Schöner Beitrag Bandito (und endlich auch mal ein Text, der lesbar ist...)
Wir waren insgesamt zu fünft vor Ort (2 Autos). Ich persönlich sehe das Ganze zwar nicht ganz so schwarz, weil wir trotz allem noch ziemlich viel Spaß hatten, trotzdem hatte das Erlebnis einen deutlich bitteren Nachgeschmack, der uns überlegen lässt, ob wir nächstes Jahr wieder dabei sind.
Wir waren gegen 3 Uhr aus Hamburg raus, nachdem wir einen Kumpel dort am Bahnhof abgeholt hatten und wähnten uns bereits in voller Fahrt nach Wacken, als uns die Staukeule ereilte. Was dann folgte war Informationschaos pur, denn obwohl wir zuhause Leute mit I-Net-Zugang hatten, war lediglich zu erfahren, dass man vermutlich nicht am Zelt parken können würde. Für uns war das schon ein ziemlicher Stimmungskiller, aber wir versuchten zusammen mit den anderen Festsitzenden auf Optimismus zu machen. Schlimm zu sehen war zu diesem Zeitpunkt jedoch, was auf der Autobahn abging und Leute rückwärts auf der Standspur entlang fuhren, teilweise wendeten und in die falsche Richtung fuhren! Das es dabei zu keinem (mir bekannten) Crash kam, kommt wohl einem Wunder gleich.
Dass es gegen 22.00 Uhr doch noch weiterging, war wohl eher der Polizei, als der Wacken.-Orga zu verdanken - so der einhellige Tenor unserer Gruppe. Diese wollte einfach die Autobahn frei haben und sperrte die Ausfahrt (Es war wohl nur eine Frage der zeit, bis sich doch mal einer zu weit in die falsche Richtung lehnt oder besoffen über die Leitplanke klettert ...). Wir hatten danach zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, das noch irgendetwas geordnet ablief. Vielmehr war es dem Zufall geschuldet, das wir auf einer unvorbereiteten Wiese, irgendwo in der Nähe von P (darüber) landeten und spontan beschlossen, dort zu parken und unsere Zelte aufzubauen. Wer weiß, wohin es uns sonst verschlagen hätte, in der Dunkelheit? Wie wenig dieses Areal für Besucher vorgesehen war, merkten wir am nächsten Tag: keine Dixies, kein Licht - einfach nix! Wir als Männer können damit halbwegs umgehen, was aber mit den Frauen ist, kann sich jeder denken. Das wir am Arsch der Welt ca, 25 Minuten bis zum Festivalgelände brauchten - geschenkt. Aber das man es in den 3 Tagen nicht schaffte, auch nur annähernd auf die Lage zu reagieren - peinlich! Auch die spontane "Herrichtung" von Maisfeldern zum Campen zeigt, wie verzweifelt man versuchte der Massen an Campern Herr zu werden und es wohl nur mit Mühe und Not schaffte.
Man könnte jetzt lange drüber schwadronieren, dass das Wetter daran Schuld war und gewisse Zugeständnisse räumen wir deshalb auch ein. Aber das organisatorische Desaster war augenscheinlich. Auch uns ist aufgefallen, dass immer mehr Deppen und rücksichtslose Vollidioten nach Wacken fahren. Leute, die tagelang in ihrem Müll sitzen, abends alles Mögliche in Brand stecken und auch noch stolz darauf sind, ihre eigenen Zelte/Autos anzupissen. Das hat mit Partys nix mehr zu tun. Übrigens fragten wir einen der Feuerwehrleute was mir machen sollten, falls unsere tollen Nachbarn - wie angekündigt - ihre Couch in Brand stecken: Essenz: Nix, da kann man nicht viel machen. Super!
Wir haben uns außerdem den Spaß gemacht und uns zwei Mal für ne Stunde in den Biergarten zu setzen - was man da an enthemmten, besinnungslosen Volltrotteln sieht, passt jedenfalls bei mir und meinen Begleitern nicht in das Bild einer tollen Party! Man fragt sich, weshalb die Leute überhaupt nach Wacken fahren. Unsere Nachbarn aus dem schönen Emsland saßen 90% der Zeit nur saufend am Zelt und waren mehr oder weniger unzurechnungsfähig. Hallo? Gehts noch? Allerdings gibt es auch immer noch die netten Leute von nebenan, die uns am Sonntag spontan Starthilfe gaben. Danke nochmals dafür!
Uns gehts in erster Linie um die Musik, und die stimmte auch größtenteils - da kann man sich wirklich nicht beschweren. Allerdings war es bei den Massen kaum möglich, die größeren Acts zu genießen. Standen wir vor 4 Jahren bei In Flames noch locker zwischen Mix-Turm und Bühne, waren wir diesmal schon über einen Platz etwa 40 Meter hinter dem Turm zufrieden - und da war es schon dicht gedrängt. Ich möchte nicht wissen, was da bei einer Panik oder Feuer passiert! Da sind Todesopfer wohl vorprogrammiert. Katastrophal war der viel zu enge Durchgang zur Party Stage. Man hatte das Gefühl, dieses Areal wurde nur so erschaffen, um noch mehr Zuschauer zulassen zu dürfen und mehr Stände aufbauen zu können. Stichwort Verkaufen: Warum steht der doofe T-Shirt-Stand mitten im Weg nach dem Eingang und verursacht ein schlimmes Nadelöhr? Wieso sind wieder alle Festival-Shirts viel zu schnell ausverkauft?
Es gibt viele weitere Fragen, die man stellen könnte: Wieso nutzten viele Bands ihre Spielzeit in diesem Jahr nicht voll aus? Warum werden wir mit der nervigen Werbung vollgedröhnt und wird der Kommerz mit sinnlosen Aktionen (WAP-Abzocke, Pokern, lächerliche Festivalzeitung usw.) auf die Spitze getrieben, aber man erfährt lediglich über eine lächerliche Laufschrift von der Umlegung der Spielzeit einer Band? Schön wäre es auch mal an die Leute zu denken, die mit der Sonne nicht so gut zurechtkommen. Wenn es anfängt vom Himmel zu brennen, gibt es fast nirgendwo Schutz. Ich würde mir wünschen, dass man da ein paar große Schirme aufstellt, von mir aus auch am Rand und weiter hinten, Hauptsache man findet Schatten - wenn man will.
So, man könnte noch viel mehr schreiben, aber hiermit soll es erstmal genug sein und es war ja wirklich nicht alles so schlecht. Die vielen Schwachpunkte aber damit schönzureden, dass Metal doch nix für Weicheier ist und man nicht auf einer 5-Sterne-Kreuzfahrt befindet, hat nichts mit Coolheit, sondern Dummheit zu tun. Danke fürs "zuhören"
Gruß aus Berlin