Keine Zeit nochma durchzulesen, aber HIER!
Teil Vier
Gehobenen Hauptes und doch mit etwas zittrigen Händen, stand ich dort und blickte ihm entgegen, der er von zwei meiner pinken Wachen geführt wurde. Kurz vor mir blieben sie stehen und warfen ihn mit voller Kraft auf den Boden, zwangen ihn zu seinen Knien und griffen dann zu den Papyrusrollen, den von meinen Beratern gefertigten „Gefangenen Guides“, die sie in den Seitentaschen ihrer Uniformen trugen, um nachzulesen ob bis jetzt alles nach Plan verlaufen war.
Währenddessen warf ich einen genaueren Blick auf den Gefangenen, den ersten seiner Art, den ich jemals sah. Er war von äußerst seltsamer Erscheinung, so seltsam, daß seltsam eventuell nicht das richtige Wort wäre, um diese seltsame Erscheinung rechtgemäß zu beschreiben.
All mein Volk trug die Haare lang und glatt, vom Säugling bis zum Greis, seines aber war auf merkwürdige Weise gedreht und umrandete seinen Kopf, ich schätze es höchstens auf 5 heidnische cm. Zudem trug er eine seltsam enge Hose von blauer Farbe und eine Jacke der schwarzen Farbe aus einem mir nicht wirklich bekannten Stoff. Und dann wanderten meine Augen zu seinem Oberkörper und wie ich annehme, taten es auch die Augen meiner Berater und Wachen um mich herum, denn alle zuckten sie im selben Moment peinlich zusammen und ein kleiner, erschrockener Seufzer entwich jedem Mund.
„Eure Majestät...!“, flüsterte Obesum mir zu, doch noch immer stand ich unter einem merkwürdigen Schock und war unfähig mich meinem Berater zuzuwenden.
„Eure Majestät!“, wiederholte er nun etwas lauter und langsam gelang es mir ihm meinen Kopf zuzudrehen.
„Ja, bitte?“, sagte ich und schaute in das pausbackige Gesicht.
„Er…Er… Es…Hat überall Haare auf der Brust!“, brachte er schließlich hervor.
„Das habe ich bereits auch gemerkt, Klopsi!“, antwortete ich ihm etwas energisch.
Und so war es. Die gedrehten Haare seines Kopfes wuchsen ebenfalls auf seiner Brust, wie ein wild durchwachsener Jungle wucherten sie auf seine Haut, obwohl mir und meinem Volk Jungle noch völlig unbekannt war, nur mein Vater kannte dieses Wort und seine Bedeutung, doch da es in meiner Betrachtung nach sehr amüsant klang, wendete ich es hier an.
„Eure Majestät, ich werde nun mit dem Gefangenen sprechen.“, kündete Obesum an und räusperte sich laut. Dann trat er einen großen Schritt auf unseren Gefangenen zu.
„Die große Königin Mnemosyne Castanea des Königreiches welches keinen Namen, hat wünscht, bzw. befiehlt, euren Namen zu kennen. Demnach fordere ich Euch auf, ihn zu äußern!“, dröhnte er den Gefangenen mit tiefer Stimme an und musterte ihn mit einem aufgelegten, ernsthaften Blick.
Der Gefangene hob seinen Kopf. Hochnäsig und auch mit einem gleichgültigen Blick schaute er mir mitten ins Gesicht.
„Der Name ist Hoff. Dave Hoff.“, sagte er dann und versuche mir zuzuzwinkern, doch in dem Moment trat mein Vater neben mich und zog dem Hoff eins mit seiner leeren Bierflasche über den Kopf, der daraufhin halb graziös, halb schlaff zu Boden sank.
„Werft ihn in der Kerker!“, lallte er dann die Wachen an und verschwand wieder hinter den Toren des Palastes.
Am nächsten Tag ließ ich anordnen, den Gefangenen zu mir in den königlichen Saal zu schicken. Dort angekommen belehrten ihn zunächst meine Berater der Königin, also mir, mit großem Respekt gegenüber zu treten und sich durchgehen respektvoll zu verhalten, mit viel Respekt, wie es in allen Königreichen zu dieser Zeit üblich war und, wie Asparagi behauptete, es auch immer sein würde, selbst wenn die Monarchie irgendwann abgeschafft werden sollte, die Monarchen aber trotzdem überlebt hätten. Aber davon wollte damals noch keiner wissen, denn damals waren die Zeiten schwer und man dachte stets nur an den nächsten Tag.
„Sagt, Dave Hoff.“, sprach ich den Gefangenen an. „Warum sucht man Euch überall? Was habt ihr getan, daß Ihr so verhasst seid? Mein Berater konnte mir keine gescheite Antwort geben und die Antwort von Euch persönlich zu erhalten, würde mir eher gefallen.“
„Nun, Eure Majästet.“, sagte Dave Hoff. „Diese Frage kann ich Euch nicht beantworten. Ich kann nur eine Forderung stellen, die ich an jedes bis jetzt von mir besuchte Königreich gestellt habe.“
Eigentlich hätten in diesem Moment die allseits bekannten Alarmglocken bei mir läuten sollen, da ich aber eh an Tinnitus litt und stets Glocken, Piepen und Klingeln hörte, entschied ich, daß ich den Alarm nicht einschalten würde. Statt dessen blickte ich Dave Hoff ernsthaft an und verlangte von ihm, seine Forderungen zu äußern.
Dies schien den halbwegs jungen Gefangenen aber sehr zu verwirren, da er mich mit riesigen Augen anblickte und nach Worten zu suchen schien.
„Gefangener! Die Königin hat euch befohlen eure Forderungen zu äußern!“, warnte ihn Obseum, der neben meinem Thron stand.
Dave Hoff jedoch fing an zu zittern und schaute sich gar schon panisch, als ob er einen Ausgang suchen würde, zu dem er flüchten wollte.
„Gefangener, was sind Eure Forderungen?“, schrie der moppelige Klopsi nun schon fast. Nicht einmal mein ermahnender Blick konnte ihn beruhigen.
„Nun,“, sagte Hoff „Im Grunde habe ich keine Forderung. Die Anderen Königreiche ließen mich nie aussprechen, sondern warfen mich sofort in den Kerker, so daß meine Wut stieg und ich alles zerstörte. Ich muß mit der Zeit vergessen haben, was meine eigentlich Forderung war.“
Obesum, Asparagi, Deformis und ich schauten uns an.
„Welch interessante Geschichte!“, rief dann Asparagi aus. Und dem konnte ich nur zustimmen, noch nie hatte ich so etwas gehört, und dazu auch noch von so einem seltsamen Menschen.
„Sagt, Dave Hoff, wollt Ihr nicht bleiben und zu meinem persönlichen Berater ernannt werden? Ihr seht ulkig aus, das würde meinen Tag erhellen. Zudem stecken sicherlich viele Geheimnisse in eurer behaarten Brust.“, sprach ich mit ernsthafter Stimme und prompt auch nahm Dave Hoff, der am selben Tag noch zum Ritter geschlagen wurde, da uns nichts besseres einfiel, die Stelle an.
Später noch erhängten wir einige Diebe um uns den Abend zu verschönern.
Doch um 9 Uhr mußte ich ins Bett, weil ich am nächsten Tag eingeschult werden sollte.