"Piano Man" ist wieder daheim
Der mysteriöse, stumme Piano-Mann, der Anfang April an der britischen Kanalküste aufgegriffen wurde, ist ein 20-jähriger Bayer.
Er habe die Ärzte und die Pfleger der Klinik, in der er behandelt wurde, monatelang getäuscht, berichtet das Boulevardblatt "Daily Mirror": Jetzt habe er gestanden, seinen Gedächtnisverlust und sein angeblich posttraumatisches Verhalten nur gespielt zu haben.
Nach Bayern zurückgekehrt
Bereits am Samstag soll der 20-Jährige, dessen Name der Öffentlichkeit nach wie vor nicht bekannt ist, zu seiner Familie nach Deutschland geflogen sein. Ein Sprecher des deutschen Auswärtigen Amts, der allerdings anonym bleiben wollte, bestätigte das gegenüber der Nachrichtenagentur AP.
Die britischen Gesundheitsbehörden erklärten am Montag, dass sich der "Piano Man" nicht mehr in ihrer Obhut befinde. Weitere Details gaben sie unter Berufung auf die ärztliche Schweigepflicht nicht bekannt.
Kein Klaviervirtuose
Der in triefend nasser Kleidung und ohne Ausweispapiere aufgefundene Mann antwortete von Anfang an auf alle Fragen nur mit der Zeichnung eines Klaviers. Daraus wurden Vermutungen abgeleitet, dass es sich um einen Pianisten handeln könnte, der einen Nervenzusammenbruch hatte und sich an nichts mehr erinnerte.
Zudem machten Berichte die Runde, dass er ausgezeichnet klassische Musik spielen könne. In der Klinik Little Brook in Dartford (Kent) bestätigte sich das jedoch nicht. "Jetzt heißt es, dass er in der Klinikkapelle ständig nur auf einer Taste herumklopfte", schildert der "Daily Mirror".
Lust aufs Reden
"Eine Krankenschwester ging am Freitag in sein Zimmer und sagte: 'Werden Sie heute zu uns sprechen?' Er antwortete einfach: 'Ja, ich glaube, das werde ich'", zitiert das Blatt einen "Insider" des Krankenhauses.
"Mit geistig Behinderten gearbeitet"
"Er hat uns alles über seine Familie in Deutschland erzählt. Sein Vater besitzt einen Bauernhof, und er hat zwei Schwestern. Er sagte auch, dass er homosexuell sei", so die Quelle weiter.
"Wir haben herausgefunden, dass er früher mit geistig Behinderten gearbeitet hat und deren Verhaltensweisen nachspielte. Er hat uns alle an der Nase herumgeführt, zwei sehr erfahrene Chefärzte inklusive."
Selbstmord geplant
Er habe nach seinem jetzigen Bekenntnis bei einer Befragung das Klavier gezeichnet, weil das der erste Gegenstand war, der ihm in den Sinn kam.
Über seinen Fund in durchnässten Kleidern am Strand sagte der Mann laut "Daily Mirror", dass er seinen Arbeitsplatz in Paris verloren habe und mit dem Eurostar-Zug nach Großbritannien gefahren sei. Dort habe er Selbstmord begehen wollen.
Droht Klage?
Die britischen Gesundheitsbehörden, die viel Geld für seine Betreuung ausgegeben hätten, wollten ihn jetzt auf Entschädigung klagen, heißt es im "Daily Mirror".