Anti-Pegida Fred

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MetallKopp

W:O:A Metalmaster
9 Aug. 2003
23.047
759
130
Klostermoor
www.reaperzine.de
Sehr genialer, sehr unaufgeregter, langer und sachlicher Essay zum Thema Islam und Islamistische Gewalttaten in zwei Teilen.


[...]
Jedoch ist die Auslegung des Islam, die diese Morde rechtfertigt, weit von dem entfernt ist, was in den Moscheen des islamischen Mainstreams in Europa gepredigt wird, wie ihn die großen orthodoxen und moderat-islamistischen Islamverbände vertreten. Auch innerhalb dieses Mainstreams werden die islamischen Quellen eher literalistisch als historisch-kritisch ausgelegt, auch hier sucht man darin nach Regeln für das täglich leben. Jedoch werden Djihadismus und Terrorismus hier weithin als unislamisch verurteilt.
[...]
Jedoch kann man auch nicht behaupten, die djihadistische Ideologie existiere in völliger Isolation vom islamischen Mainstream. Sicherlich legen beide die religiösen Quellen und die Tradition in deutlich unterschiedlicher und sich teils direkt widersprechender Weise aus, jedoch schreiben beide dieselbe Tradition fort und es bestehen auch in einigen problematischen Punkten Anknüpfungspunkte.
[...]
Wer dabei aber das Recht auf blasphemische Äußerungen in Zweifel zieht, wer zu Demonstrationen gegen Karikaturen aufruft oder gar staatliche Verbote fordert, der übernimmt die Rolle des Biedermanns für die djihadistischen Brandstifter. Auch deren Gefühl, „Rächer des Propheten“ zu sein, würde wohl etwas schwächer ausfallen, wenn es zuvor keine breiteren öffentlichen Proteste gegen Mohammed-Karikaturen gegeben hätte.
[...]
Die Verantwortung, um die es hier geht, ist eine Reflexion darüber, ob das eigene Sprechen dazu beiträgt, ein Feindbild Islam zu stabilisieren, das zu Diskriminierung, Hass und Gewalt gegen reale oder vermeintliche Muslim_innen führt; eine Reflexion darüber, ob sich die Probleme auch auf eine Weise benennen lassen, bei der das unwahrscheinlicher ist. Natürlich sind die diskursiven Effekte des eigenen Sprechens nie in Gänze abzusehen oder zu kontrollieren, aber man kann doch Abschätzungen vornehmen.

Das stumpfe und bisweilen regelrecht genüssliche Insistieren darauf, dass die Attentate „etwas mit dem Islam zu tun haben“ dürfte oftmals zur Stärkung marginalisierender und kulturrassistischer Diskurse beitragen – zumindest dann, wenn es nicht mit den notwendigen Differenzierungen einhergeht. Wenn die sozialen und politischen Umstände, unter denen sich die drei Mörder radikalisiert haben, ausgeblendet und die Ursachen in irgendwelchen Koranversen, Hadithen oder Aussagen von islamischen Gelehrten gesucht werden, werden die Taten kulturalisiert und werden Muslim_innen als gefährliche Minderheit stigmatisiert.
 

Mü_Exotic

W:O:A Metalgod
7 Aug. 2006
86.410
14.507
168
Der erste Trugschluss besteht im Glauben, die Ursachen für die Morde von Paris seien in erster Linie in der islamischen Tradition zu suchen. Diejenigen, die diesem seit 9/11 sehr verbreiteten kulturalistischen Trugschluss unterliegen, verweisen auf Zitate aus dem Koran oder der islamischen Überlieferung, in denen zur Tötung von Jüd_innen oder von denjenigen, die Mohammed beleidigt haben, aufgerufen wird – und wer solche Stellen sucht, wird fündig.

