
aber schön wie du dich verabschiedest hast von ihr....*insTaschentuchschnief*
Ja, das musste einfach sein, ganz alleine.
Ich war auch diejenige welche in der Nähe wohnte. Meine Ma konnte nicht mal eben so einmal im Monat 250 km mit der Bahn kommen. Meine Geschwister auch nicht. Und ich mochte meine Oma einfach sehr gerne. Wenn wir mal alle auf einmal da waren hat sie grundsätzlich meine Schwestern miteinander verwechselt oder manchmal sogar ihre Töchter. Nur mich hat sie immer gleich auf Anhieb erkannt.
Ich fand das immer so niedlich wenn sie mitbekommen hat, dass ich da bin, da ging immer voll das Lachen in ihrem Gesicht auf.
Aber wir sind auch auf viel Intoleranz gestoßen. Die Besitzer unseres Lieblingscafés kannten uns ja schon und haben ganz normal reagiert. Einmal war es da sehr voll und wir haben ein Päärchen gefragt ob wir mit an den Tisch dazu dürfen. Wurde bejaht und wir haben uns alle gut unterhalten (auch wenn sie manchmal im ersten Moment die Familienmitglieder nicht gleich einsortieren konnte so war meine Oma noch richtig fit im Kopf). Am Nachbartisch saßen so ein paar verrunzelte, auf jung getrimmte Tussen, die im Kurort mal eben so ein wenig Kohle ihres Mannes verballert haben. Mit Gold behangen und zugekleistert ohne Ende. Ich muss dazu sagen, dass meine Oma im Rollstuhl saß und ihren Kaffee in der mitgebrachten Schnabeltasse trank. Da sie den Kopf nicht ganz gerade halten konnte hab ich ihr immer den Kaffee an den Mund gehalten und hinterher mit nem Taschentuch das Kinn abgewischt. Außerdem litt sie stark an Parkinson. Aber sie wollte ihren Kuchen immer allein essen, das ließ sie sich nicht nehmen. Ich sah es immer als gutes Training für sie und ließ sie machen. Manchmal fiel halt mal was von der Gabel aber das passiert anderen Menschen auch.
Gäste in so einem Café in einem Kurort wo viele Pflegeheime sind müssen halt auch mal mit so einem Anblick klar kommen.
Die beiden Tussen auf jeden Fall haben sich am Nebentisch fürchterlich darüber aufgeregt wie man ihnen so einen Anblick zumuten kann, das wäre ja richtig ekelig, so was sollte man am Pflegebett festschnallen, man sollte uns rausschmeißen etc.....
Dann bin ich geplatzt. Hab mich umgedreht und komischerweise in dem Augenblick verstummte das Stimmengewirr um uns rum und ich hab den beiden Tussen nur mit sehr ruhiger, aber lauter Stimme, dass alle es hören konnten, gesagt:
Ich wünsche ihnen beiden von ganzem Herzen, dass wenn sie mal in die gleiche Situation kommen sollten wie meine Oma, sie nicht so eine Enkeltochter oder Verwandte haben sollen wie mich. Und das sie hoffentlich an ihr Bett gefesselt bleiben!
Das Gelächter war groß. Hier und da kam sogar verhaltener Applaus. Die beiden Damen sind mit knallrotem Kopf aufgestanden, haben bezahlt und sind gegangen.
Über manche Menschen kann man halt nur den Kopf schütteln.
@Pizza: so ein Scheiß, das war echt ne richtig fiese Woche für dich. Gut, dass du dann noch in den Urlaub gefahren bist. Das war für dich die richtige Entscheidung!!
Räumlicher Abstand hilft manchmal ganz gewaltig.