Vielleicht liegt es an meiner Wahrnehmung, aber ich gehöre nun auch nicht zu den Jungmetallern, ich habe noch das Majesty-Album als LP im Schrank...aber ich kann dir ganz sicher sagen, dass nahezu durchgehend der gesamte Metallerkreis in meiner Umgebung nach A night in the opera angefangen hat sich gedanklich von BG zu verabschieden und ich kenne eigentlich kaum noch jemanden, der BG als einen bedeutsamen Act wahrnimmt, eher als interessantes Relikt vergangener Tage. Ich erinnere mich noch, dass BG-Album quasi eine Sensation waren, mittlerweile sind sie auch im Metalhammer oder anderen Publikationen nur noch ein Album neben anderen...aber das ist wohl das Schicksal vieler Bands, die böse formuliert eigentlich nur noch Coverbands ihrer glorreichen Vergangenheit sind. Das ist bei Maiden so (ganz ehrlich, wer würde auch nur ein Stück der jüngeren Alben einem Hallowed thy Name vorziehen?), das gilt ganz sicher auch für Priest oder Blind Guardian oder Helloween...den Namen Metallica muss man da wohl nicht erst nennen...aber wer weiß, vielleicht ist da meine Wahrnehmung falsch?
Diese ganze Einstellung ist einfach nur unsinnig, vor allem wenn man von "Coverbands ihrer glorreichen Vergangenheit" spricht. Denn genau das mag zwar bei Priest, Slayer oder Metallica so sein, aber sicherlich nicht bei Iron Maiden oder Blind Guardian. Denn genau das sind die Bands, die sich auch nach 30 Jahren mal weiterentwickeln. Ob einen die Richtung passt oder nicht ist die andere Frage. Vergleiche mal "Beyond the Red Mirror" oder "At the Edge of Time" mit den ersten Alben der Gardinen. Das sind Welten Unterschied. Komplett andere Musik - im Grade der Komplexität und auch der gesamten Aufmachung. Songs wie Wheel of Time", "Tanelorn" oder "Miracle Machine" sind absolute Hits, die die Qualität alter Alben locker halten. (Mein persönlicher Favorit ist mit Abstand Imaginations). Blind Guardian sind noch immer bedeutsam und heben sich _deutlich_ von allen anderen Bands dieses Genres ab.
Die gleiche Argumentation gilt für Maiden: Seit der Zeit um "Dance of Death", "Brave New World" oder "AMoLaD" sind auch die Jungfrauen deutlich spielfreudiger und abwechslungsreicher geworden. Die Songs wurden länger, atmosphärischer und eben kreativer. Ich mag die Zeit sogar lieber als die ganz alten Alben, auch wenn "Seventh Son" mein absolutes Lieblingsalbum der Briten ist.
Man kann gerne die Richtung kritisieren in die die Bands sich bewegen, aber ihren Zenit überschritten haben gerade diese beiden Gruppen überhaupt nicht. Auch wiederholen sie sich nicht ständig, hängen nicht nur den 80ern hinterher und bringen ein gleichklingendes Album nach den anderen aus. Mir erscheint es eher so, als wollen die "alteingesessenen" Fans dieser Bands immer nur die gleiche Musik rauf & runter hören. Da lob ich mir eher Truppen, die sich auch mal in neue Gefilde bewegen und wie Iron Maiden progressiver werden oder wie Blind Guardian die orchstralen Klänge noch mehr für sich entdecken - denn das konnten die schon immer. Mal abgesehen von ihrer Livepräsenz. Mal ganz ehrlich: Hat Hansi schon jemals besser gesungen als momenten? Guckt euch den Liveauftritt von diesem Jahr noch mal an - das ist absolut großartig.
Edit sagt: Von Zenit überschritten kann man gerne bei Slayer, Metallica, Deep Purple oder Scorpions aber nicht bei den oben genannten.
Was Twisted Sister anbelangt: Die treten so selten auf, haben so wenig Alben veröffentlicht (in Anbetracht ihrer Gründungszeit) und bringen Live immer noch Power rüber. Da darf man ruhig auch mal Lob aussprechen und den Auftritt als etwas besonderes ansehen.