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fussel111

W:O:A Metalhead
16 Juni 2003
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Königstein im Taunus
nimmer.weg
28. Dezember 2005 „Vorsicht, jetzt stinkt's”, warnt Kubodera, bevor er den Deckel hebt. In der Kiste liegt seine Trophäe, ein unappetitlicher, aufgequollener Tentakel, des Forschers ganzer Stolz. Er hat nicht übertrieben, der Geruch ist scheußlich und der Anblick, offen gesagt, ein wenig enttäuschend. Der zusammengerollte, schlaffe Muskel in der Kühlbox hat so ganz und gar nichts von dem kraftvollen, sagenumwobenen Meeresungeheuer, das seit Jahrhunderten die Phantasie von Seeleuten und Schriftstellern beflügelt, und er kommt auch nicht an die präzisen Beschreibungen des Wissenschaftlers heran, der den Riesenkalmar in der ewigen Dunkelheit der Tiefsee aufspürte.

Als der Fangarm auf das Deck seines Fischerboots gehievt wurde, ahnte Tsunemi Kubodera, daß er sein Ziel endlich vor Augen hatte. Die Saugnäpfe griffen noch im letzten Reflex kräftig nach Fingern und Planken, der abgetrennte Tentakel war wohl fünfeinhalb Meter lang. Es mußte ein riesiges Tier ein. Doch Gewißheit hatte der Meeresbiologe erst, als die Fotos der an einer Leine versenkten, ferngesteuerten Kamera vor ihm lagen. Was er auf 550 Einstellungen zu sehen bekam, verschlug ihm die Sprache: „Der Architeuthis galt als träge und schwerfällig, aber das hier war ein aktives Raubtier.” Die digitalen Bilder, zusammen mit Kuboderas Erläuterungen im britischen Fachblatt „Proceedings of the Royal Society”, lieferten den ersten Nachweis eines lebendigen Riesenkalmars in freier Natur. Eine Sensation, die im September nicht nur die Wissenschaft aufrüttelte. Seither kann sich der verschlossen wirkende Forscher in seinem Tokioter Naturkunde-Institut der Anfragen nicht erwehren, er vermittelt den Eindruck, daß ihm die ganze Aufregung ziemlich lästig ist.

„Architeuthis”: Herrscher der Tintenfische
Mehr als vier Stunden...

In zahllosen Mythen und Schauermärchen ist der Riesentintenfisch lebendig. Jules Vernes Kapitän Nemo machte mit dem U-Boot Nautilus in „20 000 Meilen unter dem Meer” seine Bekanntschaft, Herman Melville verewigte ihn in Moby Dick. Expeditionen von Abenteurern und Wissenschaftlern durchforschten vergeblich die Weltmeere. Aber niemand kam dem größten Kopffüßer nachweislich lebend auf die Spur, und selbst die Wissenschaft wußte die längste Zeit nur, was Fischer ihnen zu Seemannsgarn versponnen berichteten, von Monsterkraken, die ganze Schiffe auf Nimmerwiedersehen in die Tiefe rissen. In Norwegen hielt man die Riesenkalmare gar für Wassergeister. Erst 1854 untersuchte der dänische Professor Japetus Steenstrup Reste eines gestrandeten Exemplars, verglich sie mit den Organen kleinerer Kalmararten und gab ihm den bis heute gültigen Namen Architeuthis, Herrscher der Tintenfische. Die erste wissenschaftliche Studie führte 1880 ein Professor der Yale-Universität aus. So viele Geheimnisse der Natur sind seither gelüftet worden, doch der Riesenkalmar widersetzte sich dem Menschen und allen Mitteln der Technik, blieb unnahbar und rätselhaft in der Tiefe der Weltmeere verborgen. Was man von ihm weiß, stammt fast ausnahmslos von toten oder sterbenden Tieren, die angeschwemmt oder in Treibnetzen gefangen wurden, insgesamt nicht mehr als 100 Exemplare in aller Welt.

Für Kubodera lag der Schlüssel der Erkenntnis im Pottwal. In der Walfängernation Japan, wo man akribisch das Beuteschema der größten Meeresbewohner analysiert, fand man im Magen erlegter Pottwale immer wieder handgroße Kalmarschnäbel, überdies zeigte die Haut der Wale mitunter Narben von den Saugnäpfen großer Kalmare - Kampfspuren. Hier setzte der Meeresforscher an: „Wenn Pottwale Kalmare jagen und verspeisen, dann führt der Weg zu den Kalmaren über den Pottwal.” Seit Jahren schon - genaugenommen seit ihn sein Professor in Hokkaido auf die Spur der Kalmare setzte - hoffte der Zoologe auf eine Begegnung mit dem legendären Architeuthis. Ende der neunziger Jahre erhielt er einen Tip, ein Fotograf schickte ihm Bilder von einem Tauchtrip nahe den Ogasawara-Inseln im Nordpazifik. In den tiefen Gewässern dort sammeln sich zwischen September und Dezember die Pottwale zur Jagd.

