Gott haßt diese Leute mit den langen Haaren

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Undomiel

W:O:A Metalmaster
27 Dez. 2001
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Hamburg
BIDDESCHÖÖÖÖN :D

Gott haßt diese Leute mit den langen Haaren
Bei der schleswig-holsteinischen Dorfbevölkerung sind sie willkommen: Ein Heavy-Metal-Festival in Wacken / Von Peter Badenhop

Hans-Jörn Arp läßt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. "Da steht einer und will 195 Pfandbecher abgeben", sagt die zierliche Frau, die seit Stunden Bier und Haxen über die Theke gehen läßt. Sie blickt ihren Chef fragend an. "Na und? Dann gib ihm 195 Euro, mien Deern. So is dat nun mol." Da müssen schon ganz andere Sachen kommen, um den Einundfünfzigjährigen nervös werden zu lassen. Der Ansturm von ein paar tausend Heavy-Metal-Anhängern auf seinen Biergarten kann Arp nicht schocken - im Gegenteil: Die langhaarigen Leute sind ihm allemal so lieb wie die Gäste der Silberhochzeiten, die er sonst in seinem Landgasthof "Zur Post" in Wacken ausrichtet.

Mehr als dreißigtausend "Metalheads" kommen jedes Jahr am ersten Augustwochenende in das nicht einmal zweitausend Einwohner zählende Dorf in Schleswig-Holstein. Das Wacken Open Air (W.O.A.) ist das größte Festival dieser Art in Europa und vermutlich sogar auf der Welt, und die kleine Gemeinde ist für die martialische Szene so etwas wie ein Wallfahrtsort geworden. "Our Mekka is called Wacken" stand jahrelang auf der Internetseite der Veranstalter, inzwischen kommen die Fans aus ganz Europa. Vor allem aus Skandinavien reisen Tausende in Bussen oder im eigenen Auto an, aber auch aus Holland, Belgien, Frankreich, Italien und Spanien zieht es die in ihrer Mehrzahl männlichen "Metaller" jedes Jahr in die holsteinische Provinz. Manche fliegen aus den Vereinigten Staaten, Japan und Brasilien ein.

Lobo, Aaron und Joel zum Beispiel kommen aus Monterrey im Norden Mexikos. Sie haben einen Rucksack voller Autogrammkarten und CDs ihrer eigenen Band "Dream of Nebiros" mitgebracht. Seit eine Freundin vor ein paar Jahren nach Deutschland ging, haben sie davon geträumt, das Wacken Open Air zu besuchen; endlich angekommen, sind sie vollkommen überwältigt und strahlen wie kleine Jungen über das ganze Gesicht: "This is the best in the world!" Landgasthof-Chef Arp sieht das auch so: "Natürlich!" Und darum hat der untersetzte Mann, der seit dreieinhalb Jahren für die CDU im Kieler Landtag sitzt, in diesem Jahr den Kieler Finanzminister Ralf Stegner und eine Handvoll Abgeordnetenkollegen in seinen Biergarten auf dem Festivalgelände eingeladen. Nicht am Samstag, wenn die meisten Besucher schon von den Strapazen gezeichnet sind, sondern schon für Donnerstag, wenn alle noch einen frischen Eindruck machen. Als kulturpolitischer Sprecher seiner Fraktion wollte er "mal zeigen, was da los ist", und ganz nebenbei den Begriff des Kulturtourismus ein bißchen erweitern. "Ich kann Ihnen sagen, diese Leute bringen richtig Geld nach Wacken - und sagen sogar ordentlich bitte und danke." Und dann schwärmt der CDU-Mann, der von seinen Landtagskollegen sagt, die meisten seien nach einer Legislaturperiode eigentlich kaum mehr resozialisierbar, von der durch und durch professionellen Festivalorganisation, den vielen Ordnern und davon, daß "der Jensen und der Hübner" die nötige Bodenhaftung hätten.

