Fleischhauer hat ja teilweise Recht, und wer ein wenig die Augen aufmacht, weiß auch, dass Antisemitismus nichts mit links oder rechts zu tun haben muss. Ich finde es allerdings haarsträubend, welche Schlüsse und Implikationen Fleischhauers Formulierungen beinhalten:
Wirklich. Gab es also keinerlei Anschläge auf Juden, Angehörige weiterer ethnischer Minderheiten und Andersdenkenden von Rechtsradikalen? Keine Anfeindungen, keine Verprügelungen, keine Menschenjagden, nichts?
Oder gab es einfach nur nichts, was medienwirksam publik gemacht wurde?
Tja, es gibt durchaus Stimmen, die Kraushaars Versionen anzweifeln. Es ist zwar nicht von der Hand zu weisen, dass Antisemitismus und linker Terrorismus zusammenhingen. Sämtliche betitelten Anschläge aber lassen sich eben nicht eindeutig der radikalen Linken zuordnen, hier fischt Kraushaar im Trüben und zieht eigene Schlüsse. Sowohl was den Anschlag in Berlin, als auch den in München angeht, plappert Fleischhauer den umstrittenen Autor nach und stellt seine Ergebnisse als Tatsache hin.
Und was heißt das jetzt? Sollte man die radikalen Linken in einem anderen Licht betrachten? Wird die Gefährlichkeit der radikalen Rechten im Vergleich zur Linken relativiert? Fleischhauer scheint ein brennender Anhänger der zur Zeit ach so beliebten Extremismustheorie zu sein.
Ich würde nicht so weit gehen und sagen, Kraushaar wolle vom Rechtsextremismus ablenken, wie andere das tun. Es hat halt jeder sein Steckenpferd. Man darf daraus aber keine Schlüsse für die Gegenwart ziehen!
Keine Frage: Gewalttaten sind Scheisse. Autos anzünden ist Scheisse. Außer Frage steht jedoch, dass die Gefährlichkeit und die Qualität der Gewaltbereitschaft bei radikal Linken und Rechten im Hier und Jetzt weit auseinandergehen. Kraushaars Buch ist, was es ist: ein geschichtliches Werk.