Ja, aber das Leid sieht ja kaum jemand mit eigenen Augen.
Wenn ich an Anfang März zurückdenke, wurden bei uns damals in der Abteilung auch die größten Horrorszenarien für die kommenden Wochen und Monate gesponnen. Letztendlich waren natürlich einige Covid-Patienten im Haus aber es war insgesamt bei weitem nicht so schlimm wie befürchtet. Das gleiche hoffe ich auch für die kommenden Monate.
Nein, niemand sieht das Elend, außer die direkt Betroffenen.
Es fragt auch keiner, wie lange die Mitarbeiter in den Gesundheitsämter noch durchhalten oder wie viele Überstunden in den Testlabors gemacht werden.
Es macht sich auch keiner darüber Gedanken, dass sich das Personal in den Krankenhäusern, aber auch von den Ordnungsämtern oder bei der Polizei täglich einem deutlich erhöhten Infektionsrisiko aussetzen müssen.
Wäre nicht schlecht, wenn man auch mal daran denkt...
Ich bin auch der Meinung, dass man nicht überdramatisieren darf. Das hat sicher auch dazu geführt, dass viele die Sache irgendwann nicht mehr ernst genommen haben. Will ich hier ja auch nicht, aber mal die blanken Zahlen zu betrachten, kann nicht schaden.
Wir haben in Deutschland allein vom 01.-30.10. etwa 60.000 Infektionen
mehr zu verzeichnen als im Zeitraum von der Erstmeldung bis 30.04., also der 1. Hochphase. Tendenz ist jetzt weiter steigend und wir haben noch ein Feiertagswochenende vor uns, bis wir wieder richtig ernst machen. Wenn man da nicht alarmiert ist, um sein Verhalten zu überdenken und ggf. zu ändern, wann dann?