Verteufelter Heavy Metal

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E'Lell

W:O:A Metalmaster
4 Juni 2003
40.303
808
128
51
Sauerland
www.ps-metal.de
Sagt Euch das Buch was? Muß gestehen: bisher noch nix von gehört. :rolleyes:
Hört sich jedenfalls interessant an.

Reto Wehrli hat sich nunmehr mit der überarbeiteten Zweitausgabe seines Buches "Verteufelter Heavy Metal" selbst übertroffen und sich ein eigenes Denkmal gesetzt. Über 700 Seiten voll akribischer Recherchenarbeit, die in ebenso sorgfältig formulierten Thesen zu Ende gedacht werden. Reto Wehrli legt definitiv kein dröges Sachbuch vor, sondern eine umfassende Aufbereitung des Zeitalters der harten Musik, beginnend im Blues und endend in den Brachialgenres der gegenwärtigen Zeitgeschichte.

Der Autor:

Reto Wehrli, lizenzierter Experte der Allgemeinen Psychologie, begann sich bereits sehr früh, Mitte der Achtzigerjahre, mit der Materie der aufbrausenden Metalszene zu beschäftigen. Obwohl er selbst von sich behauptet, kein Metalfan zu sein, oder zumindest einer, der in der Entwicklung der Szene Ende der Siebziger / Anfang der Achtziger stehen blieb, verfolgte er dennoch die Verwurzelungen und Verselbstständigungen der Szene beziehungsweise ihrer Subgenres mit großem Interesse. Seit jener Zeit wartete der Autor nur darauf, dass irgendjemand eine wissenschaftliche Aufbereitung des Themas auf den Markt bringt. Doch die Zeit verstrich und nichts passierte. Also ging Wehrli seinen akademischen Weg und nahm nach Aneignung der wissenschaftlichen Konzepte und Mittel die Sache selbst in die Hand. Ergebnis war das im August 2001 veröffentlichte Sachbuch "Verteufelter Heavy Metal", das allerorts gute bis überschwängliche Kritiken einheimsen konnte. Bereits Monate vor der eigentlichen Zeitplanung war die Erstausgabe restlos vergriffen, wodurch sich Wehrli nach Rücksprache mit seinem Verleger an eine tiefreichend überarbeitete Version des Erstlings machte.

Die Struktur:

Alles hat seinen Anfang, so auch die Musikrichtung, die wir alle so inständig lieben. Wehrli strukturiert sein Werk "Verteufelter Heavy Metal" eng nach der Zeitgeschichte des harten Rock. Dabei werden die begründenden Genres wie der Blues mit in die Entstehungsgeschichte einbezogen, die sich fortlaufend als Selbstgänger erweisen sollte. Wehrli arbeitet im ersten Drittel detailliert die Motivation der Szene auf, die die Entwicklung einer solchen global minderheitlichen Subkultur überhaupt erst ermöglichte. Dabei werden die wichtigsten Eckpfeiler und Daten des Genres genau unter die Lupe genommen, zu denen mit Sicherheit die Bandgründung von BLACK SABBATH, die NWoBHM (New Wave of British Heavy Metal) oder die Kirchenbrände in Norwegen Anfang der Neunzigerjahre gehören.

In diesem Zusammenhang lässt Wehrli die Botschaften der Künstler, wie auch die oftmals von Kritikern hineininterpretierten Botschaften nicht unbeachtet. Vielmehr geht er sehr tief reichend auf diesen doch eklatant bedeutsamen Aspekt der Heavy-Metal-Geschichte ein. Zensur wird zu einem großen Thema und die konservative Opposition gegen die Metalströmung zu einem Schwerpunkt des Buches. Katholische Traditionalisten, evangelische Fundamentalisten, Zeugen Jehovas, aber auch die Apostel bundesdeutscher Sittenwächter werden aufgrund ihrer oftmals - peinlicherweise für sie auch hinreichend belegten - ignoranten Haltung gegenüber einer Popkultur mit umfassenden Kapiteln bedacht. Dabei kommen auch die bedauernswerten Beispiele des Heavy Metal - wie die thüringische (pseudosatanistische – die Band ABSURD) und norwegische Strömung (die Kirchenbrände) der beginnenden Neunzigerjahre - zum Tragen, die fernab allen plakativ zur Schau getragenen Okkultismushangs, der Musik eine neue, schädigende Seite hinzufügten. Somit spannt Wehrli seinen Bogen von den BEATLES und dem mit ihnen verbundenen Aufkeimen des Rock 'n' Roll bis hin zum NS-Black-Metal und beleuchtet dabei nicht nur spektakuläre, juristisch belegbare Oberflächenprozesse, sondern auch Präzensur durch die Aufsichtsgremien der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten.