Jedoch ist es geradezu absurd, die Ursachen für das Handeln der djihadistischen Mörder_innen von heute zuvorderst in jahrhundertealten religiösen Schriften zu vermuten. Niemand begeht 2015 einen Mord, weil Mohammed vor 1400 Jahren, Ibn Tamiyya vor 700 Jahren und Ibn Abd-al-Wahhab vor 250 Jahren irgendetwas gesagt, geschrieben oder getan hat. Die Ursachen für hier und jetzt begangene Morde sind in erster Linie hier und jetzt zu suchen, nämlich in den gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Umständen, unter denen die Mörder sozialisiert wurden und sich radikalisiert haben. Wer ernsthafte Ursachenforschung betreiben will, sollte sich für die Recherche lieber in europäische (Vor-)Städte, Schulen, Sozialeinrichtungen, Arbeitsämter usw. begeben als in die islamwissenschaftliche Abteilung irgendeiner Universitätsbibliothek.

:o
 

Mü_Exotic

W:O:A Metalgod
7 Aug. 2006
86.410
14.507
168
Der erste Trugschluss besteht im Glauben, die Ursachen für die Morde von Paris seien in erster Linie in der islamischen Tradition zu suchen. Diejenigen, die diesem seit 9/11 sehr verbreiteten kulturalistischen Trugschluss unterliegen, verweisen auf Zitate aus dem Koran oder der islamischen Überlieferung, in denen zur Tötung von Jüd_innen oder von denjenigen, die Mohammed beleidigt haben, aufgerufen wird – und wer solche Stellen sucht, wird fündig.

Jedoch ist es geradezu absurd, die Ursachen für das Handeln der djihadistischen Mörder_innen von heute zuvorderst in jahrhundertealten religiösen Schriften zu vermuten. Niemand begeht 2015 einen Mord, weil Mohammed vor 1400 Jahren, Ibn Tamiyya vor 700 Jahren und Ibn Abd-al-Wahhab vor 250 Jahren irgendetwas gesagt, geschrieben oder getan hat. Die Ursachen für hier und jetzt begangene Morde sind in erster Linie hier und jetzt zu suchen, nämlich in den gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Umständen, unter denen die Mörder sozialisiert wurden und sich radikalisiert haben. Wer ernsthafte Ursachenforschung betreiben will, sollte sich für die Recherche lieber in europäische (Vor-)Städte, Schulen, Sozialeinrichtungen, Arbeitsämter usw. begeben als in die islamwissenschaftliche Abteilung irgendeiner Universitätsbibliothek.

:o

den punkt find ich sehr ansprechend :o
 

Mü_Exotic

W:O:A Metalgod
7 Aug. 2006
86.410
14.507
168
Das ist ein dermaßen dämlicher Wortbeitrag, dass ich gar keine Worte dafür finde. :mad:

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:o
 

Wacki10

W:O:A Metalmaster
17 Aug. 2010
20.680
30
93
Bei Erlangen
Der erste Trugschluss besteht im Glauben, die Ursachen für die Morde von Paris seien in erster Linie in der islamischen Tradition zu suchen. Diejenigen, die diesem seit 9/11 sehr verbreiteten kulturalistischen Trugschluss unterliegen, verweisen auf Zitate aus dem Koran oder der islamischen Überlieferung, in denen zur Tötung von Jüd_innen oder von denjenigen, die Mohammed beleidigt haben, aufgerufen wird – und wer solche Stellen sucht, wird fündig.

Jedoch ist es geradezu absurd, die Ursachen für das Handeln der djihadistischen Mörder_innen von heute zuvorderst in jahrhundertealten religiösen Schriften zu vermuten. Niemand begeht 2015 einen Mord, weil Mohammed vor 1400 Jahren, Ibn Tamiyya vor 700 Jahren und Ibn Abd-al-Wahhab vor 250 Jahren irgendetwas gesagt, geschrieben oder getan hat. Die Ursachen für hier und jetzt begangene Morde sind in erster Linie hier und jetzt zu suchen, nämlich in den gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Umständen, unter denen die Mörder sozialisiert wurden und sich radikalisiert haben. Wer ernsthafte Ursachenforschung betreiben will, sollte sich für die Recherche lieber in europäische (Vor-)Städte, Schulen, Sozialeinrichtungen, Arbeitsämter usw. begeben als in die islamwissenschaftliche Abteilung irgendeiner Universitätsbibliothek.

:o

Wow...ich bin sprachlos...das spricht mir dermaßen aus dem Herzen...:o

*Applaus* :)