MORBIDES WISSEN Teil 40:
Doch zum grundsätzlichen Nachweis des Scheintodes musste Fälle aufgedeckt werden, die keinen Zweifel daran aufkommen ließen, dass der Begrabene nicht wirklich tot gewesen und nach dem Erwachen im Grab eines qualvollen Erstickungstodes gestorben sei. Dabei ging man folgendermaßen vor: Das Grab sollte verlegt, zur Überprüfung der Authentizität geöffnet oder der Umstand des Todes überprüft werden. Dennoch gestaltete sich der Nachweis des Scheintodes schwierig. Im April 1905 veröffentlichte die Zeitschrift "The Burial Reformer", das Organ der "Gesellschaft zur Verhinderung der voreiligen Begräbnisse" in London, eine Auflistung aus der zweiten Auflage des Buches "Premature Burial and How it May be Prevented", das die von Ärzten bestätigten Scheintodfälle statistisch zusammenfasste:
"Lebendig Begrabene...149 / Dem voreiligen Begräbnis Entronnene...219 / Lebendig Sezierte... 10 / Der Vivisektion Entronnene...3 / Lebendig Verbrannte....1 / Lebendig Einbalsamierte...2".
Diese Auflistung ergab insgesamt 384 Scheintodfälle. Angst aber macht bekanntlich erfinderisch. Die erfolgreichste Konstruktion zur Verhinderung eines qualvollen Erstickungstodes, der "Apparat Karnice", ging von einer Röhre aus, in der ein Stab zu einem hermetisch geschlossenen Kasten führte. Die Röhre wurde durch eine Luke in den Sarg gesteckt, so dass sich der in einem Knauf endende Stab über der Brust des Begrabenen befand. Berührte der Erwachende nun den Knauf, wurde der Mechanismus innerhalb des Kastens, der etwa 0,5 m über der Erdoberfläche war, aktiviert. Es ertönte ein Klingelsignal, und eine Stange mit einer glänzenden Kugel am Ende richtete sich als sichtbares Zeichen auf. Bei diesem Vorgang öffnete sich der Kasten und sowohl Licht als auch Luft strömten durch die Röhre in das Innere des Sarges, gleichzeitig konnte der Begrabene die nun offene Röhre als Sprachrohr benutzen und sich so bemerkbar machen.