Dem Thema "sublime Botschaften" und "backward masking" (Einbau rückwärts abgespielter Sprechtexte in Rocksongs) widmet Wehrli ein komplettes Kapitel und gibt einen kurzen Überblick über die wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen, die es zu dem Thema gibt. Einen sehr spannenden Bereich bearbeitet Wehrli im anschließenden Teil seines Werkes, der Auseinandersetzung mit den bisher erschienen Lektüren wider den Heavy Metal. Gnadenlos und teilweise augenzwinkernd deckt der Schweizer Fehler der jeweiligen Autoren auf, die manchmal sogar zur Verbreitung irgendwelcher Albenklappen- oder Bookletttexte führten, die weltweit überhaupt nicht existieren. An dieser Stelle sei nicht zu viel erwähnt. Es entbehrt aber nicht einer gewissen Heiterkeit, wie die teils hanebüchenen Aussagen der federführenden Wortgeber der jeweiligen Antigruppierungen geschichtlich belegbar demontiert und entblößt werden.

Der Ansatz des Sittenschutzes nebst Falldarstellungen und die damit einhergehende Zensurthematik bildet einen weiteren Schwerpunkt. Zunächst geht Wehrli die Problematik anhand einiger globalen Beispiele an und vertieft diesen Aspekt dann in gezielt ausgewählten Fällen, die Zusammenhänge zwischen Heavy Metal, Sex, Gewalt und Satanismus suggerieren. Er arbeitet dabei flächendeckend, bedenkt solch unterschiedliche Künstler wie JERRY LEE LEWIS, IRON MAIDEN oder SLAYER wertfrei, jedoch nicht, ohne vielerorts auf die Unlogik der jeweiligen Zensuransätze hinzuweisen.
Wehrli beschränkt seine Recherchen dabei nicht auf einen bestimmten Kontinent, sondern widmet eine besonders ausgiebige Besprechung dem europäischen Markt und dessen schwermetallischen Aushängeschildern. So werden natürlich, aber nicht ausschließlich, plakative Schockbands wie ROCKBITCH oder BELPHEGOR unter die Lupe genommen. Wehrli widmet sich schlussendlich auch polarisierenden Künstlern wie zum Beispiel ROBBIE WILLIAMS, den FANTASTISCHEN VIER oder RAMMSTEIN, die nur wenig oder gar nichts mit Heavy Metal zu tun haben.

Fazit:

Es ist wirklich kein leichtes Unterfangen, die schreiberische und recherchierte Dichte dieses Werkes umfassend darzustellen. Reto Wehrlis "Verteufelter Heavy Metal" ist mit Sicherheit nicht nur die ausgiebigste Auseinandersetzung mit dem Thema Heavy Metal, sondern auch die weitreichendste Argumentationshilfe für all diejenigen, die sich manchmal mit den stereotypen Vorwürfen jedweder Sittenwächter konfrontiert sehen. Wehrli arbeitet die einzelnen Fallbesprechungen umfassend auf, setzt die Denkansätze des vordergründig wertfreien Jugendschutzes in Verbindung mit den Resultaten der jeweiligen Rechtsprechung und deckt dabei mehr als einmal unlogische und unpassende Handlungen internationalen Rechts auf. Desweiteren ergänzt der Autor seine immens erfolgreiche Erstauflage mit kulturwissenschaftlichen Querbezügen, bei denen sich vor allem der Schwerpunkt Japan als sehr interessant herausstellt, schlägt Brücken zu anderen Medien und wirft dabei auch weit reichende Blicke auf Splattermovies und japanische Mangas.

Zudem verwendet Wehrli zahlreiche Fotographien und Lyrics, die im direkten Zusammenhang mit den jeweiligen Themenschwerpunkten aufgearbeitet werden. Abgerundet wird das Werk durch eine Diskographie der im Buch genannten Bands.

