Unglaublich! Leset und staunet:
Mitunter könnte man fast meinen, die Welt dreht sich nur um sein - nicht immer - bestes Stück, seine Größe, Härte, Ausdauerfähigkeit. Nun denn, manchmal ist's auch so - wie ein Blick in die Historie zeigt. Dr. Dirk Schultheiss, Urologe aus Hannover, beschäftigt sich nicht nur mit den Ups and Downs der Erektionsfähigkeit, sondern auch mit den sich darum rankenden Histörchen aus Medizinhistorie und den schönen Künsten. Und wusste anlässlich einer Pressekonferenz erbaulich davon zu berichten.
Seit der späten Steinzeit gibt es Phallus-Darstellungen, natürlich in freudig aufgestellten Zustand. Im antiken Griechenland wiederum dienten nicht nur Knaben dem allgemein akzeptierten homoerotischen Vergnügen. Aufgerichtete Glieder aus Stein, nach dem Götterboten Hermes "Hermen" genannt, dienten als Wegweiser - ob ins nächste Schlafgemach, ist leider nicht überliefert. Wild trieben's bekanntlich auch die Römer. So sind auf den pompejanischen Wandmalereien häufig Darstellungen von Priapos, dem Gott der Fruchtbarkeit, zu finden - mit überdimensional großer Erektion. Es gehörte mitunter auch zum guten Ton, einen kleinen Hausaltar zu haben, der diesem Lustgott gewidmet war. "Beim Priapos!" war denn auch ein geflügelter Satz - vielleicht besonders dienlich als Stoßseufzer bei Fertilitätsstörungen oder einer gewissen penilen Schwäche des Hausherrn.
Was sich im Penis selber zu tun hat, damit er seine Sexualfunktion erfüllen kann, wurde erst mit der Renaissance und Leonardo da Vinci langsam seiner Geheimnisse beraubt. Der Delfter Anatom Regnier de Graaf konnte dann erstmals um 1670 den einer Erektion zugrunde liegenden Mechanismus an einer Leiche demonstrieren. Delfter Kacheln waren denn auch sicher besonders dienlich, um dessen Härte angemessen einstufen zu können. Um die 200 Jahre später stand der erste Penis dann sozusagen unter Strom: Damals hat der Giessener Physiologe Conrad Eckhard im Tierexperiment mittels elektrischer Stimulation der Penisnerven eine Erektion zustande gebracht. Ging es um die Beseitigung von Erektionsstörungen (oder vielleicht auch nur um dem Wunsch nach ständig bereiter Manneskraft) war Italien Vorreiter beim Griff an die Hose und danach zum Messer: 1873 sollte mittels Verödung der auf dem Penisrücken verlaufenden Dorsalvene ein dauerhafter Blutstau (aua, das nennt man eigentlich Priapismus!) erzielt werden. Erste Penisimplantate aus Knorpel, nicht Knochen, hat sich der Russe Nikolaj Bogoras zwischen 1936 und 1948 ausgedacht. Ihren Höhepunkt - wo auch immer - hatte dieses ersatzweise Einsetzen 1973 mit dem ersten hydraulischen Penisimplantat.
Doch nicht nur Technik, auch Pillen und Pülverchen sollten schwindender Manneskraft wieder auf die Beine helfen. Je nach Verfügbarkeit werden bis heute Tigerhodensuppe, Haifischflossen, SEEGURKEN und getrockneter, pulverisierter Robbenpenis geschluckt. In Europa versuchte man lange Zeit, mittels hochgiftigem Cantharidin ("spanische Fliege") dafür zu sorgen, dass die Schlaffheit im Gemächt die Fliege macht. Zwar fördert dieses Nervengift in der Tat die Durchblutung, es beförderte jedoch mitunter auch ins Jenseits. Dienigen, die den Hals nicht voll bekommen können und zu viel davon eingenommen hatten.
Auch pflanzliche "Potenzmittel" sollten den schwächelnden Gewächsen neuen Aufschwung geben. Teilweise unter dem Label" Hexenkraut" bekannt, wurden Stechapfel, Bilsenkraut, Alraune oder das aphrodisierende Yohimbin eingesetzt. Ob erfolgreich oder nicht sei dahingestellt, denn so manche Hexe wurde ja bekanntlich aus welchem Grund auch immer aus dem Verkehr gezogen. Und einer der Gründe könnte ja.......
Mit dem medizinischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte konnte die Pharmakotherapie schließlich wirklich erfolgreiche Mittel und Wege anbieten. Und damit nicht nur Flora und Fauna vorm Aussterben, sondern auch die Anwender vor tödlicher Malaise schützen. Eine Methode ist beispielsweise die SKAT-Injektionstherapie, bei der gefäßerweiterndes Prostaglandin direkt in den Penis gespritzt wird, der sich denn nach dem Pieks einsatzfähig aufrichten kann. Noch einfacher wurde es mit der ED-Therapie, seit es Sildenafil (Viagra®) gibt. Diese Substanz hemmt den Abbau des Enzyms PDE5, der für die Weitstellung der Blutgefäße notwendig ist. Damit normalisiert sich bei sexueller Stimulation der Blutfluss in den Penis und es kommt zur Erektion. Inzwischen hat Sildenafil seinen 5. Geburtstag feiern können. Und alle zufriedenen Anwender - schätzungsweise über 20 Millionen Männer rund um den Globus - meinen dazu ganz sicher: Hoch soll er, pardon: es leben!