Operation: Brainfuck
Sitzung vom 24. 11. 2009: „Sprache und Raum“
Fragen zu:
Vater, Heinz (1996): Einführung in die Raum-Linguistik. Köln: Gabel.
1.
a. Wie beschreibt Vater (1996: 50 - 52.) [unter Berufung auf Hill (1982] die
deiktischen Perspektiven?
In der deiktischen Perspektive macht der Sprecher sich selbst zum Referenzpunkt
für die Beschreibung. Man unterscheidet:
Vis – à – vis –Perspektive (facing): Bezugsobjekt sieht Sprecher an bzw. steht
ihm gegenüber. Englisch und Deutsch.
Tandem – Perspektive (aligned): Orientierungsfeld des Bezugsobjektes als
Fortsetzung des eigenen Orientierungsfeldes. Angewendet im Hausa (Afrikanische
Sprache)
b. Welche Strategien können bei der Verwendung der beiden Perspektiven
angewendet werden? Interpretieren Sie dazu die Abbildung 11(vgl.ebd.:53).
Die Strategien des Englischen und des Hausa werden aufgeführt.
Es werden jeweils drei Wahrnehmungsumstände unterschieden:
• Statisch, sichtbar: Tandem – und Vis à Vis - Perspektive
• Statisch, unsichtbar: für beides Vis – à vis – Perspektive => Bezugsobjekt
vom Verweisobjekt verdeckt
• Dynamisch, sichtbar: für beide Tandem – Perspektive => bevorzugt, da die
Situation dynamisch ist => d. h. sich bewegende Gegenstände enthalten
oder wenn Gegenstände als bewegt wahrgenommen werden
2. Wie unterscheiden sich die deiktische und die intrinsische Perspektive (vgl. ebd.:53)?
In der intrinsischen Perspektive sind die inhärenten Raumeigenschaften des
Bezugsobjektes der Bezugspunkt. Der Gegenstand hat also selbst eine Orientierung und
drei asymmetrische Achsen (vorne / hinten; oben / unten; rechts / links).
3. Zeigen Sie an Beispielen, auf welche Strategien ein Sprecher zurückgreifen kann, wenn er
ein Verweisobjekt in Relation zu seinem Bezugsobjekt lokalisieren will (vgl.ebd.: 53f.)?
Welche Probleme dabei entstehen (vgl.ebd.: 58–59)?
(Strategie= der Sprecher kann bewusst eine Wahl zwischen deiktischer und intrinsischer
Perspektive treffen.)
Deiktische Strategie: Sprecher bezieht Verweisobjekt auf seine eigene Orientierung, die
intrinsischen Orientierungseigenschaften des Bezugsobjektes werden bewusst ignoriert.
Institut für Germanistik HS 2009
Basismodul A, Teil 2, Syntax und Semantik Prof. Dr. Elke Hentschel
Svenja Heimsch, Martina Hostettler, Sara Renggli
Intrinsische Strategie: Die Origo (Ich, Hier, Jetzt) wird vom Sprecher auf das
Bezugsobjekt verschoben.
Problem: In allen Fällen, bei denen deiktische und/oder intrinsische Strategie angewendet
werden können, gibt es bei der Lokalisierung Probleme für den Adressaten- er muss
herausfinden, ob der Sprecher den Gegenstand deiktisch oder intrinsisch lokalisiert.
→ Unterscheidung von „Originär-Deixis“ und „Wegdeixis“
Fragen zu:
Langacker, Ronald W. (2000): Grammar and Conceptualization. Berlin/New York:
Mouton de Gruyter.
1. Was versteht Langacker (2000: 24) unter konzeptionellen Archetypen (conceptual
archetypes)?