Es bleibt am Ende ein rundum gelungenes Werk, das hoch informativ die Geschichte des Heavy Metal aufarbeitet und sich liebevoll detailgetreu mit ihr auseinandersetzt. "Verteufelter Heavy Metal" ist die Grundlage und das definitive Standardwerk zum Thema Musikzensur.

Das Beste an Wehrlis Buch ist aber die Aussicht, dass der Autor auch weiterhin am Ball bleiben wird, um das Thema Heavy Metal noch intensiver auszuleuchten. Man merkt ihm regelrecht an, dass er sich in das Metier hineingefressen hat. Somit haben alle Fans dieser Musikrichtung wenigstens einen Wortführer, der sich würdig mit der Materie beschäftigt. Doch eines sollte der Schweizer wohl besser unterlassen: Die Seitenzahl wie bei der jetzigen Neuauflage (fast) verdoppeln. Bei 1400 müsste nämlich auch ich an den Grenzen der Aufnahmefähigkeit die Segel streichen ...
 

Gorefield

W:O:A Metalmaster
24 Nov. 2001
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44
Düsseldorf
Klingt nicht uninteressant, wobei es sicherlich keine leichte Kost ist.
Und 37,50 EUR ist auch nicht gerade geschenkt.
 

Gorefield

W:O:A Metalmaster
24 Nov. 2001
8.067
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Düsseldorf
Hat eigentlich sonst noch jemand Empfehlungen bezüglich Metal-Literatur?
Burgwächter ist ja quasi Pflichtlektüre.
Über's RockHard-Buch habe ich unterschiedliche Stimmen gehört.
In der Buchhandlung hatte ich zuletzt mal "Höllen-Lärm" in der Hand. Sah eigentlich nicht übel aus.
Für Freunde der härteren Gangart kann ich "Choosing Death: The Improbable History of Death Metal and Grindcore" von Albert Mudrian empfehlen.
 

GRRRR!!

W:O:A Metalmaster
4 Dez. 2001
5.831
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Wehrli widmet sich schlussendlich auch polarisierenden Künstlern wie zum Beispiel ROBBIE WILLIAMS, den FANTASTISCHEN VIER oder RAMMSTEIN, die nur wenig oder gar nichts mit Heavy Metal zu tun haben.

:D Wenn man sich der Reihenfolge der Bands innerhalb des Satzes anguckt und dann mit dem letzten Satzteil vergleicht... :D
 

monochrom

W:O:A Metalmaster
15 Aug. 2002
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Hamburg
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Gorefield schrieb:
Hat eigentlich sonst noch jemand Empfehlungen bezüglich Metal-Literatur?
Burgwächter ist ja quasi Pflichtlektüre.
Über's RockHard-Buch habe ich unterschiedliche Stimmen gehört.
In der Buchhandlung hatte ich zuletzt mal "Höllen-Lärm" in der Hand. Sah eigentlich nicht übel aus.
Für Freunde der härteren Gangart kann ich "Choosing Death: The Improbable History of Death Metal and Grindcore" von Albert Mudrian empfehlen.

Bettina Roccor: Heavy Metal - Kunst, Kommerz, Ketzerei
Sowie auch von ihr: Die Bands, die Fans, die Gegner


Ist von einer sehr netten Volkskundeprofessorin. Gut gemacht - das erste ist die Dissertation, das zweite sozusagen eine kürzere Zusammenfassung.
 

Kate McGee

W:O:A Metalgod
13 Aug. 2002
76.490
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38
Kronach
franconianpsycho.blogspot.com
von eben genanntem Link:


2 von 32 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich:

