Ich habe mich ein wenig mehr mit dem Thema GDL-Streik auseinandergesetzt und würd den text mal gerne hier rein kopieren, da das Thema hier ja einigen zu Herzen geht:
Finger weg vom Streikrecht!
Finger weg vom Streikrecht, denn dieses Recht ist eins der wichtigsten Grundrechte der BRD. Diese Gesellschaft wäre noch viel schlimmer dran als es sowieso der Fall ist, wenn es keine starken Gewerkschaften geben würde. Nun will Andrea Nahles Hand anlegen ans Streikrecht. Es gibt zurecht einen Aufschrei, denn ein solcher Schritt ̶i̶̶s̶̶t̶̶ ̶̶d̶̶e̶̶r̶̶ ̶̶s̶̶p̶̶d̶̶ ̶̶n̶̶i̶̶c̶̶h̶̶t̶̶ ̶̶w̶̶ü̶̶r̶̶d̶̶i̶̶g̶ sollte einer Partei wie sie die sPD mal gewesen ist, nicht einmal in den Sinn kommen.
Weshalb ich mich über diese Tatsache so echauffiere, ist der Fakt, dass ich selbst Gewerkschafter bin. Ich schätze das Recht des Arbeitskampfes wie kaum ein anderes. Um so bestürzter bin ich über den Vorsitzenden der Gwerkschaft der Lokführer, Herrn Weselsky. Viele Genoss*innen werden mir widersprechen, vielleicht weil sie mit jedem Arbeitskampf ihre Hoffnung auf den kommenden Klassenkampf nähren, doch hier geht es weder um Arbeits- noch um Klassenkampf. Es geht um einen fast genau so alten gewerkschaftlichen Kampf: DGB gegen dbb*. Vielen mag aufgefallen sein, dass Herr Weselsky von einem angeblichen Angriff seites der Deutschen Bahn auf das Grundgesetz sprach. Er meint das wichtige Koalitionsrecht, denn Herr Weselsky will nicht nur für Lokführer verhandeln, sondern auch für alle anderen Eisenbahner. Dass die deutlich mitgliederstärkere EVG für diese Berufsgruppen (und für viele Lokführer) an den Verhandlungstisch tritt, stört Herrn Weselsky; doch was er von der EVG hält, machte er im Sommer diesen Jahres deutlich
http://www.sueddeutsche.de/wirtscha...druck-auf-gdl-chef-weselsky-waechst-1.2110577
Herr Weselsky beharrt jedoch auf seinem Willen, die Oberhand zwischen den Eisenbahnergewerkschaften zu gewinnen. Was er fordert, ist keine Koalitionsfreiheit, sondern ein oktroyierter Koalitionszwang.
Es ist gewerkschaftspolitisch abzulehnen, dass sich einzelne Berufsgruppen, selbst wenn sie besonders durchsetzungsfähig sein sollten, Vorteile auf Kosten anderer Gewerkschaften verschaffen. Doch genau das ist hier der Fall. Die GDL in Person von Claus Weselsky hat es mehrfach kategorisch ausgeschlossen, gemeinsam mit der EVG über Tarifverträge zu verhandeln, solche Tarifverträge müssten andere Berufsgruppen per se mit einbeziehen. Ebenso wurde der Tarifvorschlag der Bahn, obwohl er nachweislich auf alle Tarifforderungen der Streikenden einging, abgelehnt. Warum? Weil Herr Weselsky die Macht seiner Gewerkschaft im Betrieb nicht ausbauen kann, weil die GDL die Nummer zwei unter den Eisenbahngwerkschaften bleiben wird. Wäre dies nicht der Fall, so würde er sicher nicht selbst behaupten, dass es beim jetzigen Streik nicht mehr um Tarife oder Arbeitszeiten gehe.
Ich persönlich kann dieses unsolidarische Verhalten der GDL nicht über die Verteidigung des Streik- und Koalitionsrechts hinaus unterstützen, doch so langsam stellt sich die Frage, gegen wen diese Rechte verteidigt werden müssen.
Über all dies hinaus steht eins jedoch fest: das Streikrecht und seine überaus wichtige und unterstützenswerte Anwendung in Tarifkonflikten und Arbeitskämpfen sind Grundrechte und diese gilt es stets zu verteidigen.
Klassenkampf statt Machtkampf!
*Die Kleinschreibung wurde von der eigenen Schreibweise übernommen