Wacken - 2018 noch ein Metalfest?

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docnamreh

Newbie
10 Dez. 2011
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Wacken Nachlese


Wacken ist zu Ende, wir sind zurück und für die meisten fängt der Alltag wieder an. So wie jedes Jahr, ein paar Tage, die zu Beginn nach ziemlich viel Zeit aussehen und dann (fast zu) schnell vorbei sind. Obwohl wir, denke ich, alle auch froh sind, wieder in bekannten Gefilden schlafen zu können, auf eine gewisse Weise ist Wacken auch anstrengend. Und dennoch, uns allen jede Minute wert. Nicht umsonst fährt der Kern des Berger Teams schon seit Jahren gemeinsam dorthin.


Wer kann, hat sich bereits die Karte für 2019 gekauft, in diesem Jahr erfolgt der Ausverkauf wieder einmal in atemberaubender Geschwindigkeit. Am Abend des ersten Tages nach Wacken sind bereits über 60000 Karten von 75000 verkauft. Der Rest wird vermutlich innerhalb der nächsten Tage ausverkauft sein.


Kritische Stimmen haben, wie die NOZ am Wackensamstag berichtet, Probleme mit dem Festival, im Tenor wird überwiegend Unzufriedenheit geschildert mit der Partyatmosphäre und insbesondere dem Auftritt von Otto am Freitag. Wacken solle sich auf seine Wurzeln besinnen und die „Partytouristen“ zuhause bleiben…


In der Tat. Es gibt sie, diese kritischen Stimmen. Und sicher, es gibt an Wacken Dinge, die auch ich überflüssig finde. Schlammcatchen zum Beispiel. Was hat das mit Musik zu tun, kann man fragen. Aber andererseits: Würde niemand hingehen, stände es gar nicht im Programm. Wacken ist ein mittlerweile wirtschaftlich orientiertes Unternehmen und bietet an, was nachgefragt wird.


Etwas mehr Gelassenheit und Toleranz ist denen zu raten, die sich mit dieser Art von Wacken und unwohl fühlen. Denn ohne eine wirtschaftlich solide Basis gäbe es das Festival in Wacken nicht mehr. Jeder Metalfan weiß, dass dieser Augenblich fast einmal da gewesen ist. Also: Wer Wacken will, muss auch einen gewissen Kommerz in Kauf nehmen!


Dennoch, Wacken unterscheidet sich von den anderen großen Festivals in Deutschland und Europa. In erster Linie durch die Treue der Fans, die zum Teil schon über Jahrzehnte jedes erste Augustwochenende nach Wacken fahren. Wacken ist zudem ein äußerst friedliches Zusammenkommen, wie die Polizei jedes Jahr aufs Neue bestätigt. Es gibt eine Wacken - Community, die auch zwischen den Festivals lebendig ist. Es gibt eine Wacken - Foundation, die sich auch zwischen den Terminen aktiv um nichtkommerzielle Projekte kümmert. Es gibt als festen Bestandteil des Festivals eine engagierte Nachwuchsförderung mit finanzieller, nicht gewinnorientierter Ausstattung.


In Wacken sind Beziehungen zwischen Einwohnern und Besuchern und zum Teil sogar Künstlern entstanden, die sich nicht auf die wenigen Festivaltage beschränken. Der durchschnittliche „Wiederholungstäter“ in Wacken identifiziert sich mit seinem Festival. Dass das bei anderen Events wie Deichbrand, Hurricane, Rock am Ring/am Park ähnlich ist, wage ich zu bezweifeln. Nichts gegen diese Musikevents, sie machen vielen Menschen Freude. Aber sie verfügen nicht über die Infrastruktur eines ganzen Dorfes, dass über die Tage des Festivals quasi als riesengroße Partymeile zu einem Teil des Ganzen wird.