2 von 5 Sternen Gefährliche Verharmlosung, 19. September 2004
Rezensentin/Rezensent: klausmiehling aus Freiburg
Was dem Titel nach eine nüchterne Bestandsaufnahme zu sein scheint, erweist sich als Verteidigung des Heavy Metal und als ein Plädoyer gegen Zensur überhaupt.
Gleich zu Beginn argumentiert Wehrli (S. 2): Der Lieblingsschriftsteller Adolf Hitlers war Karl May, der Terrorist Andreas Baader las gerne „Asterix"-Hefte, und zwei der drei Jugendlichen, die 1993 in Sondershausen einen andern Jugendlichen erdrosselten, spielten in einer Black-Metal-Gruppe. Nun würde man weder behaupten wollen, Karl May wäre für den Nationalsozialismus verantwortlich, noch, „Asterix" für die terroristischen Taten Baaders. Warum also sollte man den Black Metal für die Morde von Sondershausen verantwortlich machen? „Diese Überlegungen", so Wehrli, „sollen auf die Tatsache aufmerksam machen, dass Kunstprodukte oft willkürlich mit sehr unterschiedlichen Ellen gemessen werden." Dabei hat er erstens nicht bedacht, daß Musik eine wesentlich intensivere Wirkung ausübt als Literatur - sie ist „der stärkste Reiz für neuronale Umstrukturierung, den wir kennen", so der Hirnforscher Eckart Altenmüller. Zweitens hat er nicht die Rolle berücksichtigt, welche die jeweilige Kunstform im Leben der Personen spielte. Die Sondershausener Mörder waren in der Musik aktiv, während Hitler und Baader nur Rezipienten der Literatur waren. Und schließlich bekannte einer der Sondershausener Mörder vor Gericht selbst, daß die Musik die Tat beeinflußte.
Vieles geht am Kern der Sache vorbei. So wenn Wehrli sagt, der „satanische Gruß" habe ursprünglich einmal die Funktion gehabt, den „bösen Blick" abzuwehren (S. 62). Das mag sein, aber wird er von den Rockgruppen und ihren Anhängern auch so verstanden? Und wenn Wehrli schreibt, das Bild auf der LP „Highway to Hell" von „AC/DC" mit einem gehörnten und teufelsschwänzigen Gruppenmitglied „will keinen Satanismus propagieren, sondern illustrieren, dass Hardrocker mit Wonne böse Buben sind" (S. 79), dann frage ich, wo im Ergebnis der Unterschied sein soll.
Immerhin nennt Wehrli auch Fälle, in denen Heavy-Metal-Musiker tatsächlich satanistische Ideologien verkörpern, doch sei das meiste nur Schau, Attitüde, Kalkül oder Spaß. Er mag manchmal recht haben, nur ist es verhängnisvoll, daraus die Harmlosigkeit der Musik und ihrer Texte ableiten zu wollen. So streitet Wehrli ab, daß das Ich-Subjekt des Liedes „Hell's Bells" von „AC/DC" Satan sei. Doch diese Frage ist nebensächlich. „Sobald du auf Böses stehst, bist du ein Freund von mir" heißt es in dem Lied, und darum geht es: Rockmusiker geben ein schlechtes Vorbild ab; ob im Namen Satans oder nicht.
Auch die Kritik, daß Heavy Metal Hörer in den Selbstmord getrieben hat, wird von Wehrli zurückgewiesen. Gewiß bringt sich niemand nur deswegen um, weil er gerade ein bestimmtes Musikstück gehört hat. Doch Rockmusik schaltet das rationale Denken aus und kann sehr wohl eine emotionale Kurzschlußhandlung hervorrufen. Außerdem haben die Selbstmörder ihre Gehirne schon seit langem mit dieser Musik programmiert und Aggressionen aufgebaut, die sich auch gegen die eigene Person richten können.
Freilich meist gegen andere. Wehrli erwähnt selbst die Serie von Kirchenbrandstiftungen in Norwegen durch den „Circle of Black Metal" und von Heavy-Metal-Musikern verübte Morde. Die Mitglieder des „Circle" hätten, wären sie zehn Jahre früher jung gewesen, „vermutlich zum Punk gegriffen und wären dennoch bei denselben antisozialen Aktivitäten gelandet" (S. 329), meint Wehrli. Ja, vielleicht hätten sie zum Punk gegriffen. Aber eben zu einer anderen Art aggressiver Musik! Die Tatsache, daß ein Mörder in Ermangelung eines Revolvers zum Messer gegriffen hätte, beweist nicht die Harmlosigkeit des Revolvers.
