deklarmart
W:O:A Metalhead
- 17 Nov. 2002
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hier wie versprochen die PM von Toffi Fee:
Also, ich fang Vorne an:
Ein Rollenspiel ist - wie der Name schon sagt - ein Spiel, bei welchem man in eine Rolle schlüpft. Das kann natürlich auf vielerlei Art geschehen.
Da gibt es die sogenannten Pen-And-Paper-Rollenspiele wie AD&D, DSA, Rolemaster, u.s.w.
Dabei sitzt man in einer beliebig grossen Runde von Spielern mit seinem Charakterbogen und Würfeln und spielt verbal und in der Phantasie ein Abenteuer durch (in seiner gewählten Rolle), das entweder gekauft oder vom Meister (Spielleiter) ausgedacht wurde.
Ein Abenteuer sieht in etwa so aus, dass sich die Charaktere der Spieler irgendwie treffen - meist vom Spielleiter vorgegeben, damit man irgendwie einen gemeinsamen Ausgangspunkt hat. Dann lernen sich die Charaktere kennen, und der Spielleiter kann NPCs (NonPlayerCharacters) auftreten lassen, die die Spielercharaktere (SCs) in das vorbereitete Abenteuer locken.
Alles findet hier in der Phantasie statt. Dialoge kann man natürlich sprechen, aber ansonsten sagt man seine Handlungen an und muss dann evtl. würfeln, um zu sehen ob und wie gut eine Handlung geklappt hat. Da gibt es halt auch verschiedene Würfelsysteme.
Wir spielen in einem System mit einem sehr detailliert ausgearbeiteten Handlungs- und Kampfsystem, wo es unter anderem auch wichtig ist, dass man weiss, an welcher Stelle man zu seinem Gegner steht, wenn man denn in einen Kampf gerät (muss ja nicht sein). Dazu benutzen wir einen Spielplan, auf dem eigentlich nur Kästchen sind (2x2 cm), und Spielfiguren aus einem anderen Spielsystem, dem sogenannten Tabletop.
Beim Tabletop spielt man - ich glaube ausschliesslich - Kampf von Truppen. Da stehen dann in einer mal mehr oder weniger detailliert ausgearbeiteten und gebastelten Landschaft diverse kleine Zinnfiguren mit bestimmten Eigenschaften herum, die dann Zug um Zug irgendwelche Kampfhandlungen ausüben. Aber da kenne ich mich nicht so aus.
Dann gibt es auch noch die Kartenspiele wie Magic, aber das hat in der Tat auch für meine Begriffe sehr viel mit Kommerz zu tun. Ausserdem sehe ich dabei immer noch keinen Bezug zum "Rollen"-Spiel.
Bei den Computerspielen hingegen gibt es natuerlich auch wieder viele verschiedene.
Nehmen wir die einfachen Adventures, bei denen man in eine Rolle schlüpft, und seine Spielfigur durch ein meist sehr eingeengtes Szenario führt, bei dem man kaum Möglichkeiten hat, seine Phantasie spielen zu lassen. Ebenso bei den auf Pen-And-Paper-Systemen basierenden Rollenspielen, die meistens aufs Töten ausgelegt sind, und ebenso wenig Spielraum lassen.
Dann gibt es das ganze noch Online.
Ausserdem Online zur Verfügung stehen sogenannte Muds (Multi User Dungeons), die textbasiert sind.
Hier schlüpft man wieder in eine Rolle und kann Abenteuer bestehen und Monster töten, je nachdem, in welchem Mud man sich befindet, und wie die eigenen Vorlieben so sind.
In Muds gibt es die Spieler und die Programmierer, die meistens aus der Reihe der Spieler stammen. Die Programmierer denken sich hier halt Monster zum Töten oder Abenteuer/Rätsel/Questen aus, die die Spieler lösen dürfen, wenn sie wollen (und wenn sie höhere Level erreichen wollen). Hier zu empfehlen sind vor allem das Morgengrauen ( http://www.mg.mud.de oder telnet mg.mud.de ), wo ich auch spiele, oder das UNItopia ( http://www.unitopia.mud.de ), das sind die beiden grössten deutschsprachigen muds.
So. Und dann gibt es noch das Live-Rollenspiel.
Das kann man sich tatsächlich wie ein Theaterstück vorstellen, das noch nicht geschrieben ist und in unserer Phantasie entsteht und mit Leben gefüllt wird. Allerdings haben wir keine Zuschauer. Und natürlich gibt es auch hier eine Spielleitung (SL), die die ganzen Abläufe ein wenig überwacht, und aus deren Reihen auch die Grundidee der Spielhandlung, also der grobe Rahmen, kommt. Sollte sich die Phantasie und die Spielart der SCs allerdings in eine andere Richtung bewegen, als die SL sich das so ausgedacht hatte, muss die SL reagieren und ihre NSCs und anderen Handlungen darauf abstimmen. Aber meistens passen Handlungsideen und Spielerphantasie recht gut zusammen.
Ja. Wir sind dabei gewandet (wir verwenden den Ausdruck verkleidet nicht so gerne) und benehmen uns so, wie es unsere gewählte Rolle hergibt. Die Dialoge entstehen dann natürlich auch hier aus der Situation heraus.