Wer also Wacken nicht mehr für authentisch hält, muss sich entscheiden, was ihm wichtiger ist. Ein puristisches Musikfest oder eine tolle Riesenparty, auf der es, ja, das gestehe ich ein, nicht nur um Metal geht. Aber dafür geht es um Spaß, um Lebensfreude, um Toleranz, um Feiern über Grenzen hinweg, um Begegnungen und letztendlich natürlich auch ums Geldverdienen. Sehr unwahrscheinlich, dass die große Akzeptanz der Bürger und der Gemeinde Wacken so groß wäre, wenn es nicht für Einwohner und Kommune finanziell lohnenswerte Nebeneffekte gäbe. Was ihnen gegönnt sei, sie müssen dafür auch einiges auf sich nehmen…


Wacken hat aber nicht nur seine kommerzielle Seite, das sollte deutlich geworden sein. Es wirkt, in gewisser Weise zumindest, auch identitätsstiftend. Auf Einwohner und Besucher gleichermaßen. Nicht wenige Festivalbesucher kommen zu einem zweiten Urlaubsbesuch in die Region im Laufe der Zeit zwischen den Festivals. Im Gegensatz zu manch anderer Gemeinde hat Wacken infrastrukturell dazugewonnen, wie man von Festival zu Festival registrieren kann.


Und wer sich immer noch darüber echauffiert, dass Otto einen Auftritt auf dem WOA hatte, weil der ja nicht „Metal“ ist, dem sei geraten, sich die Bilder in den einschlägigen Foren anzusehen, die viele Fans gedreht haben. Die parallel zu Otto spielenden In Flames aus Göteborg haben seit vielen Jahren einen exzellenten Ruf bei Fans und Szene. Ihre Konzerte sind sehenswert. Aber der Auftritt von Otto hat dazu geführt, dass man auf dem Raum vor der „Harder“ reichlich Platz zum Stehen hatte, was man von dem Infield vor der „Louder“ auf keinen Fall sagen konnte.


Man mag sich streiten, ob sich dort 20000 oder 30000 Metalfans versammelt haben. Aber noch nie in der Geschichte von Wacken war der Raum vor der früheren Partystage bis auf den letzten Quadratmeter Standfläche ausgenutzt. Und textlich waren die Metaller extrem sicher beim Mitsingen. Noch nach dem Konzert bei nachfolgenden Acts und auf dem Zeltplatz ertönte immer wieder der „Friesenjung“.


Also, Hardcore-Metaller und Puristen, gönnt Wacken ein wenig Party und den Fans hin und wieder mal einen Auftritt von Otto oder anderen „metalfernen“ Künstlern, damit auch der echte Metal weiter seinen Platz auf dem WOA hat. Gönnt Hübner, Jensen und den anderen Beteiligten, dass sie etwas an Wacken verdienen können. Wacken ist und bleibt noch immer ein Metalfest und seine Fans sind Metalfans. Sonst wären sie wohl am Ring oder in Scheeßel oder anderswo, wo es auch gute Musik, aber weniger Identitätsstiftendes gibt. Und nicht das friedlichste Festival dieser Republik!!!


