Die Selbstausbeutung könnte für das Unternehmen auch Langzeitfolgen haben. US-Experten vermuten, dass die Anwesenheit kranker Mitarbeiter andere Angestellte unter Druck setzt. So werde das Betriebklima vergiftet - und die Produktivität insgesamt verringert. Hinzu kämen Know-how-Verluste und betriebsinterne Ansteckungswellen. Nach dieser Rechnung kostet ein Mitarbeiter, der krank ins Büro kommt, das Unternehmen ein Vielfaches mehr als einer, der zu Hause bleibt. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin weist allerdings darauf hin, dass solche Langzeitfolgen nur wenig erforscht sind.
Doch was auch immer man dem Problem des Präsentismus alles zuschreibt - eines ist klar: Wer krank arbeitet, kostet sein Unternehmen sinnlos Geld. In den kommenden Jahren könnte das zu einem noch größeren Risiko werden. Denn die Krankheitskosten nehmen rasch zu.
2009 beliefen sich die Gesundheitsausgaben auf 278 Milliarden Euro - das entspricht rund zwölf Prozent des Bruttoinlandprodukts. In den kommenden Jahren dürften sie weiter steigen: Laut Statistischem Bundesamt werden in 15 Jahren rund 40 Prozent der Erwerbstätigen zwischen 50 und 65 Jahre alt sein. Dann dürften weit mehr Arbeiter unter Krankheiten wie Diabetes, Herzproblemen, Arthrose oder Rückenschmerzen leiden.
"Die Gesundheit der eigenen Mitarbeiter wird zum Wettbewerbsvorteil", sagt Booz-Mann Fricker. "Allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht müssten Unternehmen ein Interesse haben, einen Beitrag zur Fitness ihrer Mitarbeiter zu leisten." Hilfreich seien Vorsorgeuntersuchungen gegen Krebs und andere Krankheiten sowie Betriebssport. "Jede Krankheit muss mit geeigneten Maßnahmen adressiert werden."
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