Nevermore (USA) "This godless Endeavor" CD
Nevermore - This godless Endeavor CD
Grundbewertung des Werkes:
perfekt - ein absolutes Meisterwerk!!!
Kaufwertung für Euch:
Kauf den zukünftigen Klassiker!!!
Label: Century Media
Veröffentlichung: 2005
Spieldauer: 57:16
Musikstil: Heavy/Power Metal
Homepage:
http://www.nevermore.tv
Leserwertung
10 von 10 Punkten
Welche Band ist heutzutage noch in der Lage, neue Maßstäbe zu setzen? Skalen zu erweitern? Altbekanntes neu zu definieren? Einfach einen Schritt weiter zu gehen? Berechtigte Frage, meine ich. Nevermore ist so eine Band. Ich habe keine Ahnung, wohin diese Jungs aus Seattle eigentlich noch gehen wollen. Fakt ist: Immer dann, wenn man meint, sie haben endlich ein perfektes Album abgeliefert, gehen sie einen Schritt weiter. „Enemies of reality“ war ein gutes Produkt, konnte mich aber in der letzten Konsequenz nicht überzeugen. Mittlerweile wissen wir alle, warum das so war. Die Produktion war mies. Seit der Neuauflage dieses Jahr in der überarbeiteten Version von Studiohexer Andy Sneap wissen wir, dass auch das fünfte Langeisen von Nevermore ein Klassiker ist. Übrigens stellt diese Aktion ein gutes Beispiel für die Tatsache dar, dass auch im digitalen Zeitalter, wo scheinbar jeder Depp ein Album abmischen kann, für wirklich große Werke Fachmänner gebraucht werden. Wie dem auch sei: Nevermore hauen nun den Nachfolger unters Volk. „This godless endeavor“ heißt der Silberling und übertrifft – um es kurz zu sagen – meine Erwartungen um Lichtjahre.
Bringen wir es auf den Punkt: Das Album hat weder die Intensität von „Dead heart in a dead world“ noch die Komplexität von „Enemies of reality“. Vielmehr wird der Mittelweg gewählt, und dieser erweist sich als goldener Pfad in den Rock Olymp. Nevermore kommen meiner Vorstellung eines perfekten Metal Albums mit diesem Release verdammt nahe. Jeff Loomis spielt wie ein Gott. Ihm steht diesmal mit Steve Smyth (ex-Testament / Dragonlord) ein weiterer Ausnahmekönner zur Seite. Jim Sheppard und Van Williams entwickeln in der Rhythmussektion eine Energie, die dem Hörer schlichtweg die Luft nimmt. Und Warrel Dane befindet sich in der Form seines Lebens. Das Songwriting entdeckt einen idealen Kompromiss zwischen Aggression, Melancholie, musikalischem Anspruch und Eingängigkeit. Allein der Opener „Born“ belegt dies mühelos: ein megaaggressiver Thrash Metal Knaller, dessen Riffing zum besten gehört, was ich die letzten fünf Jahre gehört habe und das einen hammermäßigen Refrain transportiert, der sich gnadenlos im Ohr festkrallt. Die Leadgitarren schießen mit ihren Wahnsinnsläufen so ganz nebenbei jeden Sechssaitenfetischisten ins seelige Nirvana. Das folgende „Final product“ lässt nicht locker. Forciert treibend verlangt es dem Hörer das letzte ab. Und der geniale Chorus ist einfach nur geil. In vier Minuten und einer halben demonstrieren Nevermore eindrucksvoll, wie man harte und zugleich melancholische Melodien in die willigen Schädel der Metal Gemeinde hämmern kann. „My acid words“ bietet keine Gelegenheit zum Luftholen. Erneut knallen einem Teufelsriffs um die Ohren, erneut kann man ob der grandiosen Gesangsleistung von Warrel Dane nur beeindruckt staunen. Und erneut demonstrieren Bass und Schlagzeug eine Präzision, wie man sie sonst wohl nur noch bei Slayer oder Kreator findet. Fantastisch. „Bittersweet feast“ beginnt bedächtig. Und zugleich bedrohlich. Spätestens jetzt ist auch der erfahrenste Musikkritiker sprachlos. Wie kann man derart komplexe Musik mit solch eingängigen Melodieführungen verbinden? Was zur Hölle