Hermann Brands
 

devils79

W:O:A Metalhead
6 Aug. 2013
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Mülheim
Gute Zusammenfassung. Jeder Metal-Fan hat eben auch andere Interessen und wer hat eben auch nicht auch andere SCheiben in seinem Regal. Ich habe in den 80ern Metal und NDW gehört und gerade Bands wie Extrabreit würde ich auch heute noch gerne öfter sehen. Und ich finde Otto passt zu Wacken, schon alleine weil er Kult und Nordish ist. Hingegen finde ich Roberto Blanco, Heino und gerade die Ehrlich Brothers fragwürdig, aber dieses ist auch das gute wer es nicht will muss es nicht ansehen. Und dieses Elitäre gequatsche, das oder die haben nichts in Wacken zu suchen, da die kein Metal sind. Gerade von den Besuchern, werden vielleicht ein paar Veranstaltungstouristen auch irgendwann Metal. Natürlich stört mich auch dass nicht die Bands meiner Jugend auftreten, aber Motörhead gibt es nicht mehr, Iron Maiden kann nicht jedes Jahr kommen und Metallica wollen eben nicht. Zudem sind KISS und ACDC nur noch eine Kopie besserer Zeiten. Man muss sich eben auch neuerem öffnen und dazu hat man in Wacken genug Möglichkeiten. Wer sich jung genug fühlt und auf Shuttle Busse Bier limitierung usw steht, fährt eben woanders hin. Aber bitte hört mit dem elitären gequatsche aller Habermas und Adorno auf, die verstehen heute auch nur noch wenige. Alles was Spaß macht ist irgendwie auch Metal, abgesehen von den Klaubanden die sind nach meiner Ansicht das einzige was nicht Metal ist. Selbst die Nörgler die gerne auf Wacken ausschlafen wollen, finde ich irgendwie schon wieder Metal und ich denke da werden sich die Veranstalter auch noch was einfallen lassen. Z.B. der Vorschlag mit CG mit und ohne Generatoren. Übrigens den Cantina Song finde ich auch scheiße. Fakt ist ich habe dieses Jahr das erste Mal seit 2005 Wacken verpasst, habe aber schon für nächstes Jahr das Ticket bestellt und kann es kaum noch erwarten.

Übrigens haben wir früher an unserem CG am letzten Abend deutschen SChlager der 70er Jahre gehört und es gab kaum MetalHeads die nicht auf ein Bier bei uns verweilt haben, obwohl Juliane Werdeing, UDO Jürgens usw auch nicht gerade Metal ist.
 

Metalstratege

W:O:A Metalhead
8 Aug. 2006
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Wie in meinem anderen Fred auch schon angedeutet - Wacken ist vor allem eines: anders als viele andere.

Doof gesagt erinnert mich die Diskussion ein bischen an den Kulturerhalt in unserer Gesellschaft. Catchen macht Metal tot, Gamer sind Gift (sieht man denen ja auch an, dass die nur die Harder hacken wollen), Otto ist Gift für das echte Metal-böse-Feeling, ich will Metal-Leit-Kultur usw usf..

Ich find den Ruf nach Metalkonformität echt strange und ich persönlich finde Wacken immer noch total metal, auch wenn da Gruppen auftreten, die nicht böse den Kopf rotieren... Es gibt in meinen Augen nichts vergleichbares zu Wacken und die Vielfalt auf dem Festival ist mir deutlich wichtiger (und für mich mehr Metal) als "Metal muss XY und darf nich Z".

Klar waren die ersten Jahre bodenständiger, aber ich feier doch nicht weniger ab nur weil sich 200m 2 Mäusken mit Öl beschmieren oder n paar Typen zocken... :angel:
 

Ruki

W:O:A Metalhead
6 Aug. 2012
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Magdeburg
Die Diskussion gibt es doch schon seit Jahren. Viel Krams ist den alteingesessenen, elitären Metallern von vor 30 Jahren einfach nicht mehr trve genug. Und früher war ja eh alles besser.
 
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Feierwehr1974

W:O:A Metalhead
9 Aug. 2007
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Hedwig-Holzbein
Viele Dinge, die überflüssig sind , wie zum Beispiel Schlammcatchen bzw Ölcatchen und Wrestling gibt es ja mittlerweile auch nicht mehr , das reguliert sich von allein wenn es nicht angenommen wird .
 

Pinöökel

Newbie
19 Juni 2018
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Bremen
Otto und Eskimo Callboy fand ich am ehesten überflüssig. Das völlig beknackte ESL Zelt auch. Da hätte eine weitere Themen-Bühne gut hingepasst (Prog? Chill-Blues?)...
Wrestling hätte ich mir noch gefallen lassen, wäre aber nicht hingegangen.

Versteht mich aber nicht falsch. Otto ist ein großartiger Entertainer und Komiker, der meine Kindheit und Jugend um Einiges bereichert hat.
Eskimo Callboy musste ich mir im Vorfeld erstmal anhören. Bin nicht so firm in Sachen wie "neue Musik" ;-) Und habe ich nach dem anhören auch gleich wieder vergessen.
 
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