Nachdem ich gestern so unglaublich wütend auf alle WOAler war, geb ich meinen Senf mal dazu:
Das Statement ist ok, eigentlich genau das, was ich erwartet habe. Etwas spät zwar, aber “mehr“ wäre im Falle des WOA schlichtweg Heuchelei gewesen. Hier geht es zwar um eine der wichtigsten Musiker und Menschen im Epic Metal, der dieses Genre wie kaum ein zweiter geprägt und daneben noch allerhand (auch große!) Bands von Heavy über Doom bis hin zu Black Metal maßgeblich beeinflusst hat, um einen herzensguten Kerl, aber jetzt bspw. im Gegenzug zu Lemmy gab es zum WOA keine persönliche Bindung. Der Hinweis auf die Spendenkampagne ist richtig super. Es ist scheißegal, wer sie ins Leben gerufen hat. Und die verbleibenden Bandmitglieder sind interessanterweise in erster Linie auch erstmal Fans. Die einen engen Freund verloren haben. Sich da über solche Kleinigkeiten zu beschweren, ist einfach nur daneben. Gerade bei einer Band wie Manilla Road, die so bodenständig, so ehrlich, so von ganzem Herzen einen kauzigen, verschrobenen, echten Metal wie wenige Bands sonst gespielt hat und sowohl nach als auch vor Auftritten immer Zeit für ihre Fans hatte. Die sich ehrlich gefreut haben, wenn eine Band einen Song von ihnen gecovert hat (ich denke nur daran, wie stolz Mark Shelton in Würzburg war, als er Marta Gabriel von Crystal Viper auf die Bühne zu Flaming Metal Systems geholt und mit ihr den Song gezockt hat!) und die Band als Inspiration genannt hat. Wer hat den Längsten, wer ist der Geilste? Fuck it! Es ist überwältigend, zu was der metallische Untergrund fähig ist. Das macht mich auch ein bisschen stolz, mich dazuzählen zu dürfen. Woran Manilla Road nicht ganz unschuldig sind. Nach “mainstreamigeren“ US-Bands wie Savatage hat mich das Genre eher weniger interessiert. Dann hab ich aber angefangen, in Würzburg zu studieren. Ich bin wie ich bin, etwas verschroben, verschlossen, eigentlich eher der Typ, der sich lieber in seinem Zimmer eingeschlossen hat. Aber aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich Langeweile, hab ich mich dazu entschlossen, 2011 zum Hammer of Doom zu gehen. Alleine. Der Freitagshead waren Manilla Road. Da hab ich wenigstens schonmal den Namen gehört, den Rest kannte ich nicht. Egal, ich hab als erstes in Manilla Road reingehört. Dreams of Eschaton. Die Band hat ja üblicherweise den Ruf, unzugänglich zu sein, ihre Musik mehrere Durchläufr braucht, um zu zünden. Nicht so hier. Das hatte mich auf Anhieb. Ein epischer Song der Extraklasse! Der wurde gesuchtet und gesuchtet, auf den Gig immer mehr hingefiebert! Mein allererstes Konzert von vielen, die da kommen sollten, in der Posthalle stand dann endlich an und ich hibbelte freudestrahlend Dreams of Eschaton entgegen. Ein Herr mittleren Alters war ob meines Amorphis-Leibchens wohl etwas irritiert und fragte mich, warum ich eigentlich hier sei. Ich antwortete Manilla Road. Glücklicherweise fragte er mich nur nach meinem Lieblingssong der Band, was ich natürlich mit Dreams of Eschaton quittierte. Daraufhin wurde es bizarr. Er ging zu seinem Kumpel, tuschelte mit ihm, der kam freudestrahlend auf mich zu und sagte “Alter, du kennst Manilla Road?! Geil! Hier haste n Bier!“ und drückte mir sein frisches Bier in die Hand, holte sich selbst ein neues und erzählte mir, wie stark er es findet, dass auch junge Leute endlich die Genialität von Manilla Road erkennen. Das war dann der Punkt, an dem ich zum ersten Mal auf Konzerten etwas aufgetaut bin. Diese Typen waren zum Großteil einfach tolle Leute, mit denen man sich über Gott und die Welt unterhalten kann, ohne gleich wegen eines etwas schrägen Themas gleich der Spacko zu sein. Da fühlte ich mich wohl. Irgendwann haben auch Manilla Road dann endlich gespielt. Und es war geil. Dreams of Eschaton haben sie nicht gespielt. Dafür aber Songs, die mich danach nie wieder losgelassen haben. Warum der Shark allerdings so eine arschlangen Soundcheck gebraucht hat um dann seine Gitarre SO klingen zu lassen - weiß der Geier! Als hätte er dem Mischer nach der perfekten Einstellung gesagt, “Jetzt hau einfach alle Regler durcheinander, dreh die Höhen nach oben, damit meine Gitarre klingt, als würde ich eine Kreissäge bedienen!“ Das war dann wirklich befremdlich. Aber irgendwie geil. Und jedes Mal, wenn ich die Band gesehen habe, war es immer derselbe, ureigene Sound, der immer etwas komisch, aber immer total geil klang. So auch am Metal Aussault. Ein Abend, den ich für zwei Dinge niemals vergessen werde: Zum einen wurden die Meisterwerke Crystal Logic und Open the Gates ins Gänze dargeboten. Und wie! Zum Niederknien. So viel Epik, so viel Pathos, so viel Kauz! Zum anderen, weil ich da wohl meinen epischsten Fehltritt bei der Damenwelt begangen habe. Ich hab mich wirklich gut mit einer netten, attraktiven Damr unterhalten. Über alles Mögliche, doch einige Zeit lang. Als aber die ersten Töne des Intros erklangen und die Dame einfach weiterplapperte, keifte ich ihr einfach nur “Jetzt halt endlich deiner Fresse, ich will Manilla Road hören!“ entgegen. Ich gab sie danach nie wieder gesehen. Aber wie gesagt, das war es wert. Sie haben dort auch endlich mal den Song gespielt, den ich zwei Jahre vorher unbedingt hören wollte. Ich war glücklich. Bis sie dann auf einmal Cage of Mirrors anstimmten. Ich kannte nichts vor Crystal Logic. Umso mehr haute mich das aus den Latschen. Unagefochten auf Platz 1 verweist diese Übernummer sowohl Bridge of Death als auch Chaos Rising in Sachen Epik auf die Ränge. Unglaublich, was ich da geschlagene 3 Stunden erleben durfte. Wow. Und dabei war die Band die komplette Zeit über dankbar, froh, dass sie vom Publikum so abgefeiert wurden. Nachts um 1 sind sie von der Bühne. Nicht ohne sich eine Million Mal zu bedanken. Und das kam von Herzen. Eine grundsympathische Band um einen grundsympathischen Kerl. Eine Legende, die viel zu früh von uns gegangen ist. May the lords of light be with you... Up the hammers and down the nails!