Futterfallen und eine Kamera am Seilende
hatte der gewaltige Tiefseebewohner zu kämpfen...

Im September 2002 tritt Kubodera seine erste Reise an, 25 Stunden mit der Fähre, 1000 Kilometer. Von Walbeobachtungen weiß er, daß die Pottwale in der Region, zehn bis fünfzehn Kilometer von der Insel Chichijima, am Tage zwischen 800 und 1000 Meter tief tauchen, bei Nacht auf 400 bis 500 Meter aufsteigen. Er kauft ein altes Fischerboot und fährt mit seinem Partner Kyoichi Mori von der Walbeobachtungsstation Ogasawara hinaus. Mehrere Wochen im Jahr sind sie draußen, versuchen einen Riesenkalmar vor die Roboter-Kamera zu bekommen, die sie an einer Leine in die Tiefe versenken. Unter Fotoapparat, Röhrenblitz, Timer und Tiefenmesser befestigen sie Futterfallen mit Tintenfischen und Krabben. Das System wird so eingestellt, daß es ab einer Tiefe von 200 Metern im Abstand von 30 Sekunden automatisch zu fotografieren beginnt, über einen Zeitraum von bis zu fünf Stunden. Zwei Jahre lang passiert gar nichts.

„Doch am 30. September 2004 um 9.15 Uhr, in 900 Meter Tiefe, setzte ein Riesentintenfisch zur Attacke auf den Köder an”, erinnert sich Kubodera, der die Fotos von jenem dramatischen Morgen in schneller Folge über seinen Laptop ziehen läßt. Viel sieht man eigentlich nicht, und ohne die begleitenden Erläuterungen könnte man seine Begeisterung beim Anblick zweier weißlicher Fäden vor tiefblauem Hintergrund kaum verstehen. Riesenkalmare haben zehn Arme: zwei lange dünne Tentakel mit keulenförmig ausschwingenden Enden, die mit Saugnäpfen bestückt sind und zum Fangen der Beute dienen, und acht kürzere Arme - sie führen die Beute zum Mund. Kuboderas Riesenkalmar legt seine langen Arme wie einen Ball um die Beute, doch dann verfängt er sich im Eifer des Gefechts in dem Haken des Köders. Die folgenden 80 Minuten versucht das Tier, sich aus seiner Falle zu befreien, taucht ab, zieht ruckartig nach oben, es kann einem leid tun. Nach insgesamt vier Stunden und 13 Minuten spüren die Männer auf dem Schiff plötzlich, daß die Schnur erschlafft. Der Architeuthis hat sich losgerissen - und dafür in seiner Verzweiflung einen seiner Arme geopfert.

”Er hat sich ergeben”
...bis er sich vom Haken befreien konnte.

„Man hat mich deswegen kritisiert: Ich hätte den Riesenkalmar verletzt, jetzt werde er elendig verhungern. Aber ich glaube nicht, daß er verendet.” Kubodera läßt keinen Zweifel, aus seiner Sicht ist des Kalmars Verlust ein großes Geschenk: „Wissenschaftler streben nach Erkenntnis, und sie müssen ihre Forschung beweisen. Deshalb ist der Tentakel für uns so wichtig. Ohne ihn wäre meine Arbeit so nicht akzeptiert worden.” Von der Länge des Fangarms schloß er auf eine Gesamtgröße von gut acht Metern, wie ein kleiner Bus. „Wir wissen noch viel zuwenig über diese Tiere”, sagt Kubodera. Aber immerhin weiß man jetzt, daß der Riesenkalmar ganz anders ist als gedacht: „Viel kräftiger und aggressiver. Es scheint, daß er seine Beute aus der Horizontale angreift. Seine Tentakel formt er zu einem Ball, in etwa so, wie sich ein Python um seine Beute schlingt.” Der 54 Jahre alte Tokioter Forscher hat wenig Konkurrenz: Im eigenen Land zwei oder drei, in der Welt vielleicht ein Dutzend Riesenkalmar-Fachleute, die jetzt wohl allesamt in Andacht und Ehrfurcht erstarrt sind. So wie sein Freund und Kollege Steve O'Shea von der Technischen Universität Auckland, der in einem Beitrag für die „New York Times” sinnierte: „Ich habe von dem Augenblick geträumt, da dieser kaum faßbare Tintenfisch gefunden würde. Und ich habe mir selbst versprochen, daß wenn jemand anders das scheinbar Unmögliche erreicht, ich mich hinsetze, eine Flasche Wein entkorke und eine Zigarette rauche, ganz entspannt, während Neil Diamonds Jonathan Livingston Seagull im Hintergrund spielt.”

