Gestern Abend: Stadt der Blinden
"Nach dem Roman von Nobelpreisträger Jose Saramago". Nobelpreis, den kriegt ja heutzutage jeder...trotzdem war das ein sehr guter Film (der auf einer guten Geschichte aufbaute) über eine Art "Epidemie" die einen Sehverlust zur Folge hat. Nach und nach befällt es mehr und mehr Menschen, die zunächst unter Quarantäne gestellt und in zunehmend großer Anzahl festgehalten werden. In ihrer Mitte befindet sich eine person, die das Augenlicht behalten hat. Diese kann jedoch nicht verhindern dass entsprechend der Hilflosigkeit des Einzelnen bald barbarische Zustände in der abgeschotteten Zone ausbrechen und die Stationen untereinander versuchen mit Gewalt die Macht an sich zu reißen...schließlich scheint die Epidemie so weit um sich gegriffen zu haben dass niemand von außen die Quarantäne mehr aufrecht erhalten kann. So breicht eine kleine Gruppe Blinder unter Führung der letzten Sehenden in eine erblindete Welt auf...
Auch wenn der Ausgang der Geschichte vorhersehbar ist, handelt es sich um ein insgesamt sehr interessant konstituiertes Gedankenexperiment das hier umgesetzt wurde. Der Zuschauer wird mit einer Apokalypse der ganz anderen Art konfrontiert, die sich weit jenseits plumper Fluchtszenen vor Flutwellen, Einschlägen aus dem All oder Lawaflüssen abspielt und einmal mehr auf die Unfähigkeit und Barbarei des Menschen im Angesicht der eigenen Hilflosigkeit hinweist. Gleichzeitig stellt der Film aber auch eindringlich das Gemeinschaftsgefühl derer da, die ob ihrer Behinderung nicht die Grenzen der Vernunft überschreiten. So manche Schlüsselszene wie beispielsweise das Betreten eines dunklen Kellers der letzten Sehenden müssen vom Zuschauer erst einmal anhand ihres Symbolcharakters erkannt werden, und Gleiches gilt meiner Meinung nach für den Ausgang des Films...
Fazit: Wer plumpe Kurzweil erwartet, sollte den Film meiden. Wem der Sinn nach etwas tiefsinnigerer Materie steht, dem kann man das Werk wärmstens empfehlen. Definitiv ein Film mit "etwas mehr Niveau".
8,5/10
PS. Hauptdarstellerin ist Juliane Moore, die einigen wohl noch dem ein oder anderen aus "Hannibal" ein Begriff sein dürfte.