Hm, den letzten Post kann ich jetzt irgendwie nicht ganz verstehen.
1. Nicht nur einer Quelle vertrauen:
Zunächst einmal scheint die Story zumindest in Grundzügen schon zu stimmen. Das erwähnte Tourtagebuch war das im RockHard seinerzeit abgedruckte, der Vorgang an sich ist von offizieller Bandseite auch nie bestritten worden.
Lediglich das eines der Bandmitglieder persönlich "tätig" wurde, stimmt, ja auch gerichtlich festgestellt, nicht. Aus welchem Grund der jugendliche NPD-Unterschriftensammler seinerzeit zuerst den Namen Weidner und dann den Namen Russell nannte, weiß er wohl nur selbst. Glaubhaft ist seine Aussage, seinen angeblichen Peiniger nicht mehr wiederzuerkennen jedenfalls m. E. nicht. Denn die beiden herausragenden "Köpfe" einer der größten Rockbands im deutschsprachigen Raum nicht zu erkennnen, ist an sich schon wenig glaubhaft. Insbesondere wenn man von einem dieser beiden tatsächlich in der behaupteten Weise angegriffen worden wäre. Und außerdem sollte die "Szene" doch ihre Helden aus dem FF erkennen können. Oder sind die Onkelz vielleicht doch nicht (mehr) DAS große Aushängeschild der Faschoszene in Deutschland, wie immer wieder behauptet wird?
2. Anstiften zu niveaulosen Aktionen
Na ja, hier fangen dann meine Verständnisprobleme an:
Wie bereits oben gesagt, halte ich die Vorwürfe bzgl. des Geschehens im Mai 2002 für falsch und nicht haltbar.
Wenn jetzt aber ausgeführt wird, es sei niveaulos und schlecht für's Image der Onkelz, wenn sich die Mitglieder der Band persönlich darum kümmern, auch in der Öffentlichkeit bei Konzerten und nicht nur verbal in Interviews deutlich Stellung GEGEN Rechts zu beziehen, und sei es eben durch Taten, halte ich das für unpassend.
Seit Jahren erklären die Onkelz immer wieder in jedem Interview, daß sie sich von der rechten Szene losgesagt haben, mit denen nichts mehr am Hut haben wollen.
Sie verweheren sich konsequent gegen die Vereinnahmung der Band "Böhse Onkelz" durch faschistische Gruppierungen und treten Behauptungen, mit diesen in irgendeinem Zusammenhang zu stehen immer und immer wieder entgegen.
Sie veranstalten Konzerte gegen Rechts, unterstüzen Hilfsprojekte karitativer und sozialer Art und engagieren sich weit mehr, als es viele andere Künstler der Bundesrepublik Deutschland zu tun bereit sind.
REAKTION: Null!
Diese Bemühungen nimmt man ihnen nicht als ernstgemeint ab. In den Augen eines Großteils der Bevölkerung waren die Onkelz rechts (die Diskussion, ob das stimmt oder nicht ist vollkommen sinnlos und heute eigentlich auch völlig irrelevant, da die jeweiligen Fronten viel zu verhärtet sind), und sie werden es in deren Augen auch immer bleiben, egal was sie anstellen.
Alles, was die Onkelz in diesem Zusammenhang von sich geben, seien bloße Lippenbekenntnisse, ohne daß die vier wirklich dahinterstehen (seltsam ist nur, daß genau diejenigen, die den Onkelz die verbale Ehrlichkeit seit Jahren absprechen so felsenfest davon überzeugt sind, daß vor ca. 20 Jahren getätigte Äußerungen dagagegen auch heute noch 100%ig zutreffend sind).
Sämtliche Songtexte der jüngeren Vergangenheit und Zukunft werden nicht ausreichen, um diese Leute davon zu überzeugen, daß die Onkelz heute nicht mehr zu Ihren Aussagen aus den zu Genüge zitierten Songs "Türken raus" etc. stehen.
Also:
sämtliche verbalen Äußerungen reichen nicht aus, überzeugend auf Zweifler zu wirken. Tätigwerden und nach außen sichtbares Position-Beziehen soll aber dem Image schaden? Und sich hinter der Security zu verstecken wäre besser??
Tut mir leid, aber das kann ich jetzt gar nicht nachvollziehen.
Im Gegenteil, ich hielte es für sehr viel schädlicher für's Image und darüber hinaus - und das ist viel wesentlicher - für unglaubwürdig, wenn die Onkelz ihren mehr als deutlichen Worten im Zweifelsfall KEINE Taten folgen lassen würden. DANN wären diese Äußerungen in meinen Augen nur Lippenbekenntnisse.
Die Security bei Konzerten ist nicht das Sprachrohr der Onkelz. Und wenn im Publikum jemand den Arm zum Hitlergruß hochreißt, und Stephan Weidner dies von der Bühne aus bemerkt, soll er dann nicht etwas dazu sagen (dürfen)?
Soll er stattdessen jemandem von der Security Bescheid sagen, damit die dann anfangen, den Kerl zu suchen??
Ist nicht Dein Ernst, Thordis.
Und wenn so ein Idiot nach deutlicher Ansage diesen Scheiß immer noch nicht bleiben läßt, soll dann einfach weitergespielt werden?
Oder dann die Security ins Publikum geschickt werden??
Sich die Band also als "Papiertiger" hinstellen, die unfähig ist, sich selbst gegen ungebetene Gäste ihrer Konzerte zu wehren???
Nee, tut mir leid.
In diesem Punkt kann ich die Reaktionen der Band voll und ganz nachvollziehen. Es gibt nun einmal leider Menschen auf dieser Welt, die einer vernünftigen verbalen Auseinandersetzung nicht zugänglich sind. Traurig, aber wahr. Und es gibt Situationen, in denen man bestimmtes Verhalten weder tolerieren kann, noch darf.
Ich sehe darin keinerlei Schwächung des Images der Band und keine nachteilige Verhaltensweise. Im täglichen Leben wird in solchen Situationen der offen zur Schau gestellten faschistischen Einstellung ständig nach Initative des Einzelnen und Zivilcourage geschrieen. Und wenn es dann jemand tut, wie die Onkelz in ihren Konzerten (bei denen sie übrigens das Hausrecht ausüben können, d.h. die Sache ist so, als ob jemand auf Deiner Geburtstagsfeier in Deinem Haus den Hitlergruß macht) dann ist da auf einmal schlecht???
Verstehe ich nicht.
Sorry, daß der Post so lang geworden ist.
Gruß,
Lutz