Jeglicher Grundlage entbehrt auch Wehrlis Behauptung, es sei „gerade das schwere Ausmaß dieser Straftaten, das simple Ursachenzuschreibungen zu Lasten medialer Einflüsse verhindert" (S. 336), sind doch auch für schwere Straftaten mediale Ursachen in zahlreichen Untersuchungen festgestellt worden. Selbstverständlich sind es immer mehrere Faktoren, die zu einer Straftat führen; das darf uns aber nicht daran hindern, jede dieser Ursachen ernst zu nehmen.
Die Tatsache, daß die meisten Heavy-Metal-Kritiker Christen oder Anthroposophen sind, veranlaßt Wehrli zu erbitterter Häme; ihre Glaubenssysteme werden zerpflückt, ihre Bücher „Schundbücher" oder „perfide Pamphlete" genannt. Wenn man einerseits einen rockmusikkritischen Roman als „erbärmliches Elaborat" und „Pfuschwerk" bezeichnet, jedoch andererseits Texte in Schutz nimmt, die von der Lust am Foltern oder am Sex mit Leichen handeln, disqualifiziert man sich selbst.
Sogar ideologisch unabhängige, wissenschaftlich fundierte Werke wie „Kriminalisierung von Kindern und Jugendlichen durch Medien" von Werner Glogauer („Pfuschband") und „Gefährliche Musen" von Hartmut Heuermann und Matthias Kuzina finden vor Wehrli keine Gnade. Wo Heuermann/Kuzina resümieren, mediale Gefahren seien „Gefahren sui generis" und daher nicht mit Hinweis auf andere Gefahren aus „moralischen, politischen, wirtschaftlichen u.a. Fehlentwicklungen" zu entschuldigen, wirft Wehrli (S. 191) ihnen Inkonsequenz darin vor, daß sie andererseits konzedieren, die „Schnittstelle zwischen Subjekt und Objekt" sei zu berücksichtigen. Das ist jedoch keine Inkonsequenz, sondern es sind zwei gleichermaßen reale Aspekte des Problems: Gewaltverherrlichende und pornographische Medieninhalte sind eine Gefahr, die auf jeden Menschen wirken kann - ob er sich dieser Gefahr aussetzt, und auf welche Mit- und Vorbedingungen sie bei ihm stößt, stellt die Gefahr als solche nicht in Frage.
In den drei Jahren seit dem Erscheinen von Wehrlis Buch sind weitere Erkenntnisse über die Entwicklung des Gehirns und über die Wirkungen von Musik publik geworden, welche die Gefährlichkeit aggressiver Musik bestätigen. Doch schon in den 80er Jahren wies Paul King einen Zusammenhang zwischen Heavy-Metal-Konsum, Gewalt- und Drogenkriminalität sowie frühreifer Sexualität nach. Wehrli erklärt diese Studie für ungültig, da sie an Psychiatriepatienten erfolgt sei. Mit gleichem Recht könnte man eine Studie zurückweisen, die einen Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Lungenkrebs zeigt, nur weil sie an Krankenhauspatienten erfolgte.
Überraschenderweise führt Wehrli den seit den 90er Jahren in der Schweiz und in Deutschland zu verzeichnenden Anstieg der Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen auf „das reale Vorbild der gewaltbereiten 'Posses' der Rap- und HipHop-Szene in den USA" zurück, das „sich sehr viel nachhaltiger auswirkte als jedes fiktive Kunstprodukt." (S. 220). Dabei gibt es auch unter Heavy-Metal-Musikern zahlreiche „reale Vorbilder" für kriminelles Verhalten. Warum leugnet Wehrli beim Heavy Metal, was er beim Rap bereitwillig zugibt?
So wird also im Widerspruch zu empirischen Erkenntnissen und wissenschaftlichen Studien ein vorgefaßtes Weltbild verteidigt, in welchem medialer Gewalt eine Wirkung von vornherein abgesprochen wird. Für die „Freiheit der Kunst" - soweit man hier von Kunst sprechen kann - einzutreten, mag ein hehres Ziel sein; doch man sollte dann auch zu den Folgen stehen. --Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe: Unbekannter Einband.

