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"Guten Tag" statt "Griaß God": Stirbt das Bairische tatsächlich aus?
Schon vor Jahren warnte der "Bayerwaldbote" eindringlich, schlechte Sitten würden das Bairische zum Aussterben bringen.
"Reden Sie mit Ihrem Chef genau so, wie Ihnen der Bayerwaldschnabel gewachsen ist? Haben Sie Ihrem Kind auch schon gesagt, dass es zum Lehrer in der Schule lieber 'Guten Tag' statt 'Griaß God' sagen soll? Dann sind Sie auch mit schuld: 'Wenn ma so weidamacha, na werma boi a Land vo x-Beliebige sa.'"
Ein bedrohter Dialekt
Bairisch ist nach Ansicht des Dialektforschers Bernhard Stör (er ist Lehrbeauftragter an der Ludwig-Maximilians-Universität München) vom Aussterben bedroht. Nur noch rund zwei Prozent der Kinder in München sprechen Mundart, berichtet Stör dem Nachrichtenmagazin "Focus" in seiner kommenden Ausgabe.
Laut der UNO-Bildungsorganisation UNESCO gilt eine Sprache als bedroht, wenn weniger als 30 Prozent des Nachwuchses die Sprache beherrschen.
"Kein Münchnerisch mehr"
"In 60 Jahren spricht keiner mehr Münchnerisch", ist Stör überzeugt. Von der bayerischen Landeshauptstadt aus werde sich eine Standardsprache ausbreiten und die Dialekte verdrängen. Auf dem Land in Ober- und Niederbayern hört man ja den jeweiligen Dialekt noch viel ausgeprägter als in der urbanen Münchner Zone.
Was heute bairisch klinge, sei meist nur noch eine lautmalerische Übersetzung aus dem Hochdeutschen, sagte der Dialektforscher. Bleiben werde im Süden "eine norddeutsch geprägte Umgangssprache mit bairischen Restgräten".
Zu viele "Zuagroaste"
Möglicherweise liegt ja der von Stör festgemachte Trend auch daran, dass sich die Bevölkerungsstruktur Münchens ändert. Die berühmten "Zuagroasten", also jene von den Bayern oft als "Breisn" (Preußen) bezeichneten Norddeutschen, prägen heute mehr das Bevölkerungsbild Münchens als etwa zur Zeit der Kindheit von Franz Beckenbauer.
Beckenbauer, der als Kind angeblich strikt abgelehnt habe, Hochdeutsch zu reden, spricht mittlerweile auch verständliches Deutsch - wenn auch mit bayrischer Intonation.
Bayrisch ist nicht gleich Bairisch
In der Sprachwissenschaft wird der Dialekt "Bairisch" mit "i" statt "y(e)" geschrieben, um es vom politischen Begriff des "Bay(e)rischen" (Zugehörigkeit zum Bundesland Bayern) zu unterscheiden, da zu Bayern außer den Bairisch sprechenden Altbayern auch Franken und Bayerisch-Schwaben gehören - also Dialekte, die nicht bairisch sind.
"Bayerisch", so die Wikipedia, ist das Adjektiv zu Bayern, vormals "Baiern". Der Buchstabe "y" im Wort "Bayern" wurde erst durch die philhellenischen Wittelsbacher für das gewachsene Staatsgebilde eingeführt.
Mit mehr als zwölf Millionen Sprechern bildet das Bairische (oder Ostoberdeutsche) das größte zusammenhängende Dialektgebiet der deutschen Dialekte.
Trotz des Namens wohnt die Hälfte der Bairisch-Sprecher außerhalb Bayerns. Fast alle österreichischen Dialekte gehören, sprachwissenschaftlich gesehen, zum Bairischen.