„Manche haben einen enormen Aufwand getrieben”, sagt Kubodera in seiner nüchternen Art. „Wir dagegen haben uns einfach auf seine Lebensgewohnheiten eingestellt.” Als moderner Kapitän Ahab will er sich nicht verstanden wissen, von der Jagd besessen sei er nicht. Wie er seine Liebe zum Urviech entdeckte? „Es hat sich ergeben.” Sein Professor interessierte sich für Nahrungsketten, und so interessierte sich auch Student Kubodera dafür. Nach einem Aufenthalt an der Universität von Oregon verschlug es ihn zum Nationalen Wissenschaftsmuseum in Tokio, Abteilung für Zoologie. Da sitzt er nun, forscht und sammelt Geld für seine Expeditionen. Wären da nicht überall die Tintenfische aus Plüsch und Plastik in seinem Büro, man würde ihm die zur Schau gestellte Sachlichkeit abnehmen.

Ein ganz normales Nahrungsmittel
Dafür mußte er allerdings...

Den Wirbel um seine Forschung, die er bis zur Veröffentlichung ein Jahr unter Verschluß hielt, versteht er nicht recht. In Japan sei der Tintenfisch weniger mit Mythen belegt und ein ganz normales Nahrungsmittel, für Suppen, zum Braten oder auch roh. Deshalb wohl kommt japanischen Besuchern eine ganz andere Frage, wenn sie in Kuboderas Plastikbox den langen Fangarm erblicken: Für wie viele Sushi-Häppchen reicht eigentlich ein Riesenkalmar-Tentakel? Man überläßt ihn besser den Pottwalen. Denn der Hauch von Ammoniak, der dem Fleisch der langen Meeresgiganten anhaftet, verdirbt dem Menschen den Appetit.
 

Bollzeck

W:O:A Metalmaster
14 Aug. 2002
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Minden
Sach ma, hast Du langeweile oder was ???
Was hat das mit Wacken oder Heavy Metal zu tun ???
Wenn ich sowas lesen will gehe ich auf die Spiegel Seiten :rolleyes:
 

Bollzeck

W:O:A Metalmaster
14 Aug. 2002
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OK, da hast Du Recht.
Aber für jede Nachricht einen Thread erstellen?

Hmmm, der Fussel kriegt das bestimmt noch hin.
Ich war ja am Anfang auch so :D
 

E'Lell

W:O:A Metalmaster
4 Juni 2003
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Sauerland
www.ps-metal.de
Bollzeck schrieb:
Hmmm, der Fussel kriegt das bestimmt noch hin.
Ich war ja am Anfang auch so :D

Nur am Anfang? :D

Fussel ist schon OK (eigentlich: mehr als das!!!). Steht aber so ein bischen mit dem Netz (speziell: Foren) auf Kriegsfuß (wie viele, die 99% ihres Berufslebens mit Putern arbeiten).
Ist seit zwei Jahren mit mir im Camp, kennt den ein oder anderen und hat irgendwie 'n schlechtes Gewissen deswegen - nicht Forumler und trotzdem im Camp. Laß ihn mal seine Erfahrungen sammeln, wird schon! ;)
 

Bollzeck

W:O:A Metalmaster
14 Aug. 2002
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E'Lell schrieb:
Nur am Anfang? :D

Fussel ist schon OK (eigentlich: mehr als das!!!). Steht aber so ein bischen mit dem Netz (speziell: Foren) auf Kriegsfuß (wie viele, die 99% ihres Berufslebens mit Putern arbeiten).
Ist seit zwei Jahren mit mir im Camp, kennt den ein oder anderen und hat irgendwie 'n schlechtes Gewissen deswegen - nicht Forumler und trotzdem im Camp. Laß ihn mal seine Erfahrungen sammeln, wird schon! ;)
Naja, vielleicht schaffen wir es ja 2006, ein paar Bier zusammen in Wacken zu trinken ;)
Kommt er nächstes Jahr auch wieder mit?

Ach ja, und hier Erfahrungen sammeln ist echt hart :D