Es gibt natürlich auch hier verschiedene Regelwerke. Das wichtigste dabei ist aber, dass man seine Rolle gut spielt und vor allem auch im Kampf - sofern es denn zu einem Kampf kommt - fair und sicher gespielt wird und zum Beispiel die Trefferpunkte, die einem vom System her zugebilligt werden, ordentlich runtergezählt werden.
Manche Leute tragen Rüstungen (verschiedener Bauart), die entsprechend Trefferpunkte geben, und ausserdem hängt es auch von der Rasse ab, wieviele Trefferpunkte man hat.
Waffen haben wir auch, allerdings führen wir nur gepolsterte Waffen mit Fiberglaskernstab, nicht wie beim Reenactment, wo blanke (Schaukampf-)Waffen geführt werden, und wo auch ansonsten auf Authentizität geachtet wird. (Wobei wir LARPer meist auf's GUT-und PHANTASIEVOLL- aussehen erpicht sind.)
Wenn man seinen Charakter erschafft, fängt man - wie bei den anderen Rollenspielen auch - mit einer Grundzahl an Punkten an, die man für ein paar Fähigkeiten ausgeben kann. KämpferCharaktere 'kaufen' sich zum Beispiel Trefferpunkte, oder Regeneration, damit sie nicht verbluten, und in manchen Spielsystemen muss man seine Waffengattung auch mit Punkten bezahlen. Ein Magier gibt seine Erfahrungspunkte natürlich für Magiepunkte und Zaubersprüche aus, wohingegen ein Waldläufer eher Kräuterkunde, Trankkunde und sagen wir Heilkunde nehmen würde. Nur um mal drei bekannte Klassen zu nennen.
Dann wählt man sich natürlich am Anfang noch die Rasse. Allerdings gibt es gerade hier die Einschränkung der Darstellung. Eine kleine, dicke Person kann kaum einen Elfen darstellen, und eine grossgewachsene Person keinen Hobbit, weil man es ihnen schwerlich abnehmen kann, weil sie schlicht und ergreifend nicht so aussehen.
Naja, dass ein Mann eine Frau darstellt und umgekehrt ist mit den allseits bekannten Problemen behaftet.
Mehr Fähigkeiten (oder Verbesserung in einer Fähigkeit) erhält man - wie in jedem Rollenspiel - durch Ausgeben von Erfahrungspunkten, und die wiederum bekommt man, wenn man ein Con (LARP-Veranstaltung) besucht. Manchmal bekommt man sogar mehr Punkte als andere, weil man etwas ganz besonders tolles gemacht hat dort.
Jetzt kommen wir zu einem wunden Punkt.
So ein Con braucht natürlich eine entsprechende Umgebung - je nach der Welt, die bespielt wird. Wir spielen zB in der Tolkien-beeinflussten mittelalterlichen Fantasywelt, es gibt aber auch noch Vampirspiele in der Gegenwart oder Endzeitwelten in der Zukunft.
Für die mittelalterliche Fantasy-Welt eignen sich Bauernhöfe, schicke Zeltplätze, Ruinen ohne 'Betreten verboten' oder alte Schlösser, im Idealfall zu einer Jugendherberge umgebaut, damit die Spieler dort gleich übernachten können, denn ein Con dauert im Normalfall ein WE.
Dann haben wir den zweiten wunden Punkt - das kostet!
Die eigene Ausrüstung, die Anreise, die Verpflegung, die Übernachtung, die Organisation, die Anschaffungen, Bastelmaterial für stilvolles Ambiente, die Tavernenangestellten, die bezahlt sein wollen, und, und, und ... deswegen finden Cons zwar fast jedes Wochenende statt (über ganz Deutschland - und die Welt - verteilt), aber man kann nicht jedes besuchen, und sie sind vor allem von vielen verschiedenen Gruppen und Vereinen organisiert.
Es gibt verschiedene Kampagnen, wo die Cons eine fortlaufende Handlung haben, die halt mit immer wiederkehrenden NPCs gestaltet werden. Mal ganz simpel: Ein Wirt feiert jedes Jahr viermal am gleichen Ort ein Fest. Natürlich kann das noch nicht alles sein, denn man will als Spieler ja was Interessantes erleben, also hat sich die Spielleitung meist kleine Zwischenfälle ausgedacht, auf die die Spieler reagieren (müssen).
Und so gestaltet sich dann das Spiel immer weiter. Man lernt - nicht nur im Spiel - neue Dinge, Lebensweisen, Handwerke, Leute kennen, auch neue Feinde. Man entwickelt sich und seinen Charakter. Man kann auch sterben (im Spiel!!!!) und eventuell wiederbelebt werden. Es macht einen Riesenspass.
Übrigens gibt es viele tausend Live-Rollenspieler und noch viel viel mehr Pen-And-Paper-Spieler.
Es gibt Cons, da sind um die 10-15 Leute und es gibt Cons, da sind 2500, in England gibt es sogar so riesige Veranstaltungen, wo man mit Pferd und Wagen hin darf, und wo sich dann schonmal über zehntausend "Verrückte" treffen.
*tief Atem hol*
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