Zunächst: JBO sind IMHO Metal genug und viele ihrer Lieder ebenso. Gibt genug recht harte Stücke von denen. Knorkator sind hingegen "nur" sehr gute Musiker. Und beide Bands ziehen Spaßshows ab, bei denen ich jedes Mal einen Heidenspaß habe. Von daher will ich auch, dass beide in Wacken auf der Party Stage aufschlagen, zumindest ab und an. Immerhin, von der Besetzung her (mit E-Gitarre und Bass und so) sind auch Knorkator... naja, teilweise zumindest sowas Ähnliches wie Metal.
Die Berichterstattung ist aber in der Tat sehr einseitig. Echt baff war ich, als ich mal eine BILD in die Hand bekam (ich meine, 2011... aber bin nicht mehr sicher) und darin der einzig berichtenswerte Punkt das Schlammcatchen mit Tittenshow war. Kein Wort über eine einzige Band.
Die Realität sieht anders aus: Da mögen 2000 Leute beim Schlammcatchen sein, gleichzeitig sind aber 60000 im Infield. Und darum ist vor allem die Berichterstattung das, was problematisch ist. Wenn ich die aktuelle ZEIT-Fotostrecke sehe, ist das eine Modenschau - 20 Bilder, ein einziges davon zeigt sowas wie "Infield", von Bands keine Spur.
Ich vermute nur, die "Reporter" trauen sich gar nicht vor die Bühnen und können mit dem, was da passiert, nichts anfangen. Folglich gehen die auf das zurück, was sie kennen: Leute fotografieren und betonen, wie toll die Stimmung ist.
Ob da ein paar Leute Wrestling gucken oder jemand Bruchenball spielt, ist mir aber egal. Wackinger Village mag ich sogar, ich finde, der ganze Folk/Mittelalter-Kram hat auch genug Berührungspukte mit der Metalszene, der darf da bleiben (und ich find das Essen großteils besser dort).
Übrigens: Ganz gut fängt der "Wacken 3D"-Film die Stimmung ein, finde ich. Eben mit Bands, Metal Battle und Fans, und eben nicht mit "Hach, guck mal, Heino ist auch da!"
Wichtig ist aber das, was vor den Bühnen abgeht. Klar, schade, wenn Leute die knappen Tickets blockieren, die gar keine Bands sehen wollen - aber verbieten kann man das schlecht.
Übrigens: Kommerz ist nicht per se böse. Ohne Kommerz hat man kein Geld, um die Infrastruktur aufzubauen und die Bands dahin zu holen. Und wenn man sowas macht, will man davon auch leben können, das ist legitim. Und wenn man davon was besser leben kann, IMHO auch, die Durststrecke der Veranstalter war lang genug und das Risiko ist auch nicht klein (stellt Euch mal vor, Wacken müsste wegen zu schlechtem Wetter ganz abgesagt werden. Nein. Will ich mir auch nicht vorstellen.)
Man muss die Kommerz-Dinge ja nicht mitmachen, und man kann sich sehr weitgehend selbst versorgen. Grill mitbringen und das Fleisch auch, und schon ist es egal, was im Infield der Nacken kostet. Ist ja nicht verboten. Und das Dosenbier darf man aussrhalb des Infields auch trinken (und wenn man sich einen Literkrug besorgt, kann man auch immer einen Liter mit reinnehmen).
(Ich will aber auch nicht beschönigen, dass ich die 0,3-Becher zu klein und 1 Euro pro 0,1 Liter auch nicht gerade wenig finde. Dennoch. Prinzip bleibt.)
Ach ja: Gäbe es kein Wrestling, keinen Mittelaltermarkt usw... mehr, würden die Medien sonst vermutlich gar nicht mehr oder höchstens noch über "Ah, Motörhead! Lemmy! Alt, Rock'n Roll, Alkohol!" berichten. Wäre sicher nicht besser.
Humni