Und die Erde kann keine Kugel sein, da würde man ja auf der andern Seite herunterfallen!
Kann das sein, dass du mich komplett missverstanden hast?
Ich kann sehr wohl zwischen lokal auftretenden Unwettern und stabilen Großwetterlagen unterscheiden.
Ich bin Handwerker und lebe zum großen Teil davon, dass ich Situationen betrachte, beobachte, Probleme erkenne (auch vorausschauend), anaysiere, Lösungen erarbeite und entsprechend handle. In knapp 40 Jahren Berufserfahrung hatte ich bisher nur einen Fall, bei dem ich eine Anlage für 2 Tage (Lieferzeit des Ersatzteils) aus Sicherheitsgründen still legen musste.
Und ich bin ein Landei, das seit 56 Jahren mit dem Wetter bzw dessen Folgen leben und arbeiten muss.
Am Donnerstag hatten wir hier (nordöstlicher Großraum Stuttgart) nach einem schwülen Tag ein kurzes 30-Minuten-Unwetter mit allem drum und dran. Entwurzelte und abgeknickte Bäume, Ziegelwettflug, 1 toter Hund (Herrchen steckte auf wundersame Weise zwischen den Ästen fest) überflutete Unterführungen, geschrottete Autos, etc. Wo genau und wie heftig das Wetter zu welcher Zeit toben würde, kann in diesem Fall kein Wettermodell, keine KI und kein Meteorologe prognostizieren. Im Nachbarort (Luftlinie 5 km) gab es einen heftigen Schauer... mehr nicht. Vor der Möglichkeit (!) dieses Extremwetters in Baden-Württemberg wurde aber schon am Dienstag gewarnt! Aber!... Wenn zwei Luftmassen kollidieren, kann es keine zuverlässige Vorhersage geben. Seit gestern Abend werden für Südbayern und die Bodenseeregion Unwetter mit Starkregen als sehr wahrscheinlich angesehen. Ob, wo, was genau und wann tobt und runter kommt... DAS wäre dann deine Kaffeesatzleserei.
Wenn aber selbst für einen interessierten Laien wie mich über Wochen anhand der Radarbilder sichtbat ist, dass da über 3 Wochen asu nordwest immer mehr Regenwolken sehr schnell nachströmen und sich die Wolken so ca 150...200 km vor der Westküste Schleswig-Holsteins deutlich verlangsamen, verdichten und das Wasser größtenteils noch drin bleibt (aus den Schiffsmeldungen bekannt), müssen alle Alarmglocken klingeln. Der Wolkenstau hatte 1 Woche vor Start ungefähr die Größe SHs und traf gerade langsam auf Land... The best is yet to come! Die Wetterprofis nennen so etwas 'Trend', und da interessieren einzelne Löcher in den Wolken nicht mehr. Und die schlussendlichen Regenmengen plus/minus 20% auch nicht. Stundenvorhersagen sind ohnehin irrelevant. Auch ein Tag hin oder her... pfrrrt... Da braucht man nicht mehr vom Balkon aus beobachten und sich fragen, ob das Wetter jetzt reinkommt oder kurz vor der Küste in Richtung Holland abbiegt!
Und ich will auch nicht das gesamte Gelände zupflastern. Dass einzelne 'topfebene' Campgrounds wegen des vorhandenen Wasserstandes vorsorglich gesperrt wurden, war nur folgerichtig! Ersatzflächen waren zwar im Gespräch, konnten aber kurzfristig wegen undefinierter Rettungswege nicht freigegeben werden.
Das Sumpfloch auf dem Weg zur Bushaltestelle auffüllen zu wollen, wäre ebenfalls unsinnig gewesen, eine Umleitung für die Fußgänger ist ja problemlos realisiert worden und hat sich auch schnell herumgesprochen. Wer trotzdem da durch wollte... OK, nicht mein Problem, zum Glück ist da außer Gummistiefelverlusten nichts passiert.
Das Hauptproblem waren die unpassierbaren Rettungswege! Diese führten an den jeweiligen Campgroundparzellen durch jeweils eine einzige Zufahrt, die häufig durch eine kleine Senke oder Kuhle führt und von den Besucherfahrzeugen innehalb kürzester Zeit in Schlammtümpel verwandelt wurden.
Ich muss etwas abschweifen, um diese Beobachtung besser zu erklären:
Meiner Einer kam noch gut drauf (Montag, ca 18:15 Uhr, ziemlich Letzter auf Ground U, direkt am Kirchenweg zwischen Holstenniendorf und Bokelrehm an der Abzweigung zum Festivalgelände), hätte aber nicht so gut geklappt, wenn ich die Anweisungen befolgt hätte. "Mit Schwung!" ... OK... 300° bei vollem Lenkeinschlag auf einer vorgematschten Straße und durch das Schlammloch mit undefinierbarer Tiefe Namens Einfahrt??? "OK, aber nur, wenn du mich dann von der Böschung schiebst!"
Kurzes Rangiermanöver unter Protest des Stewards, und dann mit Bugwelle (!) seitlich schräg durch! "NICH STEHNBLEIM!" (manche Fahrer müssen sich schon saudumm angestellt haben...) kurz nach der Einnahme der zugewiesenen Position wurde ich gefragt, ob ich mein Auto noch 1 Meter seitlich umsetzen könne, damit der Rettungsweg besser frei würde. "Ower nur, wenn'te dat schaffs!" Meine mitgebrachten Schneeketten brauchte ich dazu nicht aufziehen.
Ich bezweifle aber, dass irgendwelche Retter oder Sanitäter vor Donnerstag mit ihren drolligen Allradscootern durch das Matschloch hätten einfahren können!
Am Dienstag und Mittwoch konnte ich beobachten wie eine Einfahrt der C-Grounds als Notmaßnahme mit mehreren Ladungen Kies eingeebnet wurde. Wohlgemerkt: NUR die Einfahrt! Mit Kies! der Rest des Grounds war leicht ansteigend und mit etwas Gefühl gut befahrbar... "NICH STEHNBLEIM!"
In diese Kuhle hätte man vorher vorsorglich Hackschnitzel einbringen können, da kann Gras drüber wachsen, der Kies wurde bzw wird noch nach meinen Informationen wieder abgebaggert
Und... war das nicht 2015, als in ganz SH, Nord-NDS und Nordschleswig (DK) die Hackschnitzel ausverkauft waren?
Über die Hackschnitzelfüllung hat sich keiner der Bauern beschwert.
An dieser Stelle auch noch mal meinen herzlichen Dank an die Bauern, die ihre Äcker und Wiesen zur Verfügung stellen, damit wir alle zusammen feiern können!
Die Problemstellen waren nicht flächendeckend, sondern punktuell über die Fläche verteilt. Eine Ausnahme war über den Bokelrehmer Weg, wo die Autos einzeln auf das Gelände geschleppt wurden (wohin eigentlich? DORT hätte ich nicht campen wollen.) Wenig hätte viel gebracht und wäre wahrscheinlich (und das ist jetzt mal wirklich eine Mutmaßung) deutlich weniger gekostet, als die Notmaßnahmen und die Einnahmeausfälle durch den Ticket Refund.
Sorry, dass ich einen halben Roman geschrieben habe, normalerweise fasse ich mich lieber kurz und knackig.