Lob:
- Für die Idee an sich, ein ganzes Dorf ein riesen Festival mit fast immer und überall guter Stimmung machen zu lassen, und das ganze bis auf ein paar kleine Details und einige Todsünden wirklich top zu organisieren. Metal Hauptstrasse, Metal Freibad, Metal Wackener überall, das ist einfach geil
- ALLE Crewleute und Eingeborenen die ich getroffen habe, waren viel entspannter und freundlicher als ich es von so einem Riesending je erwartet hätte, das hat sogar Security-Typen angesteckt, denen normalerweise "Allmächtiges Großes Arschloch" ins Programmbuch geschrieben steht
- Essen war großteils sehr gut, obwohl ich den Eindruck hatte, daß man im Infield eher nix kaufen sollte.
- Die Preise für Essen, Trinken und Merch waren voll fair
- An- und Abreise fand ich gut gemacht, kommt aber immer ganz drauf an wie schlau der einzelne Gast sich anstellt
- Publikum war in Ordnung, für mich ein Hauptgrund, überhaupt auf Festivals zu fahren. Hippies, HipHopper, Dummschwätzer, Softrocker etc. waren jedenfalls wenige da. Noch
Aber, wehe wenn sie losgelassen. Ich glaube, darauf könnten sogar die meisten Wackener verzichten.
- Wenig Sturzbesoffene, das dünne Becks hat hier echte Vorteile (obwohl ich es eigentlich nicht als Bier bezeichnen würde)
- Ohne den ganzen Schlamm hätte ich das ganze nur halb so lustig gefunden. Danke Wettergott, und danke Wacken Macher, dass ihr das ganze ordentlich durchgezogen und nicht die Abenteuerstimmung mit übertriebenem Einsatz von Rindenmulch und Planierraupen zerstört habt
Tadel:
- Die Orientierung auf dem Campground war aufgrund der sehr spärlichen Ausflaggung sogar am Tage nur schwer möglich, nachts und ohne Vollsuff so gut wie garnicht. Scheisse für alle, die das erste mal auf Wacken sind, und nicht wissen dass man sich nur an den beleuchteten Fressständen und den WOA Ballons orientieren kann. Wen man sich die nicht auf dem Hinweg schon merkt (und wo genau man an welcher 5-fach-Kreuzung abbiegen muss), hat man schnell Schwierigkeiten. Warum macht man tolle Pläne mit Straßennamen, wenn auf dem Gelände kein einziger davon ausgeschildert ist, warum macht man hier und da Info-Points ohne einen einzigen Hinweis, wo auf der Karte man sich gerade befindet, warum kriegt nicht jeder Campground einen Lichtballon oder warum nicht wenigstens Wegweiser an den Kreuzungen? Sollen die Leute vielleicht extra viele Meilen auf dem Gelände machen, damit sie mehr Durst haben oder was? Oder gibts da nen deal mit Apple, damit man nur noch mit Smartphone klar kommt? Diese winzigen Buchstabenflaggen, gerade mal 5 Meter hoch, sieht man bei Tage vielleicht 50 m weit, nachts gar nicht mehr. Ziemlicher Bullshit, das ganze.
- Diebesbanden auf dem Festival, ein echter Stimmungskiller, dauernd und bei jeder Gelegenheit muss man seinen Kram wegsperren, und irgendwann traut man dann seinen eigenen Nachbarn nicht mehr. Die Polizeistatistik labert etwas von 200 Diebstählen, da glaube ich eher an die Wiederauferstehung von Elvis. Allein bei uns im Camp S wurden im Umkreis von 50 m am ersten Abend wenigstens 5 nächtliche Diebstähle von Banden begangen. Zelt auf, Autoschlüssel raus, Karre leergeräumt, Schlüssel und Geldbeutel irgendwo anders hingeschmissen. Und das ging auf dem gesamten Gelände so, möchte ich wetten. Der Veranstalter sollte dieses Problem nicht auf die leichte Schulter nehmen, weil hier der Weg zur Selbstjustiz für die meisten sehr kurz sein dürfte. Von mir aus kann gerne jeder durstige Metalhead ein zwei Dosen aus meinem Camp klauen, aber hier organisierte Banden rumrennen zu lassen, die nicht mal wissen wie man Metal schreibt, gibt irgendwann Tote. Lasst die Diebe im eigenen Interesse wissen, daß dieses Gelände für sie nicht mehr sicher ist, dass sie besser woanders klauen gehen sollen. Die Leute haben die Schnauze voll davon, und niemand mit dem ich darüber gesprochen habe, hätte einen ausgerenkten Arm oder eine gebrochene Nase als zu krasse Strafe empfunden. Falls das W:O:A aber langfristig sowieso zu einem Idiotenfestival umgestaltet werden sollte, und die Banden nur mal vorweg zum Üben da waren, solls mir recht sein
- Scorpions
Wenn gestandenen Metalheads, die sich gerne mal akkurat von Machine Head die Gesichtsfalten wegbügeln lassen, auf einmal der Angstschweiss auf der Stirn steht, überall auf dem Infield nur noch Spackensprüche zu hören sind, und sogar das Bier nicht mehr schmecken will, läuft definitiv was verkehrt. Da wird innerhalb kürzester Zeit die das ganze Jahr vorgefreute Festivalstimmung kaputt gespielt. Aber vielleicht muss das so sein, daß man für jeden Tag im Himmel acht Stunden in der Hölle bekommt. Boss Hoss ok, Volbeat und Kindermetal von mir aus auch noch, aber sowas geht auf einem headliner slot m.E. gar nicht. Sogar das für nachmittag angesagte Gewitter hat sich seinen Zorn noch ein paar Stunden aufgehoben. Ob das wirklich so sein muss?
- Bändchen- und Bagausgabe an nur einer Stelle sind sehr unpraktisch, wenn man den ganzen Kram erstmal zum Camp bringen oder mit sich rumschleppen muss. Geht wegen dem Scannersystem aber wohl nur so. Aber dann könnte ich ja gleich mein Original auf den Kopierer legen und einrahmen, und die Kopie mit aufs Festival. Warum macht man dann überhaupt noch das ganze Ticket voll mit allen möglichen Sicherheitsmerkmalen? Hosenträger mit Gürtel hält besser? Vorschlage: Einen extra Abriss am Ticket, mit dem man an den Shops auf dem Campground seinen Bag erstehen kann. Oder gleich beim Einchecken mit dem Auto (wie auf Summer Breeze z.B.)
Also, ich für meinen Teil weiss, worauf ich das nächste mal aufpassen muss, und bei entsprechendem line up werde ich auf alle Fälle wieder kommen, und außerdem: Ich wüsste wirklich gerne, was zum Teufel da hinter den Kulissen eigentlich abgeht