Daß die große Akzeptanz der jährlichen Metal-Invasion im Dorf ihr großer Trumpf ist, das wissen auch die Veranstalter. Thomas Jensen und Holger Hübner, die 1989 mit ein paar Dutzend Freunden "als Spinnerei" in einer Senke ein paar hundert Meter außerhalb des Ortes das erste kleine Freiluftkonzert veranstaltet haben, sind auf den guten Willen der Bevölkerung angewiesen. "Ich bin ja aus Wacken, mein Vater hat den Spar- Markt", erzählt Jensen. Da wisse man eben, was die Leute denken. In der Anfangszeit habe es ein paarmal Ärger mit den Anwohnern und den Geschäftsinhabern gegeben. Doch inzwischen hätten die Wackener ihren Frieden mit den "Metallern" gemacht, meint der Siebenunddreißigjährige. "Und so was wie mit dem Musikzug, das entsteht dann abends beim Bier in der Kneipe."

Der Musikzug - das ist so etwas wie das Symbol der Verbrüderung der fremden Horden mit den Ureinwohnern: Mittwoch abend haben Jensen und Landgasthof-Chef Arp die Blasmusiker der Freiwilligen Feuerwehr Wacken zur Eröffnung des Biergartens am Rande des Festivalgeländes anrücken lassen - und es dauerte eine knappe Viertelstunde, bis das mehr als tausend Mann starke Metal-Volk in Schunkellaune geriet, auf die Tische stieg und schließlich stundenlang mit den Leuten, die aus Wacken und den Nachbardörfern gekommen waren, Polonaise tanzte.

"Alles vernünftige Typen", sagt auch Polizeisprecher Stefan Hinrichs - und meint damit Leute wie Michael Renken: Als Jugendlicher hat er alle Platten der Hardrockgruppe "Kiss" gekauft, ist unzählige Male auf "Motörhead"-Konzerten gewesen, und jetzt kommt der achtunddreißig Jahre alte Familienvater aus Scheeßel bei Bremen jedes Jahr mit Freunden nach Wacken. Auf einem der umliegenden Felder, die von den Bauern rechtzeitig für die Metal-Invasion abgeerntet wurden, zelten die Männer, lassen ihre Autoradios laufen, bis die Batterien ihren Geist aufgeben, trinken zum Frühstück ihr erstes Bier und nehmen außer ein paar Frikadellen und Riesen-Hot-dogs drei Tage lang so gut wie nichts zu sich.

"Das läuft alles ziemlich friedlich ab", sagt Polizeisprecher Hinrichs. Ein paar Jahre habe es natürlich gedauert, bis sich die Bürger an die Leute mit den langen Haaren, schwarzen Ledermänteln, Totenkopf-T-Shirts, Nietenarmbändern und großflächigen Tätowierungen gewöhnt hätten. "Doch dann haben sie gesehen, daß die nichts tun." Knapp achtzig Beamte hat die Polizei während des Festivals im Einsatz - ein Bruchteil dessen, was bei anderen Veranstaltungen dieser Größe nötig ist. Und wer die jungen Männer und Frauen, die in grauen T-Shirts und grünen Cargo-Hosen auf dem Gelände und im Dorf Streife laufen, fragt, bekommt immer die gleichen Antworten: alles problemlos, angenehmes Publikum, kein Vergleich zu Fußballspielen. "Natürlich gibt es mal die eine oder andere Rangelei", ja, und vor Jahren sind nachts einmal ein paar "Death Metal"-Fans auf dem Friedhof rumgelaufen, "aber das haben wir jetzt im Griff", meint Hinrichs.

Michael Renken sitzt mit seinen Freunden am späten Samstagnachmittag im Festival-Biergarten und unterhält sich mit zwei Rentnerehepaaren, die mit dem Rad aus dem benachbarten Vaale gekommen sind, um sich das Schauspiel einmal aus der Nähe anzusehen. Von der brennenden Sonne und der Hitze ein bißchen matt, amüsieren sie sich dennoch über den orientierungslosen Dänen, der, nur mit Unterhose und Patronengurt bekleidet, vor den Biertischen herumläuft, und über die seltsame, in Ketten und Leder gekleidete Grufti-Braut, die ihre hüftlangen, schwarzen Haare alle paar Minuten bürstet und ihren jungen Begleiter, den sie freimütig als ihren Sklaven bezeichnet, herumkommandiert.

