Weil viele sich nach den Ankündigungen heute scheinbar an Strohhälme klammern, möchte ich unabhängig davon, was die Regierung heute konkret erlaubt oder verboten hat, alles nochmal in das größere Ganze einordnen:
Die Strategie der heute verkündeten Regierungsmaßnahmen ist, weiterhin zu verhindern, dass eine infizierte Person mehr als eine weitere Person infiziert, keinesfalls mehr als 1,1 Personen. Dann würde nämlich noch im Sommer das Gesundheitssystem an seine Grenzen stoßen und wir würden mehr oder minder deftig in italienische oder NYC-Verhältnisse schliddern. Das ganze muss leider so lange gehen, bis es einen effektiven Impfschutz gibt. All das wurde heute klar gesagt. Von einer sich durch natürliche Infektionen aufbauende Herdenimmunität war kein bischen mehr die Rede. All das deckt sich voll und ganz mit dem Stand der Wissenschaft. Kein seriöses Modell geht mehr davon aus, dass sich die Krise von alleine legen wird.
Medikamente sind bei solchen Viruserkrankungen leider immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die können ein paar schwere Fälle vor dem Tod retten, aber ein Medikament, das die Krankheit einfach heilt, wird es nicht geben. Das einzige, was die Situation entspannen kann, ist ein Impfmittel.
Daran wird natürlich jetzt schon weltweit mit Hochdruck geforscht. In China laufen wohl schon erste Trials mit einem möglichen Mittel, hierzulande mit Antikörpern von genesenen Patienten. Wann es dabei einen Durchbruch gibt, kann niemand sagen, aber die Motivation ist weltweit hoch. Normalerweise dauert die Entwicklung eines Impfstoffes oft 1 bis 2 Jahre, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es dieses Mal schneller geht. Die meisten Länder werden auch gewillt sein, in der aktuellen Situation bei den Zulassungsregularien Fünfe gerade sein zu lassen. Nur geht das nicht beliebig, denn Impfen können nunmal auch erhebliche Nebeneffekte haben. Studien zur Überprüfung der Verlässlichkeit und Sicherheit von Impfen brauchen eine gewisse Zeit. Selbst unter idealen Bedingungen Monate.
Und selbst, wenn man einen sicheren Impfstoff hat, muss der erstmal in ausreichenden Mengen produziert werden. Wir reden hier von über 80 Millionen Impfen alleine für Deutschland. Aber den Impfstoff wollen dann alle Länder der Welt gleichzeitig haben! Ich hoffe sehr, dass in diesem besonderen Fall finanzielle Interessen von Pharmakonzernen gesetzlich ausgehebelt werden und nicht nur eine Firma sich das Patent sichert. Das wird noch ein interessantes Politikum. Aber selbst, wenn alle Pharmakonzerne der Welt gleichzeitig mit der Produktion beginnen können, wird es etwas dauern, bis der Bedarf selbst nur der reichen Länder wie dem unsrigen, die sicherlich an sich zuerst denken werden, gedeckt werden kann. Nicht gerecht, aber isso.
Dann müssen die Impfstoffe überall hin verteilt und ein Großteil der Bevölkerung geimpft werden. Da werden bestimmt neben den Arztpraxen extra Impfstationen eingerichtet. Aber selbst dann wird das dauern, denn die Ungeimpften müssen ja weiterhin unter social distancing-Bedingungen für die Impfen anstehen.
Und dann dauert es noch so etwa 4 Wochen, bis sich bei einer geimpften Person ein Impfschutz aufbaut.
Rechnet man das alles zusammen, dann ist es selbst dann unrealistisch, dass es im September schon wieder Großveranstaltungen gibt, wenn heute schon ein Impfstoff entdeckt würde. Solange aber nicht 60-70% der Bevölkerung immun oder geimpft sind, werden wir uns an einen Alltag gewöhnen müssen, in dem alles darauf ausgelegt ist, dass im Schnitt niemand unwissentlich mehr als eine andere Person ansteckt. Da wird vieles mit der Zeit wieder möglich sein: Geschäfte, Restaurants, Parks und Schulen werden unter strengen Bedingungen wieder öffnen, der ÖPNV wird sich anpassen, Betriebe werden wieder produzieren, innovative Ideen wie Autokinokonzerte werden entstehen, und vieles mehr. Aber das schließt herkömmliche Festivals, Konzerte, Fußballspiele, Clubs, Volksfeste, Jahrmärkte, Freibäder usw. einfach kategorisch aus. Auch kleine Konzerte mit 30-50 Besuchern. Und auch private Parties außerhalb der Hausgemeinschaft werden noch lange illegal bleiben. Die laufen der Idee von social distancing und Ansteckungsprävention einfach komplett entgegen.
Ich finde es selbst zum kotzen, das könnt ihr mir glauben! Aber es wird kein KIT und kein Wolfszeit geben, keine Hamburg Metaldayz, kein Oktoberfest, keine legalen Alternativparties zum Wacken oder Partysan, und sehr wahrscheinlich auch kein Metal Hammer Paradise. Das ist jetzt auch kein frustrierter Pessimismus von mir. Auch nicht etwas, was man mit einer anderen Meinung ändern kann. Das ist schlicht die Faktenlage. Ich kenne keine seriöse Alternative.
Ist eine riesige Scheiße, aber wir müssen uns damit abfinden!
Ich hoffe persönlich inzwischen auf das Ragnarök in genau einem Jahr. Das könnte klappen!