Rekordverlust für Borussia Dortmund
Dortmund (dpa) - Mit einem harten Sanierungsprogramm will Deutschlands einziger börsennotierter Fußballverein Borussia Dortmund in zwei Jahren wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Dies erklärte der Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA, Gerd Niebaum, in Dortmund.
"Alles steht auf dem Prüfstand", sagte er und schloss auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausdrücklich aus. Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2003/04 (30. Juni) verzeichnete der Konzern wie erwartet einen Rekordverlust in Höhe von 67,7 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Konzern vor allem durch den Stadionverkauf und einen Sponsorenvertrag noch einen Reingewinn von 3,3 Millionen Euro ausgewiesen. Der Umsatz brach um 38 Prozent auf 99,9 Millionen Euro ein.
Als Hauptgrund für die Verluste gab Geschäftsführer Michael Meier die verpasste Qualifikation für die Champions League und das frühe Aus im UEFA-Cup und DFB-Pokal an. Die damit verbundenen Mindereinnahmen hätten die ansonsten positive operative Geschäftsentwicklung überlagert. Zu schaffen machen dem Verein außerdem jährliche Leasingzahlungen für das Stadion in Höhe von rund 15 Millionen Euro.
Deswegen überlegt Borussia Alternativlösungen für die Arena. Denkbar sei, mit Hilfe einer Anleihe das Stadion zu 100 Prozent zurückzukaufen, sagte Niebaum. Eine andere Möglichkeit sieht vor, dass eine andere Gesellschaft das Stadion übernimmt und sich die Borussia dann als Minderheitsgesellschafterin an dieser Gesellschaft beteiligt. "Ziel muss sein, das Stadion in einem erheblich längeren Zeitraum abzubezahlen."
Der derzeit gültige Vertrag mit der Fondsgesellschaft Molsiris sieht Tilgung und Rückübertragung im Jahr 2017 vor. Zum Bilanzstichtag ergab sich daraus für die Restlaufzeit eine finanzielle Verpflichtung von 217,3 Millionen Euro. Zum Vergleich: Für den Verkauf eines 69-Prozent-Anteil an Molsiris hatte der Verein 2002 rund 75,4 Millionen Euro bekommen.
Der Umsatz beim Ticketverkauf sei um 13,4 Prozent auf 20,3 Millionen Euro, beim Fanartikelverkauf um 27,3 Prozent auf 14,4 Millionen Euro gestiegen, betonte Meier. Die Sponsoringerlöse gingen hingegen um 42,8 Prozent auf 25,7 Millionen Euro zurück. Im Vorjahreswert war dabei eine einmalige Vergütung aus einem Ausrüster- und Sponsorvertrag mit Nike enthalten.
Den stärksten Einbruch verbuchte das Unternehmen bei der TV- Vermarktung. Wegen des Ausscheidens aus den internationalen Wettbewerben ging der Umsatz dort um 61 Prozent auf 19,3 Millionen Euro zurück. Der Schuldenberg des Konzerns nahm gegenüber dem Vorjahr um 62 Prozent auf 118,8 Millionen Euro zu. Die sonstigen finanziellen Verpflichtungen zum Bilanzstichtag 30. Juni senkte der Konzern von 452 Millionen Euro auf 363 Millionen Euro, worin auch die Belastungen für die Stadionmiete enthalten. 40,6 Millionen Euro davon werden im laufenden Geschäftsjahr fällig.
Den Aufwand für Löhne und Gehälter senkte der Konzern von 67,9 Millionen Euro auf 55,9 Millionen Euro. Die Anzahl der Mitarbeiter stieg von 362 auf 401. Niebaum und Meier kündigten auch Maßnahmen zur Steigerung der Einnahmen an. So solle etwa der Stadionname verkauft werden und das Merchandisinggeschäft verbessert werden. Künftig will der Konzern sich außerdem auf einen so genannten Basisumsatz konzentrieren. "Wir haben 80 Millionen Euro Basiserlöse im nationalen Bereich", sagte Meier. "Wenn wir einen internationalen Wettbewerb erreichen sollten, haben wir auch Potenzial nach oben", sagte Niebaum.
Niebaum erklärte, dass die Mitte September eingeleitete Kapitalerhöhung erfolgreich habe platziert werden können. Dem Unternehmen seien dadurch 24,3 Millionen Euro liquide Mittel zugeflossen. "Dies bedeutet eine Trendwende", sagte Niebaum.