Familie Krause macht derweil ihren Rundgang über das Gelände. "Wir kommen hier jeden Abend her", erzählt Mutter Anke, "muß man ja mal gesehen haben." Ihr Mann Dirk, Warenhausleiter und DLRG-Schwimmer, hat am Nachmittag im Freibad ausgeholfen. Dort hatten die Festivalbesucher in diesem Jahr zum ersten Mal freien Eintritt. "Kein Problem", sagt der Neununddreißigjährige, der seine beiden fünfzehn Jahre alten Töchter allein zum Festival gehen läßt. Wer das Geschehen auf den vier Bühnen, auf denen an den drei Festivaltagen mehr als sechzig Bands von morgens um elf bis nachts um drei spielen, betrachtet, könnte Mühe haben, die allenthalben behauptete unauffällige Normalität hier auszumachen. Nach Wacken kommt nicht der Mainstream der Szene, also nicht jene Gruppen, die gelegentlich im Radio gespielt und dann von den Moderatoren als harte Jungs angekündigt werden; Wacken ist nämlich hardcore: "Testament", "Graveworm", Running Wild", "Soilwork", "Raise Hell", "Dark Age", "Rage", "Sinner" - so heißen die Bands. Entsprechend tumultös geht es bei den Auftritten zu.

Als am Samstag abend "Slayer" - seit Jahren eine der härtesten und populärsten Bands der Szene - die "True Metal Stage" betreten, gibt es vor der Bühne kein Halten mehr. Während Sänger Tom Araya sein "God hates us all" in die Menge brüllt und dann vom Antichrist, der Grenzenlosigkeit des Bösen und vom Engel des Todes singt, taumeln die ersten Crowd-Surfer schon den Graben vor der Bühne entlang. Torben ist einer von ihnen: Anfang Zwanzig ist der Schwede, der mit ein paar Freunden aus Linköping in Südschweden gekommen ist und vor Anstrengung kaum mehr sagen kann als "Wacken rules!" Nun schwingt er sich ein ums andere Mal aus der rasenden Menge empor, um auf Händen Richtung Bühne getragen zu werden. Dutzende tun es ihm gleich, lassen sich von den anderen nach oben stemmen, breiten Arme und Beine aus, genießen den manchmal minutenlangen Ritt und lassen sich schließlich von den wenig zimperlichen Ordnern über das vordere Absperrgitter zerren. Kulturtourismus, wie gesagt.
 

Suwarin

W:O:A Metalmaster
26 Nov. 2001
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(ehem.Ruhrpott) Düsseldorf
UNDO DU BIST SPITZE!!!
Also irgendwie hab ich die alle gesehen...kannste Shizzo fragen den Mexikanern sind wir übern Weg gelaufen als Shizzo den Sombrero aufhatte...
Die CDUler hab ich auch gesehen...
 

Undomiel

W:O:A Metalmaster
27 Dez. 2001
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Hamburg
Da saßen welche, die KÖNNTEN das gewesen sein...ich hab nur rmit dem Bauern angestossen, dem die ganzen Wiesen da gehören...Fränk machte immer halbwegs Diener und Knickse vor dem und behandelte ihn HÖÖÖCHST devot :D :D :D

Ich find den Bericht mal richtig GUT! So liebevoll irgendwie :) Ist aber schon peinlich, bzw FRECH, dass in der FAZ was drin steht und im Hamburger Abendblatt NÜSCHT!!! :(
 

OldOne

W:O:A Metalmaster
29 Juli 2002
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Brunsbüttel
Thx Undo :)

Jo, ich denke der Bericht spiegelt das Wacken-Feeling ganz gut wieder ...... und genau so soll es auch bleiben !!

The OldOne
 

black

W:O:A Metalmaster
27 Nov. 2001
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DÜSS-HELL-DORF
[.... Familie Krause macht derweil ihren Rundgang über das Gelände. "Wir kommen hier jeden Abend her", erzählt Mutter Anke, "muß man ja mal gesehen haben." Ihr Mann Dirk, Warenhausleiter und DLRG-Schwimmer, hat am Nachmittag im Freibad ausgeholfen....]

*rofl* ich habs ja geahnt, der Shizzo rückt mit Familie an :D:D:D