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teilweise gut argumentiert, aber zu restriktiv...weiß nicht was ich dazu sagen soll, außer dass ich persönlich sexuell nicht frühreif war (zumal ich zu dem Zeitpunkt eh noch kein Metal.....aber lassen wir das), Drogen nicht mehr missbrauche als ein Nichtmetaller, und bisher noch kein Gewaltverbrechen begangen habe bisher. :confused:
 

PowerMetaler

W:O:A Metalmaster
21 März 2004
7.965
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Dülmen
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Kate McGee schrieb:
weiß nicht was ich dazu sagen soll, außer dass ich persönlich sexuell nicht frühreif war (zumal ich zu dem Zeitpunkt eh noch kein Metal.....aber lassen wir das), Drogen nicht mehr missbrauche als ein Nichtmetaller, und bisher noch kein Gewaltverbrechen begangen habe bisher. :confused:

Genau an dem Punkt hab ich auch geschluckt, zumal ich auch noch nie irgendwie Gewaltbereitschaft gespürt habe seit ich Metal höre.
Ich bin eh nich so der Freund von solcher "Fachliteratur", denn sobald es da in die Argumentation reingeht wird man eh vom Autor und dessen Meinung beeinflusst. Bei solchen Bücher muss man wirklich selektiv lesen und für sich das rausholen was man bracht, und das sind für mich dann Fakten. Dafür brache ich aber keine 40 Euro ausgeben...
 

Gorefield

W:O:A Metalmaster
24 Nov. 2001
8.067
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Düsseldorf
Ich könnte mir vorstellen, dass Herr Miehling aus Freiburg spätestens nach dieser Rezension einige Erfahrungen mit gewaltbereiten Metallern machen musste. :D
 

Kate McGee

W:O:A Metalgod
13 Aug. 2002
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Kronach
franconianpsycho.blogspot.com
PowerMetaler schrieb:
Genau an dem Punkt hab ich auch geschluckt, zumal ich auch noch nie irgendwie Gewaltbereitschaft gespürt habe seit ich Metal höre.
Ich bin eh nich so der Freund von solcher "Fachliteratur", denn sobald es da in die Argumentation reingeht wird man eh vom Autor und dessen Meinung beeinflusst. Bei solchen Bücher muss man wirklich selektiv lesen und für sich das rausholen was man bracht, und das sind für mich dann Fakten. Dafür brache ich aber keine 40 Euro ausgeben...
Ich würde gerne wissen wieviel Gewalt auf nem Hiphop-Konzert so üblich ist. Und wieviel Drogen in der Szene konsumiert werden im Durchschnitt. Würd ich gern wissen. Weiß ich aber nicht. Deswegen mach ich keine Aussagen drüber.
 

moonchild

W:O:A Metalhead
11 März 2002
4.410
1
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44
Münster (Westfalen)
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Kate McGee schrieb:
Ich würde gerne wissen wieviel Gewalt auf nem Hiphop-Konzert so üblich ist. Und wieviel Drogen in der Szene konsumiert werden im Durchschnitt. Würd ich gern wissen. Weiß ich aber nicht. Deswegen mach ich keine Aussagen drüber.


Also, so wie ich das bisher in den Medien verfolgt habe, ist auf einem HipHop Konzert meist mehr bereitschaft für Gewalt vorhanden als auf einem Metal Konzert. Ich kann da auch aus eigener Erfahrung sprechen, da es mal Zeiten gab, wo ich dieser Musik nicht ganz so abgeneigt war wie heute.
 

KaeptnKorn

W:O:A Metalmaster
16 Juli 2003
13.704
186
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40
Hamburg
moonchild schrieb:
Kleiner Tip: Gebt mal Klaus Miehling und Freiburg in Google ein. Der man ist Prof an der Freiburger Uni im Bereich Musikwissenschaften.

Das ist eine seiner Arbeiten bei Hausarbeiten.de

http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/mus/22759.html


Oh, Mann! :eek:



Von Gewaltmusik ist anzunehmen, daß ihre Komponisten, Interpreten und Hörer in einem größeren Maß als vom Bevölkerungsdurchschnitt zu erwarten in Gewalt, aber auch in Kriminalität allgemein involviert sind; sind doch auch andere als die sogenannten ,,Gewaltdelikte" ein Ausdruck von Aggressivität, da sie Gesetze ,,brechen" (man beachte den sprechenden Ausdruck), und da sie andere Menschen, manchmal auch den Täter selbst (Drogenkonsum), direkt oder indirekt schädigen. Aber warum die Augen vor etwas verschließen, was offensichtlich ist?


Tja, und schon braucht man nicht weiterlesen, da hier klar wird, daß unser guter Professor total parteiisch ist.



,,An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen", sagt die Bibel (Mt. 7,16), und wo sie recht hat, hat sie recht.

Juhu, Bibelzitate...




Mir reicht das jetzt.


Wehrli hat sein Buch wegen genau solcher Leute wie dem geschrieben.

Wie die Faust aufs Auge.

:D