Ich halte Toleranz für eine der wichtigsten Verhaltensweisen, wenn man mit anderen vernünftig zusammen leben will. Jede Meinung ist mir recht, solange niemand dadurch Schaden nimmt oder anderweitig beeinträchtigt wird. Sollen die Katholiken doch ihren Papst feiern auf dieser Veranstaltung, ich habe meinen Spaß auf eine andere Art.
Übrigens stand ich dem ganzen bis letzte Woche genauso ablehnend gegenüber, wie Du jetzt. Aber ich habe mir gedacht, daß ich nicht das Recht habe mir eine so festsitzende Meinung zu bilden, ohne zu wissen von was ich rede. Also bin ich hin gefahren. Und meine Ablehnung hat sich relativiert. Die Fundis sind die Ausnahme, die Hälfte der Leute ist schonmal gar nicht wegen dem Glauben dort. Die Organisation, die das ganze Spektakel veranstaltet, lehne ich weiterhin ab, und organisierte Religion ist für mich immernoch ein zu verurteilendes Ding. Trotzdem hat das ganze auch seine guten Seiten: Es findet ein intensiver interkultureller Austausch statt, da die meisten Leute ohne Berührungsängste und Vorurteile aber voller Neugier sind. Erstaunlicherweise haben die 400.000 Leute in dieser Woche nichtmal halb so viel Müll hinterlassen, wie 40.000 in drei Tagen Wacken, und selbst der war meistens in Mülltüten verpackt und in Haufen gesammelt. Essen und Trinken sind günstig (es gibt zwar keinen Alkohol, aber 0,3 Coke für 1,-€, Hamburger für 1,-€, Pott Kaffee 1,50€...) und meistens gut. Am Programm muß man ja nicht teilnehmen, aber im Ticket sind auch ein Regionalticket für den ÖPNV und der Eintritt in fast alle örtlichen Museen sowie Vollverpflegung enthalten. Auch wenn man nicht am kirchlichen Programm teilnehmen will, hat man also immer was zu tun.
Aber wie Du es gesagt hast: Mußt Du wissen. Sich aber eine so festgefressene Meinung über die gesamte Veranstaltung zu bilden, ohne dort gewesen zu sein, ist nicht gerechtfertigt. Der Hintergedanke ist zweifellos schlecht (Reevangelisierung, Kirchenpropaganda und Papstwerbung), die Veranstaltung wie sie tatsächlich ablief dagegen nicht. Obwohl in der Stadt mehr als zehnmal so viele Gäste waren wie in Wacken, gab es viel weniger Streß. Und schon Wacken halte ich für ruhig und friedlich.