auch nicht ganz unwichtig, wenn man ein Konzert besucht. Und genau da hatte ich dieses Jahr eine deutliche Verschlechterung insgesamt wahrgenommen...und nicht nur ich.
Vielleicht ist ja auch einfach nur Wehmut bei mir mit dabei, wenn man das noch von früher kennt, als man noch "unter sich" war. Die guten alten Zeiten und so...
Grundsätzlich fahre ich ja auch gerne auf das WOA und es sind auch schon wieder ein paar richtig geile Sache dabei, die Pflicht sind. Es ist aber auch tatsächlich schwierig, mich noch zu Jubelstürmen zu animieren. Savatage waren sowas und die Kings wären es natürlich. Bei Bands wie RiotV freue ich mich eher, wenn die 2 Std aufm HOA ein 30 Jahre Thundersteel Set spielen als im Zelt 45 Minuten aufm WOA.
Aussagen wie: "Wacken schadet dem Metal" (O-Ton eines Typen aufm KiT) sind natürlich totaler Unfug. Genauso wie der eine Typ beim Storm Crusher der Meinung war, dass Festivals wie Wacken die kleinen Underground-Festivals kaputt machen. Wacken hat mit der eigenen Kommerzialisierung eher diesen Festivals geholfen...
Lassen wir uns mal überraschen, wie es 2018 wird. Es ist ja von Jahr zu Jahr unterschiedlich...und wenn auch nur auf Grund des Wetters.