treibt Van Williams da auf seinem Schlagzeug? Gottgleich. Mit „Sentinent 6“ kommt endlich die Zeit für die Nevermore typischen ruhigeren Klänge. Klavierspiel und grandiose Gesangsführung, geniale Lyrics und die herzzerreißende Stimme von Warrel Dane heben diesen Song mindestens auf die gleiche Stufe wie „The heart collector“. „Medicated nation“ beginnt schwach, wird jedoch von einer gigantischen Bridge nach vorn gepeitscht. Leider ist der Refrain ziemlich banal. Sollte es auf diesem Album einen Ausfall geben, ist es wohl dieser Song. Who cares? Das folgende „The holocaust of thought“ ist ein kurzes Zwischenspiel für die Ewigkeit. Es beginnt mit einer fragilen Bass / Drum Kombination, die mühelos ein überragendes Gitarrensolo trägt. Bei „Sell my heart for stones“ setzt Warrel Dane mit einem Gesangspart ein, der zu dem besten zählt, was ich von diesem Mann je gehört habe. Dazu kommt ein Refrain, wie ihn nur Nevermore schreiben können. Mein Anspieltipp, einfach nur „boah ey“!!! Ganz plötzlich bricht der Song aus und plättet Dich nur noch. Habe ich ein paar Zeilen weiter oben geschrieben, dass „This godless endeavor“ nicht die Intensität von „Dead heart in a dead world“ hat? Ich habe gelogen.
Mein Gott, bin ich gerade ergriffen. Und was tun Nevermore? Prügeln mir mit „The psalm of Lydia“ ein paar fette Riffs im Dream Theater Style rein. Dennoch, oder vielleicht deswegen, kann mich dieser Song nicht so recht begeistern. Zum Glück, ist eh Zeit, mal zum Kühlschrank zu gehen und ein Herrenhäuser zu holen. Ausfall Nummer zwei. Ausfall? Es wären wohl die meisten anderen Bands ziemlich froh, wenn sie solch einen Song schreiben oder auch nur spielen könnten. Und kaum bin ich mit meinem Bier zurück zur Stereo Anlage, gibt es ein saucooles orientalisches Break, dem eines der besten Gitarrenduelle folgt, die ich seit vielen Jahren gehört habe. Ok, war wohl doch kein Ausfall. Als nächstes sehen wir uns mit „A future uncertain“ konfrontiert. Mmh, so langsam fehlen mir die Worte. „Göttlich“ habe ich schon benutzt, oder? Dieses Stück ist ein weiterer Überhammer und mein Anspieltipp für die Leute, die mehr auf die härtete Seite dieser Band stehen. Ich frage mich so langsam, wo ich noch hinhören soll. Egal, ob sich gerade der Bass, das Schlagzeug, die Gitarren oder der Gesang meldet: jeder Ton ist genau so, wie er sein sollte. Jeder Beat schüttelt Dein Hirn durch. Jede Melodie besitzt eine Dauerkarte in Deiner Gehörtribüne und lässt nicht mehr los. Fast wäre schon der ideale Abschluss eingespielt. Ein Song in bester Nevermore Manier, dessen gefühlvoller Beginn in eine melancholische Strophe mündet, um in einem grandiosen Refrain zu gipfeln. Metal in Perfektion. Der Titelsong fasst jedoch mühelos noch einmal alles zusammen, was uns bisher die Kinnlade auf den Bierbauch gezogen hat. Grand Finale!
Was soll ich sagen? In meinem vierten Jahr als Metalglory Redakteur ziehe ich zum vierten Mal die Höchstnote. Und das mit einem ruhigen Gewissen. Communic sind gut? Von mir aus. Aber hier spielt die richtige Musik. Hier spielen die wahren Meister. Nevermore sprengen mit „This godless endeavor“ Grenzen, die andere Bands bisher niemals erreicht haben. Der Band ist es gelungen, die herausragenden Elemente ihrer zurückliegenden Alben auf „This godless endeavor“ zu vereinigen. Alles andere als die Höchstnote wäre ein Witz. Wenn Genie und Wahnsinn wirklich nahe beieinander liegen, möchte ich dieser Band lieber nicht persönlich begegnen. Es könnte lebensgefährlich sein. Ohne wenn und aber:
10.0 Punkte von Christian (am 18.07.2005)
"Animier"