Frage ist halt auch welche Zielgruppe vom Alter her will man abholen?
Für mich als 20 Jähriger damals auf meinem ersten Wacken, waren damals so Sachen wie Nightwish, Within Temptation, Apocalyptica oder auch Edguy die Dinge, die mich zu meinem ersten Wacken hin gezogen haben. Auch die Ausgaben drauf dann CoB, In Flames, Amon Amarth ... ja auch Avantasia ... damals schon größere Namen, aber eben durchaus erst die letzten 10 Jahre vorher so groß geworden und damit ziemlich aktuell. Und wenn sie damals auch noch nicht auf Wacken gespielt haben, aber ein SoaD, Korn, Slipknot, Papa Roach ... hätten mich damals durchaus auch abgeholt und tun es heute auch noch.
Dazu kam dann beim Wacken auch immer Acts irgendwo aus den 80er Jahren. Eigentlich eine Generation vor mir, aber auch nun noch nicht so weit weg, dass man das nicht mal gucken kann. So wie die Scorpions 2006 - absolut grandioser Auftritt. Oder Savatage 2015 ... echt selten, echt was besonderes und einfach gut. Nur: vom Album höre ich diese Dinge heute selten - es ist eben Musik aus vor meiner Zeit, durchaus gut, verdient auf den großen Slots.
Und da hab ich aber das Gefühl das Wacken ist mit dem Publikum mit gealtert und hat es irgendwo verpasst auch noch für jüngere Attraktiv zu sein. Die (Co-) Heads, die zwischen 1995 und 2005 groß geworden sind und damit für die heute 40 Jährigen interessant sind, gibts hier und da noch mal (z.B. absolut nichts gegen In Flames und Arch Enemy nächstes Jahr) , aber auch davon mal hier einen und mal da einen, aber dann eben auch nicht mit neuren Dingen aufgefüllt, sondern eher entweder mit Bands, die eine deutlich ältere Zielgruppe ansprechen oder halt mit deutschen Acts, die man irgendwie gerne pushen will oder günstig bekommt oder was weiß ich ...
Für mich als nun etwa 40 Jähriger wäre das irgendwo noch okish, aber wenn ich 20 wäre ... ähm ... also da würde ich ja auch eher hoffen auf Material, das eben nach 2010 groß geworden ist, garniert mit dem Zeug von vor 15-25 Jahren, die für die Leute nun halt die Legenden sind. Aber mehr als nur einen Klassiker von vor 35 Jahren bräuchte ich dann auch nicht. Und das hat so wie das RaR ziemlich gut hin bekommen - Band wie Electric Callboy, Ice Nine Kills, Architects, Bad Omens, Babymetal ... da sind einige nicht ganz kleine Bands, die gerade die letzten 5 Jahre mit neuem Material gut gelandet sind. Und davon dann halt eben nicht nur eine Band, sondern jedes Jahr 4-5 Stück. Und der Rest des Lineups ist dann ziemlich vollgestopft mit Milenial-Material außer der Iron Maiden Buchung als alter Klassiker.
Für viele ältere Fans bzw. Fans des Klassischen 80er Metals mag das absolut nicht die richtige Mischung sein - die finden dann Wacken besser. Wo sonst sieht man den Schenker, Udo, Doro, Saxon, Savatage und Running Wild noch mal auf so großer Bühne? Ist auch alles recht, will ich auch keinem Weg nehmen, aber muss man sagen zieht auch wenig junge Fans unter 50 nach, so ehrlich muss man sein.
So bleibt es dann bei denen, die halt immer schon gegangen sind, seit sie das erste mal angefixt wurden. Und von denen gibt es ja nun auch nicht wenig, eigentlich sehr viele, mehr als auf so ziemlich jedem anderen Festival, das mir so einfällt. Und irgendwie ist auch das ja schön, es fühlt sich oft doch wie eine große, sehr friedliche Familie an. Aber hier gilt halt: damit man wieder kommt, muss man sich wohl fühlen. Und die Leute tun einiges dafür, dass es so ist, nicht umsonst werden die Camps immer größer und besser ausgestattet. Aber auch das Gelände trägt dem Rechnung, es gibt da immer viel zu entdecken und es hat erheblich mehr Flair als Festivals ähnlicher Größe.
Nur da gilt halt auch: wenn sich das Gefühl verläuft, weil es in Jahren mit schlechtem Wetter nicht mehr hergestellt werden kann und man das Gefühl hat da wäre mehr Vorbereitung möglich gewesen. Oder auch die Sache mit den langen Laufwegen vorbei an mehreren Hektar voll Premium-Camping ... dann haben die, die immer wieder gekommen sind vielleicht auch irgendwann keine große Lust mehr darauf. Und das wird dann einem als Veranstalter irgendwann auch zum Problem.