Beispiele für conceptual archetypes: Die Vorstellung von einem physischen Objekt,
die Vorstellung eines physischen Objekts, das Raum einnimmt,
Objekt, welches seine Lage verändert => Reaktion auf sich bewegende Objekte =>
archetypisches Objekt aufgerufen
Basis Archetypen sind räumlich
Archetypen werden konstruiert und kategorisiert => relevant für die Satzstrukturen
→ allgemein: Die Erfahrung der Wahrnehmung, des Denkens, der Fühlens
Grundlegung => Räumliche Wahrnehmung => Langacker baut sein Syntaxkonzept
darauf auf
2. Erklären Sie Langackers (ebd.: 24f.) kanonisches Ereignismodell (canonical event
model).
Mehrere conceptual archetypes zusammen bilden ein canonical event model.
Das canonical event model enthält die beiden semantischen Rollen Agens und Patiens.
Es geschieht eine physikalische Aktion; etwas verändert sich.
Fokus auf einen bestimmten Abschnitt im Raum; etwas wird aus räumlicher
Wahrnehmung ausgeschnitten
Das Agens bringt einen Anstoss, es ist Ausgangspunkt der Handlung und Anstifter.
Das Patiens wird gebraucht, um ein Objekt zu beschreiben, das eine (innere)
Lageänderung durchmacht.
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1. Die Aufmerksamkeit wird auf eine Aktivität gelenkt => Perspektivierung, steht in
einem wohldefinierten Raum => Gesichtsfeld einer Person
2. Rollenzuweisung => Mit Hilfe von Rollenarchetypen => AG + PAT => dem
Viewer bereits bekannte Rollentypen
3. Bestimmte Wahrnehmung
3. Welche Faktoren müssen in Betracht gezogen werden, um Subjekt und Objekt als
linguistische Prototypen definieren zu können (ebd.: 27-29)?
• Semantische Rolle: Agens / Patiens => grundlegende Rolle, Prototypen =>
typisch, aber nicht universal (z.B: im Hinblick auf Ergativsprachen)
• Informationsstruktur: Topic und Comment
Subjekt: primary clausal topic => Thema / Das Bekannte => Bekanntes wird
aufgenommen und gleichzeitig wird darüber eine Aussage gemacht.
Rhema => neue Information / Comment
Bsp: Petra (Thema) ist leider krank (Rhema),
Objekt: secondary clausal Topic => zweites Topic => Objekte können auch
thematisch sein
Bsp: Petra (T1) hat Klaus (T2) verlassen.
4. Welche archetypischen Rollen vertreten den schematischen Charakter von Subjekt und
Objekt und unter welchem Begriff werden sie zusammengefasst (ebd.: 29-30)?
Conceptual archetypes, also Agens und Patiens, sind Teilnehmende an einem Prozess.
Mögliche Rollen:
• Instrumental: Werkzeug => mit dem etwas ausgeführt wird, darüber steht immer
ein Agens
Bsp: Ich vergifte ihn mit Arsen (Instrumental)
• Experiencer: Etwas erfahren, aber auf Gefühlsebene (Unterkategorie des
Rezipienten => Gegenständlich: Ich gebe dir das Buch)
Bsp: Ihm ist schlecht
• Mover: Jemand, der seine Position im Raum verändert
Bsp: Der Felsen stürzt ins Tal / Es erhob sich
• Zero: Rolle des „Eigenschafthabens“, statisch, Gegenpol zum Mover
Bsp: Es ist gross
• Agens: Impliziert Leben
• Patiens
• Alle sind thematisch fassbar
• Interne Hierarchie:
Bestimmte Reihenfolge, wie das Subjekt von diesen Rollen besetzt werden kann.
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Das Agens wird meistens ausgewählt., falls es ein Aktiver Satz ist. Wenn es kein
Agens gibt, dann wird entweder Experiencer oder Instrumental zum Subjekt
gewählt. Patiens wird nur zum Subjekt, wenn der Satz im Passiv steht.
Bspe: Ich (Agens) öffne die Tür (Patiens) mit dem Schlüssel (Instrumental)
Der Schlüssel (Subjekt => Instrumental wird zum Subjekt) öffnet die Tür (Patiens)
Ich (Experiencer => da es kein Agens oder Instrumental gibt) friere!

