Coca-Cola-Boykott in Hamburgs Restaurants
Französische Küchenchefs streichen aus Protest amerikanische Produkte von der Speisekarte
Wenn Sie in den nächsten Tagen in einem französischen Restaurant eine Coca-Cola bestellen, könnte es sein, dass der Maître mit dem Kopf schüttelt. Französische Restaurantbesitzer in Hamburg wollen ein Zeichen gegen den Irak-Krieg setzen - mit einem Boykott amerikanischer Produkte.
Ein Widerstand, der durch den Magen geht. Mit-Initiator ist Louis Boullion, Ex-Chef des Restaurants "Strandhof" in Blankenese. "Die Amerikaner protestieren doch auch gegen Frankreichs Nein zum Krieg, indem sie unseren Käse und unsere Weine nicht mehr kaufen", sagt er. Also hat er zum Telefon gegriffen und seine alten Kollegen der französischen Restaurants in Hamburg mobilisiert. "Fast zehn Betriebe machen mit", sagt er.
Jean-Yves Mabileau (36) vom "L'Auberge Française" an der Rutschbahn hat amerikanische Produkte schon seit Montag nicht mehr im Angebot. Coca-Cola, Fanta, Sprite, Whiskeys - perdu. "Die Gäste reagieren unterschiedlich. Die meisten haben aber Verständnis", sagt der Franzose. "Wenn weltweit alle Menschen USA-Produkte boykottieren würden, hätte das bestimmt Einfluss auf deren Politik", glaubt er.
Auch in der bretonischen Crêperie "Ti Breizh" an der Deichstraße (Altstadt) schließt man sich der Aktion an. "Statt Coca-Cola haben wir jetzt Afri-Cola im Programm", sagt Besitzer Hervé Kerouredan (33). Er betont: "Dieses soll keine anti-amerikanische Aktion sein, sondern eher ein Mini-Denkzettel. Wir wollen deutlich machen, dass es im Konflikt mit dem Irak sicherlich andere Lösungen als Krieg gibt."
Hamburgs bekanntester französischer Koch ist ebenfalls mit dabei. Martial Bruzeau (36) vom "Chez Alfred" am Hemmingstedter Weg (Groß Flottbek) hat den Amerika-Boykott zusammen mit Louis Boullion ins Rollen gebracht. Seinen Gästen wird er in der nächsten Zeit keine Erfrischungsgetränke, Whiskeys, Ketchup und Reis aus den Vereinigten Staaten mehr anbieten. "Wir können nicht viel gegen den Krieg tun. Mit dieser Aktion möchten wir aber dennoch ein Zeichen setzen", sagt er.
Die "Bar Cassis" am Grindelhof beteiligt sich ebenfalls - wenn auch mit Einschränkungen. "Die fünf amerikanischen Whiskeys, die ich anbiete, nehme ich jetzt aus dem Sortiment. Wenn Kinder Coca-Cola bestellen, werden sie sie aber weiter bekommen", sagt Inhaber Daniel Palcin (64). Im Restaurant "La Mirabelle" an der Bundesstraße ist das Erfrischungsgetränk hingegen von der Getränkekarte gestrichen.
Und noch mehr Protest rührt sich in Hamburg. Sergey Ragozin (26), Doktorand aus Russland an der Uni Hamburg, hat seit gestern 200 E-Mails versandt. Hierin ruft er zum Boykott von US-Produkten auf. "Der Krieg wird nicht nur gegen den Irak, sondern auch gegen die Menschenrechte geführt", sagt er. "Und dagegen müssen wir was tun."
Hervé Kerouredan von der Crêperie "Ti Breizh" steigt von Coca-Cola auf Afri-Cola um
Jean-Yves Mabileau vom "L'Auberge Française" will keinen amerikanischen Whiskey mehr in seiner Bar haben. Auch Erfrischungsgetränke wie Coca-Cola und Fanta gibt es dort nicht mehr